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Hamburg: Nächste Oligarchen-Jacht festgesetzt – wohl 400 Millionen Euro wert


Vorbesitzer war Abramowitsch
Erfolg für Ermittler: BKA setzt zweite Oligarchen-Jacht in Hamburg fest


Aktualisiert am 13.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Die Megajacht "Luna" liegt im Werfthafen von Blohm + Voss in Hamburg: Das Schiff wurde nun von deutschen Behörden festgesetzt.Vergrößern des Bildes
Die Megajacht "Luna" liegt im Werfthafen von Blohm + Voss in Hamburg: Das Schiff wurde nun von deutschen Behörden festgesetzt. (Quelle: Stephan Wallocha/imago-images-bilder)

Erfolg für deutsche Ermittler: In Hamburg wurde die zweite Megjacht eines sanktionierten russischen Oligarchen festgesetzt. Zusammen sind die Schiffe knapp eine Milliarde Euro wert.

Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) haben die zweite Megajacht eines russischen Oligarchen festgesetzt, wie t-online auf Anfrage erfuhr. Die "Luna" des Oligarchen Farchad Achmedow liegt derzeit im Werfthafen von Blohm + Voss in Hamburg – und muss vorerst dort bleiben. Mitte April war bereits die "Dilbar" festgesetzt worden, die der Schwester des russischen Oligarchen Alischer Usmanow gehört. Auch sie liegt bei Blohm + Voss. Zuerst hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.

Laut Angaben des BKA konnte die Ermittlungsgruppe "Ukraine" die Eigentumsverhältnisse der "Luna" aufklären. Nach deutschem Recht ist die Festsetzung von Vermögensgegenständen sanktionierter Personen eine heikle Angelegenheit. (Lesen Sie hier, warum der Zugriff für deutsche Behörden kein leichtes Spiel ist.) Als Eigentümer der "Luna" wurde nun der russische Oligarch Farchad Achmedow identifiziert. Er steht bereits seit dem 8. April auf der Sanktionsliste der Europäischen Union (EU).

Hamburg: Behörden setzen zweite Oligarchen-Jacht fest

Die EU beschreibt Achmedow als russischen Geschäftsmann, der im Energiesektor und der Kommunalpolitik tätig ist. Der 66-jährige kremlnahe Oligarch sei als "ein führender Geschäftsmann und in Bereichen der Wirtschaft tätig, die der Regierung der Russischen Föderationals wichtige Einnahmenquelle dienen". Seine nun festgesetzte Luxusjacht soll laut BKA-Angaben rund 400 Millionen Euro wert sein.

Sobald einer sanktionierten Person das Eigentum eines Vermögensgegenstandes wie der "Luna" nachgewiesen werden kann, ist dieser eingefroren. Das heißt laut Auskunft des BKA, dass die Jacht einem Verfügungs- und Bereitstellungsverbot unterliegt. Eingefrorene Jachten und andere Gegenstände dürften nach Sanktionsrecht nicht mehr veräußert, vermietet oder belastet werden. Die Behörde betont, dass die Jacht nicht beschlagnahmt und sichergestellt worden ist.

BKA-Ermittler haben schon andere Oligarchen-Jacht festgesetzt

Schon im April hatten die Ermittler des BKA herausgefunden, wem die in Hamburg liegende "Dilbar" – laut BKA etwa 550 Millionen Euro wert – gehört. Als Eigentümerin wurde die Oligarchen-Schwester Gulbahor Ismailowa ausfindig gemacht. Auch sie steht seit dem 8. April auf der EU-Sanktionsliste. Die "Dilbar" liegt derzeit eingehüllt im Trockendock von Blohm + Voss in Steinwerder in Hamburg.

Das letzte Signal aus Hamburg sendete die "Luna" laut der Schiffsdatenbank "Marinetraffic" am 28. Februar. Das Luxusschiff fährt unter der Flagge der Marshallinseln im Pazifik und wurde im Jahr 2010 in der Lloyd Werft Bremerhaven gebaut. Das Internetportal "Superyachtfan" berichtet, dass die "Luna" 18 Gäste in neun Kabinen beherbergen kann. Für die 50-köpfige Crew stehen 25 Kabinen zur Verfügung.

U-Boot, Hubschrauber und Beiboote – "Luna" kostet 25 Millionen US-Dollar pro Jahr

Zur "Luna" soll auch ein kleines U-Boot gehören, außerdem mehrere Beiboote und ein Hubschrauber – Landeplätze gibt es zwei. Das 115 Meter lange Luxusschiff verschlingt laut "Superyachtfan" jährliche Unterhaltskosten von bis zu 25 Millionen US-Dollar.

Ihr Vorbesitzer war niemand Geringerer als Roman Abramowitsch, seines Zeichens ebenfalls ein russischer Oligarch und ehemaliger Besitzer des englischen Fußballklubs FC Chelsea. Achmedow kaufte seinem Kumpel die Megajacht im Jahr 2014 ab. Laut dem Wirtschaftsmagazin "Forbes" sitzt Achmedow auf einem Vermögen von 1,6 Milliarden Euro.

Megajacht "Luna" war Streitobjekt bei Scheidung von Ex-Frau

In einem Rechtsstreit mit seiner Ex-Frau Tatjana Achmedowa hatte der Milliardär Achmedow die "Luna" zunächst verloren, später aber wieder zurückerstritten. Der britische "Guardian" bezeichnete die Scheidung im Jahr 2016 als "weltgrößten Scheidungsfall".

Im Zuge der Streitigkeiten verklagte Achmedowa sogar ihren eigenen Sohn Temur – er soll seinem Vater geholfen haben, Vermögenswerte zu vertuschen. Ein Gericht in London verurteilte Temur Achmedow dann zu einer Zahlung von umgerechnet fast 90 Millionen Euro.

Erst gestern hatte das Bundeskabinett in Berlin einen Entwurf eines Gesetzes beschlossen, das für mehr Möglichkeiten bei der Durchsetzung von Sanktionen sorgen soll. Um Eigentumsverhältnisse aufzuklären, sollen die Behörden Zeugen vernehmen, Wohnungen oder Büros durchsuchen und in Grundbücher Einsicht nehmen dürfen. Bis der Besitz geklärt ist, können Geld oder andere Ressourcen auch sichergestellt werden.

Verwendete Quellen
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