Dokumentationsreihe Sir Christopher Clark bereist die Vor-Corona-Welt

Berlin (dpa) - Erst kam die Deutschland-Saga, dann die Europa-Saga - und nun erkundet der Historiker Christopher Clark die ganze Welt.
"Welten-Saga" heißt seine neue ZDF-Reihe, die am Sonntag um 19.30 Uhr beginnt. Der australische Deutschland-Experte, der seit vielen Jahren in England lebt, stellt dabei herausragende Welterbestätten der Unesco vor.
Die Serie auf dem Terra-X-Sendeplatz führt an spektakuläre Orte auf vier Kontinenten. Die sechs Teile behandeln Afrika, Indien, den Orient, Lateinamerika, Europa und Südostasien. Seiner australischen Heimat hatte der 1960 in Sydney geborene Clark schon einmal eine eigene Miniserie gewidmet. Da entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass ihm das ZDF einfach alles zutraut. Und man muss sagen: zu Recht.
Seit der Veröffentlichung seines Bestsellers "Die Schlafwandler" (2012) über den Ausbruch des Ersten Weltkriegs hat sich Clark eine wohl einzigartige Position aufgebaut. Zum einen ist der Professor aus Cambridge ein in der Fachwelt geachteter Wissenschaftler, vor allem wenn es um deutsche Geschichte geht.
Gleichzeitig hat er sich in Deutschland aber auch noch zum derzeit wohl populärsten TV-Historiker entwickelt. Das liegt daran, dass er - wie so mancher angelsächsische Forscher - verständlich und interessant erzählen kann, nicht nur als Buchautor, sondern auch vor der Kamera. Zudem spricht er ein famoses Deutsch mit einem sehr charmanten Akzent - übrigens ohne jemals für längere Zeit in Deutschland gearbeitet zu haben.
Obendrein scheint sein Auftreten auch noch von englischem Understatement geprägt - nie wird er zum Showman. Zusammen ergibt das eine unschlagbare Kombination.
Auch dieses Mal lohnt es sich wieder, den von der Queen zum Sir Christopher geadelten Clark bei seinen Reisen zu verfolgen. Ein merkwürdiger Kontrast entsteht dadurch, dass der Zuschauer weitgehend an seine eigenen vier Wände und die unmittelbare Umgebung gebunden ist, während er sich von Clark die grenzenlose Vor-Corona-Welt vorführen lässt. Auch er selbst gesteht der Deutschen Presse-Agentur: "Es erscheint mir jetzt geradezu unwirklich, dass ich überhaupt auf diesen Reisen gewesen bin."
Seine persönlichen Highlights waren die Kirchen von Lalibela in Äthiopien, die aus einem Felsen herausgehauen sind; Persepolis im Iran, vor 2500 Jahren die Hauptstadt des ersten Weltreichs; und die Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha, die einst den Mittelpunkt der größten Stadt der Welt bildete: "Die zieht einem die Socken aus."
So unterschiedlich die Unesco-Stätten auch sind, eines verbindet sie in seinen Augen alle: "Diese Kulturerbestätten sind mehr Orte der Kommunikation und der Verbindung als Manifestationen des Einmaligen." So wundert er sich im Dom von Quito, der Hauptstadt Ecuadors, über anscheinend arabische Einflüsse und denkt sich: "Das kann doch gar nicht sein!" Doch dann stellt sich heraus, dass viele Handwerker, die die Spanier aus der Alten Welt mitgebracht hatten, bekehrte Mauren waren. So ziehen sich unsichtbare Fäden von einer Hochkultur zur anderen.
Auch Deutschland ist vertreten: Mit den Ritterburgen des Oberen Mittelrheintals, dem Industriedenkmal Völklinger Hütte im Saarland und dem immateriellen Kulturerbe Orgelbau und Orgelmusik. Dafür besuchte Clark die Orgelbaufirma Klais in Bonn: "Da habe ich ein Gefühl bekommen für eine Welt, in der jeder Beitrag für das Endergebnis zählt. Die Menschen sind unglaublich stolz auf ihr Können."