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Kunstflugexperte erklärt den "Polizeiruf 110: Ikarus"


Kunstflugexperte erklärt den "Polizeiruf 110: Ikarus"
Kann man einen Sturz aus einem Flugzeug überleben?

t-online, Lars Schmidt

08.05.2015Lesedauer: 2 Min.
Szene aus "Polizeiruf 110: Ikarus". Der Pilot (rechts) und seine Begleitung in der Tiger Moth.Vergrößern des BildesSzene aus "Polizeiruf 110: Ikarus". Der Pilot (rechts) und seine Begleitung in der Tiger Moth. (Quelle: rbb Oliver Feist)
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Ein Kunstflugpilot stürzt nach einem Looping aus dem Flugzeug und überlebt. Seine flugunerfahrene Begleiterin bringt die Maschine unter Kontrolle und landet sie beinahe unbeschadet. So begann am Sonntag der "Polizeiruf 110: Ikarus". Und so mancher Zuschauer wird sich gefragt haben: Geht das überhaupt? Kann man so einen Sturz überleben. Und kann man ohne Flugkenntnisse einen im Rückenflug befindlichen Flieger drehen und landen? Wir haben einen Experten gefragt.

Henry Bohlig, mehrfacher Deutscher Meister und Vizeweltmeister im Kunstfliegen, hält einen Fall aus einem auf dem Rücken fliegenden offenen Flugzeug zwar für sehr unwahrscheinlich, räumt dem Piloten aber durchaus Überlebenschancen ein. Noch dazu, wenn wie im Film ein Baum den Aufprall abfedert. Die Fallhöhe sei dabei nebensächlich: "Ob aus 1000 oder 100 Metern, das macht keinen Unterschied", so Bohlig gegenüber t-online.de. "Der Körper fällt mit der Erdbeschleunigung von 1g. Das sind rund 180 km/h. Schneller wird er nicht."

Fallschirmspringer überlebten schon Stürze aus großen Höhen

"Es gibt viele Beispiele von Fallschirmspringern, die solche Stürze überlebt haben", weiß der Pilot und Fluglehrer. So sorgte im Jahr 2011 der Fall einer dänischen Fallschirmspringerin für Schlagzeilen, die aus 1000 Metern auf einen Acker stürzte und unverletzt blieb. Als die Rettungskräfte eintrafen, war die Frau bei Bewusstsein. Bereits nach wenigen Stunden verließ sie die Klinik.

"So ein Flugzeug ohne Kenntnisse zu fliegen, ist nahezu unmöglich"

Dass die Begleiterin des Piloten nach dessen Sturz die Maschine vom Typ Tiger Moth weiterfliegen konnte, hält der Kunstflieger dagegen für sehr unrealistisch. "So einen Doppeldecker ohne Ahnung vom Fliegen zu drehen und zu landen ist nahezu unmöglich. Dazu kommt, dass der Fluggast in dem Zweisitzer vorne sitzt und damit den Schwerpunkt nach vorne verlagert, wenn der hintere Sitz leer ist. Das verkompliziert die Sache zusätzlich." Dennoch gelingt im "Polizeiruf" dieses Kunststück und die unfreiwillige Pilotin kommt mit ein paar blauen Flecken davon.

Filmflugzeug ist gar kein richtiger Kunstflieger

Das Filmflugzeug, eine de Havilland D.H.82 Tiger Moth, sei auch gar keine richtige Kunstflugmaschine, weiß Henry Bohlig. "Es hat zwar eine Kunstflugzulassung, ist aber nicht dafür gebaut und auch nicht besonders gut geeignet." Der von 1931 bis 1945 gebaute Flugzeugtyp ist eigentlich ein Schulflugzeug und mit einer Höchstgeschwindigkeit von rund 170 km/h für einen Kunstflieger zu langsam.

2010 ereignete sich mit einem Flieger dieses Typs bei einer Flugschau nahe Nürnberg ein schwerer Unfall mit einem Toten und 20 Verletzten. Die Maschine war beim Start zu einem Formationsflug nach rechts ausgebrochen und in die Zuschauermenge gerast.

Im "Polizeiruf" aus Brandenburg mit Maria Simon und Horst Krause (hier geht's zu unserer TV-Kritik) war übrigens ein manipulierter Gurt der Grund für den Sturz des Piloten. "Wenn so etwas wirklich passiert", so Henry Bohlig, der sämtliche Flugsport-Lizenzen besitzt, "hast du als Pilot keine Chance."

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