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Medien: Hier ist noch lange nicht Schluss


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Hier ist noch lange nicht Schluss

Von dpa
07.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Marlis erzählt im Dokumentarfilm "Hier ist noch lange nicht Schluss" von ihrem Leben in einem kleinen Dorf.Vergrößern des BildesMarlis erzählt im Dokumentarfilm "Hier ist noch lange nicht Schluss" von ihrem Leben in einem kleinen Dorf. (Quelle: Daniela Agostini/ZDF./dpa)
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Berlin (dpa) - Die deutschen Großstädte boomen. Der Zuzug steigt kontinuierlich. Vor allem junge Leute sind es, die sich in den Ballungszentren ein besseres Leben versprechen. Fehlender Wohnraum, steigende Mieten und erbitterter Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt sind die Folgen dieser Entwicklung.

Abseits der Metropolen haben die Dörfer aber ihre eigenen Probleme. Ein Beispiel dafür ist Postlow, eine kleine Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern, die sich in der Nähe der Ostsee befindet und trotzdem sehr abgeschieden wirkt. Der Ort steht im Mittelpunkt der Dokumentation "Hier ist noch lange nicht Schluss", die an diesem Dienstag (22.30 Uhr) im ZDF zu sehen ist.

Der Untertitel "Kampf gegen das Dorfsterben" ist dabei wörtlich zu verstehen. Vor zehn Jahren zählte Postlow knapp 400 Einwohner. Heute leben hier nur noch 287 Menschen, die schon in die nächstgelegene Stadt fahren müssen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. In der Gemeinde gibt es weder Kneipen noch Geschäfte, weder eine Schule noch einen Arzt. Dafür fehlt es nicht an verlassenen Gutshöfen, alten DDR-Bauten und weiten Feldern.

Daniela Agostini zeigt gleich zu Beginn ihres Films marode Häuser, die sich sich zwischen Bäumen und Wildwuchs verstecken. So herbstlich-trist wie es hier draußen aussieht, fühlt es sich auch für viele innerlich an, die dem Dorf den Rücken kehren. Gleichwohl haben sich einige dazu entschieden, Postlow die Treue zu halten. Vier von ihnen hat Agostini ein Jahr mit der Kamera begleitet und Momente eingefangen, in denen sich Frust mit Optimismus mischen.

Da ist zum Beispiel Ursula B. (74), die mit zwei Jahren als Flüchtlingskind aus Ostpreußen nach Postlow kam. Sie hat keine Familie mehr, keine Kontakte aus früheren Zeiten. Nichts ist mehr, wie es war. Was der Rentnerin fehlt, bringt sie schnell auf den Punkt: "Früher gab es noch eine Dorfgemeinschaft, doch nach der Wende hat sich jeder mehr zurückgezogen", sagt Ursula wehmütig. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Um den widrigen Umständen zu trotzen, pflegt die 74-Jährige eine enge Beziehung zu ihren Nachbarinnen.

Nicht weniger wiegt das Schicksal des 66-jährigen Ulrich W. Der ehemalige Schlosser verlor nach der Wende seine Arbeit und schlug sich mehr schlecht als recht durch. Krankheitsbedingt musste er in Frührente gehen. Dass gerade junge Leute wegziehen, versteht Ulrich gut. Doch es gibt auch andere: Marlis K. (53) zum Beispiel, die mit ihrem Mann Hartmut eine Obst-Mosterei gegründet hat. Im Hofladen verkauft das Paar seine Erzeugnisse wie Marmelade und Säfte oder Honig aus dem Nachbardorf. Regionale Produkte - das kommt nicht nur gut an, sondern fördert auch die lokale Wirtschaft.

Zu den Tatkräftigen im Dorf gehört auch Oliver H. (28), der im Gegensatz zu Ursula, Ulrich oder Marlis die DDR-Zeit und die Umbrüche gar nicht mitbekommen hat. "Hier gibt es nichts, deshalb wollen wir etwas tun", sagt der 28-Jährige. Anders als viele junge Postlower ist er in seiner Heimat geblieben. Er engagiert sich in der Freiwilligen Feuerwehr, unterstützt Kinder und Jugendliche, organisiert kleine Events und verfolgt das Ziel, mit Gleichgesinnten mehr Schwung in die Gemeinde zu bringen. Sie soll für junge Leute attraktiver werden.

Agostini redet nichts schön, zeigt aber immer wieder auf, dass sich in dem 300-Seelen-Dorf Widerstandskräfte regen. Die Gemeinde ist noch lange davon entfernt aufzugeben. Marlis und Oliver sind der beste Beweis dafür, weshalb Agostini die Hoffnungsträger in den Vordergrund rückt. Ihre Kamera schaut in die verschiedensten Ecken. Sie blickt in Ursulas Wohnzimmer und kreist im Betrieb von Marlis und Hartmut. Sie kriecht in Ulrichs Stall und folgt Oliver im Feuerwehrwagen.

Widersprüche ziehen sich durch den ganzen Film. So ist etwa die Verwunderung groß, als Marlis davon erzählt, wie schwer es ihr und ihrem Man fällt, im Herbst Helfer für die Mosterei zu finden, obwohl Arbeitslosigkeit zu den größten Problemen in Postlow gehört. Solche Gegensätze machen die Dokumentation überaus sehenswert. Der Film endet damit, wie Marlis und Hartmut planen, im Hof ihrer Mosterei ein Café zu eröffnen. Das wird vielleicht der zukünftige Treffpunkt in Postlow. Mit dieser Hoffnung kämpft das Dorf weiter.

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