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Geliebte von Helmut Kohl: "Wollte nicht die deutsche Monica Lewinsky sein"


Ex-Geliebte von Helmut Kohl
"Ich hatte immer Panik, dass das rauskommt"

InterviewVon Imke Gerriets

Aktualisiert am 02.09.2019Lesedauer: 8 Min.
Interview
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Beatrice Herbold und Helmut Kohl: 1990 sollen sich die beiden in Bad Hofgastein in Österreich kennengelernt haben.Vergrößern des Bildes
Beatrice Herbold und Helmut Kohl: 1990 sollen sich die beiden in Bad Hofgastein in Österreich kennengelernt haben. (Quelle: privat)

Fünf Jahre lang hatte Beatrice Herbold nach eigenen Angaben eine heimliche Beziehung mit Helmut Kohl. Warum ihre Liebe aussichtslos war und wie sie als Geliebte mit Gewissensbissen umging, verrät sie in einem neuen Buch und im Interview mit t-online.de.

1990 sollen sich Beatrice Herbold und Helmut Kohl in einem Hotel in Bad Hofgastein kennengelernt haben. Er habe damals in der Sauna gesessen, sie soll sich unbedarft neben ihn gesetzt haben. Zu diesem Zeitpunkt war die damals 36-Jährige verheiratet und auch der Bundeskanzler war seit über 40 Jahren mit Hannelore Kohl liiert.

Mitte der Neunzigerjahre wurden sie nach ihren Angaben heimlich ein Paar. Ihre Liaison hielt demnach bis 1999. Nach der Wahlniederlage gegen Gerhard Schröders SPD im Jahr zuvor und der CDU-Spendenaffäre habe es gewaltig gekriselt. Sie habe ihre einstige große Liebe danach nicht mehr wiedererkannt, so die heutige Immobilienmaklerin Herbold.

Erst mehr als 15 Jahre später brach Beatrice Herbold ihr Schweigen. 2016 erzählte sie zum ersten Mal, dass sie viele Jahre die Geliebte von Helmut Kohl gewesen sei. Jetzt hat die 61-Jährige auch ein Buch mit dem Titel "Geliebte Freundin – Meine geheimen Jahre mit Helmut Kohl" herausgebracht. Im Interview mit t-online.de spricht sie darüber, wie sie als Geliebte von Helmut Kohl profitiert habe, was sie über seine damalige Frau Hannelore denkt, und wie es gewesen sei, jahrelang mit einer verborgenen Liebesbeziehung zu leben.

t-online.de: Sie schreiben, Sie seien in den Neunzigerjahren die Geliebte von Helmut Kohl gewesen. Mehr als 15 Jahre später haben Sie Ihr Schweigen gebrochen. Warum erst so spät?

Beatrice Herbold: Ich hatte immer Panik, dass das rauskommt. Erstens hätte es ihm in jeder Hinsicht sehr geschadet, zweitens wollte ich nicht die deutsche Monica Lewinsky sein. Ich hätte das nie gesagt, wenn die "Bunte" mich nicht damit konfrontiert hätte und auf mich zugekommen wäre. In meinem Umfeld gab es nur eine Freundin, die Bescheid wusste. Auf die konnte ich mich verlassen und sie hat bis heute nichts gesagt. Helmut Kohls Fahrer Eckhard Seeber und der ein oder andere weitere Fahrer waren darüber in Kenntnis gesetzt. Im Grunde genommen wussten das aber ganz viele, wie ich durch die "Bunte" später erfahren habe.

Die Affäre zwischen Ihnen und Helmut Kohl soll sich über Jahre hinweg gezogen haben. Wie war für Sie dieses Versteckspiel?

Eigentlich war es kein Versteckspiel, weil er sehr mutig war – im Gegensatz zu mir. Ich war diejenige, die öffentliche Auftritte abgelehnt hat, aber hin und wieder waren wir dann doch mal zusammen etwas essen. Für mich war das sehr schön, aber andererseits standen wir immer unter Beobachtung.

Sie waren zu diesem Zeitpunkt beide verheiratet. Haben Ihr damaliger Mann und Hannelore Kohl keinen Verdacht geschöpft?

Helmut hatte mir stets versichert, dass alles geregelt wäre mit Hannelore Kohl. Ich wusste, dass sie getrennte Schlafzimmer hatten. Ich bin nicht dafür geeignet, das Leben einer Geliebten zu führen. Ich bin für klare Verhältnisse. Ich war selbst überrascht, wie sich das entwickelt hat. Aber ich war in meiner Ehe sehr unglücklich. Das fing schon in der Hochzeitsnacht an. Da habe ich schon ganz klar gemerkt, dass ich einen Fehler gemacht habe. So wie mich Helmut Kohl gesehen und geschätzt hat, das fehlte mir in meiner Ehe. Das war für mich sehr unbefriedigend. Mein damaliger Mann lebte bereits sein eigenes Leben.

Ihre Affäre soll erst vier Jahre nach Ihrem ersten Treffen begonnen haben. Im Fahrstuhl kam es demnach zum ersten Kuss.

Das war keine Affäre, sondern Liebe. Im Fahrstuhl nahm ich seine Hand, um mich für die Gespräche, die wir während meines Aufenthalts im Hotel St. Georg führten, zu bedanken. Dann nahm er mich in den Arm. Leidenschaftlich und stürmisch küssten wir uns. Ich war überrascht und total aufgewühlt. Ich hatte panische Angst, dass uns jemand sieht. Dann hat es noch mal ein Jahr gedauert, bis wir wirklich zusammengekommen sind. Nach diesem Kuss habe ich nicht angenommen, dass wir ein Paar werden. Ich dachte, es war ein Ausrutscher. Meinem damaligen Mann gegenüber hatte ich ein schlechtes Gewissen, obwohl ich das nicht hätte haben müssen. Ich hatte mich schon innerlich von dieser Ehe verabschiedet und er sich auch.

Aber auch Helmut Kohl war zu diesem Zeitpunkt verheiratet. Wie sind Sie mit Gewissensbissen umgegangen?

Ich finde sowas nicht in Ordnung und das habe ich Helmut Kohl gesagt. Daraufhin meinte er, dass ich mir keine Sorgen machen soll, weil alles geregelt ist. Irgendwann reichte mir diese Aussage nicht mehr. Ich wollte genau wissen, was er damit meint. Dann sagte er, und inzwischen habe ich das auch von anderen erfahren, dass auch Hannelore nicht allein war. Nach außen drang das natürlich nicht. Sie war eine wunderbare, attraktive Frau, die Geschmack hatte. Ich fand sie ganz fabelhaft.

Demnach waren Sie trotzdem immer nur die Geliebte. Wie hat es sich angefühlt, dass Sie immer nur die Nummer zwei waren?

Ich wollte nicht die Nummer eins sein. Ich wollte nicht im Rampenlicht stehen. Ich war dankbar, dass keiner von mir wusste und ich unbehelligt durch die Straßen laufen konnte. Mein Privatleben war immer außen vor. Darüber nachzudenken, dass Helmut Kohl sich hätte scheiden lassen wollen und können, kam für mich gar nicht infrage – es sei denn, Hannelore Kohl hätte es gewollt. Wenn es von ihr ausgegangen wäre, dann hätten wir eine andere Situation gehabt. Andersherum hätte ich das nicht haben wollen.

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Sie hingegen haben sich von Ihrem Mann getrennt. Helmut Kohl war für Sie die Nummer eins. Sie schreiben, dass Loyalität und Treue seine wichtigsten Grundsätze gewesen seien.

Es wäre für ihn unvorstellbar gewesen, wenn ich noch einen anderen Partner neben ihm gehabt hätte. So was kann ich auch nicht. Ich bin sehr konservativ. Aus diesem Grund bin ich auch die ganzen Jahre nach der Trennung – außer einer kurzen Beziehung – alleine gewesen.

Sie schildern in dem Buch, dass Sie nackt mit dem Kanzler im Pool beim Kanzlerbungalow gemeinsame Liebesstunden verbracht haben. Warum bieten Sie so intime Einblicke?

Er kam zu mir in mein Reich und dann wollte er, dass ich zu ihm komme. Ich wollte das aber nicht. Mir war nicht wohl dabei, aber nach ein paar Jahren habe ich zugestimmt, mir das anzuschauen. Ich war entsetzt, wie es da aussah: So stellt man sich das nicht vor! Das Schönste war dort der Pool. Wenn man sich liebt, sollte man vielleicht nicht so viel anhaben. Ich war sehr glücklich in dieser Zeit mit ihm und er war glücklich mit mir. Ich fand die damalige Zeit sehr positiv und schön. Mir geht es darum, Helmut Kohl darzustellen, wie man ihn nicht kennt. Helmut Kohl hatte auch eine sehr zärtliche Seite, eine sehr emotionale, und er war sehr empathisch.

Was fanden Sie an Helmut Kohl attraktiv?

Ich fand diesen Mann wunderbar. Ein Mann muss für mich nicht wie ein Model aussehen. Ich hatte damals eine Modelagentur auch für Männer. Ich wäre nie eine Liaison mit einem Model eingegangen. Ich fand Helmut Kohl gutaussehend. Er hat ein Charisma, das war unglaublich. Wenn man ihn nicht persönlich kannte, dann war es schwer nachzuvollziehen. Wenn er einen Raum betrat, dann nahm er diesen durch seine übergroße Aura für sich komplett ein. Das war nicht nur seine imposante Größe, seine Fülle hat mich nie gestört. Ich habe ihn ganz anders wahrgenommen. Wir waren seelenverwandt und hatten eine karmische Bindung.

Haben Sie als angebliche Geliebte von seinem politischen Einfluss profitiert?

Es gab da eine Situation: Ich habe meine Modelagentur gegründet und brauchte dafür eine Lizenz. Kollegen haben damals bis zu einem Jahr lang auf eine Lizenz warten müssen, bei mir ging das sehr schnell. Aber das lag daran, dass für Frankfurt eine Lizenz frei war und natürlich, dass ich ein gutes Konzept vorgelegt hatte. Deshalb erhielt ich nach nur einem Monat die begehrte internationale Vermittlungslizenz. Plötzlich rief mich die Bundesanstalt an und meinte, ich würde bereits ohne Lizenz arbeiten, was aber nicht stimmte. Die Konkurrenz aus meinem näheren Umfeld wollte mir schaden. Es gab keine Beweise dafür und trotzdem musste ich die Konsequenzen tragen. Daraufhin habe ich mit Helmut Kohl gesprochen und habe ihm mein Herz ausgeschüttet. Zwei bis drei Tage später erhielt ich einen Anruf von demselben Herrn und er meinte, dass ich einflussreiche Freunde hätte. Die Lizenz sei wieder freigegeben.

Sie berichten, dass Sie noch viele weitere Vorteile durch Helmut Kohl gehabt haben: Angeblich Geld, teure Geschenke, sogar das Gesetz soll er für Sie geändert haben. Waren das klassische Vorzüge einer Geliebten?

Wenn Sie jemanden lieben, dann wollen Sie, dass es ihm gut geht. Von meiner Seite her ist es genauso gewesen. Helmut Kohl habe ich 1996 von meiner Idee für eine Fernsehshow erzählt und er meinte, dass ich doch mal Leo Kirch fragen kann. Dann saßen wir zusammen und Leo Kirch hat gesagt, dass wir die Sendung machen. Denn Leo Kirch war von der Sendung überzeugt. Dass ich Geld von Helmut Kohl annehmen musste, spiegelte auch meine Situation wider. Nach der Scheidung war ich mittellos. Meine Scheidung hat fast 30.000 DM gekostet.

Somit konnten Sie auf Helmut Kohl zählen.

Wenn Sie mit jemandem eine Zukunft sehen, dann gehen Sie aus der Sache anders heraus. Ich habe mit Helmut Kohl keine Zukunft gesehen. Ich war richtig depressiv und habe auch an seine Frau gedacht, der es durch die Lichtallergie immer schlechter ging. Das ist für mich die schlimmste Krankheit, die es überhaupt gibt. Wenn Sie nicht mehr rausgehen können und auch kein Kerzenlicht mehr ertragen, dann kann es schlimmer nicht mehr sein. Helmut Kohl hatte nicht nur seine kranke Frau, sondern auch seine depressive Geliebte. Es war schlimm für ihn.

Woran ist Ihre angebliche Liebe zerbrochen?

Als Bundeskanzler war er geschützt und keiner hätte sich getraut, gegen ihn vorzugehen. Nach der Wahlniederlage gab es diesen Schutz nicht mehr. Nach der Spendenaffäre war er sowieso angreifbar. Es wäre ein Desaster gewesen, wenn das auch noch rausgekommen wäre. Ich denke, dass er mich schützen wollte. Und unsere Liebe war gelebt, es gab keine Zukunft mehr, es war aussichtslos.

Wann haben Sie sich das letzte Mal gesehen?

Das war im Jahr 2000, als ich nach Königstein-Falkenstein in meine neue Wohnung, die auf einem Hotelgelände lag, gezogen bin. Mit Jelzin war er im Hotel und hat gegessen. Ich saß derweil mit Ecki Seeber zusammen. Zu diesem Zeitpunkt waren wir auch nicht mehr zusammen.


Als er gestorben ist, schreiben Sie, dass Sie am Boden zerstört waren.

Helmut Kohl blühte kurz vor seinem Tod noch einmal auf. Sein Tod war ein Schock, ich habe direkt geweint. Nach einigen Tagen habe ich noch einen Eintrag ins Kondolenzbuch der CDU geschrieben. Für mich war das ein Abschluss. Es ist aber so unwiderruflich und das tut so weh. Aber das Wichtigste unserer Zeit ist mir in Erinnerung geblieben.

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