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Russische Rakete stürzte wegen Programmierfehler ab


Debakel für Russland
Peinliche Verwechslung führte zu Raketen-Panne

Von dpa, t-online, str

28.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Eine Sojus-Rakete beim StartVergrößern des BildesDie russische Sojus-Trägerrakete sollte am 28. November mehrere Satelliten in die Umlaufbahn der Erde transportieren. Sie haben ihr Ziel nie erreicht. (Quelle: ITAR-TASS/imago-images-bilder)
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Der Absturz einer Trägerrakete Ende November bringt die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in Erklärungsnot: Schuld an dem Debakel soll eine peinliche Verwechslung gewesen sein.

Einen Monat nach dem gescheiterten Start einer Rakete vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny führt Russlands stellvertretender Regierungschef Dmitri Rogosin den Absturz auf eine Verwechslung der Koordinaten zurück. Demnach sei die Rakete mit veralteten Einstellungen gestartet, die Koordinaten des früheren Weltraumbahnhofs in Baikonur in Kasachstan enthielt statt der neuen Standortdaten von Wostotschny an der chinesischen Grenze.

Dadurch konnte die Flugbahn nicht richtig berechnet werden, sagte der für Forschung zuständige Vizeregierungschef am Mittwoch in Moskau. Das habe den Absturz der Trägerrakete verursacht, die einen russischen Wettersatelliten sowie 18 kommerzielle Mikrosatelliten in die Erdumlaufbahn befördern sollte.

Der folgenreiche Programmierfehler wirft wieder kein gutes Licht auf die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos und das skandalumwitterte „Jahrhundertprojekt“ Wostotschny, das nach einer Pannenserie unter besonderer Beobachtung der russischen Regierung steht.

Für den 2016 in Betrieb genommenen Weltraumbahnhof Wostotschny war es erst der zweite Start einer Rakete. Mit der Trägerrakete vom Typ "Sojus" sollte am 28. November der Wettersatellit "Meteor-M Nr. 2-1" sowie mehrere Mikrosatelliten von Instituten aus Deutschland, Japan, Kanada, Norwegen, Schweden und den USA ins All geschossen werden. Doch kurz nach dem Start verlor Roskosmos den Kontakt zu der wertvollen Fracht. Die Rakete war zurück auf die Erde gefallen. Zwei Trümmerteile der Sojus-Rakete wurden einige Tage später in Sibirien entdeckt.

Eine Regierungskommission untersucht nun die Ursachen des Fehlschlags; ihre Schlussfolgerungen werden laut Rogosin "hart und objektiv" sein. Für den Vizeregierungschef steht bereits jetzt fest, dass es im Management von Roskosmos "systemische" Mängel gibt.

Russische Raumfahrt verliert auch Kontakt zu erstem Satelliten für Angola

Tatsächlich zeichnet sich bereits der nächste Rückschlag für die russische Raumfahrt binnen weniger Wochen ab: Wie russische Nachrichtenagenturen am Mittwoch berichteten, ist der Kontakt zum ersten angolanischen Satelliten im Weltall Stunden nach dem Start abgebrochen. Der in Russland gebaute Telekom-Satellit "Angosat-1" war mit einer Zenit-Trägerrakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All geschossen worden.

Zunächst habe der Satellit störungsfrei Signale gesendet, sagte ein Sprecher in Baikonur. "Doch dann ging die Verbindung verloren, es kamen keine telemetrischen Daten mehr an." Der Kontakt sei abgerissen, als die Flügel mit Solarzellen zur Stromversorgung ausgefahren worden seien. Experten hofften, den Kontakt wieder herstellen zu können.

Angosat ist der erste Satellit und das mehrfach verschobene Prestigeprojekt des südwestafrikanischen Landes. Er sollte dort die Telekommunikation, den Internetzugang und das Radio- und Fernsehangebot verbessern. Das Projekt war mit Hilfe eines Kredits russischer Staatsbanken in Höhe von 236 Millionen Euro finanziert worden.

Weltraumbahnhof Wostotschny: Vom Prestigeprojekt zu Putins Sorgenkind

Mit dem neuen Weltraumbahnhof Wostotschny will sich Russland von der geschichtsträchtigen Raketenbasis in Baikonur verabschieden. Von dort flogen der erste Satellit "Sputnik-1" sowie Juri Gagarin als erster Mensch ins All. Allerdings verlangt der Nachbar Kasachstan dafür eine jährliche Pacht von 115 Millionen Dollar. Auch deshalb legt Russland so viel Wert auf Wostotschny.

Doch Putins Prestigeprojekt war von Anfang an mit vielen Problemen und Pannen konfrontiert. So überschatteten Korruptionsvorwürfe den Bau der Anlage, die umgerechnet bis zu 5,3 Milliarden Euro gekostet haben soll. Als sie am 28. April 2016 feierlich eröffnet wurde war Putin extra aus dem tausende Kilometer entfernten Moskau angereist, um dem ersten Raketenstart beizuwohnen. Dieser musste jedoch wegen eines defekten Kabels um einen Tag verschoben werden. Putin rügte den zuständigen Vize-Regierungschef Rogosin und Roskosmos-Chef Igor Komarow für die technische Panne. Mehrere Verantwortliche wurden entlassen.

Frühestens 2023 sollen von dem neuen Weltraumbahnhof aus bemannte Flüge starten, zum Beispiel zum Mond – und eines Tages auch zum Mars. Bis dahin gibt es aber noch viel zu tun: So fehlen unter anderem noch mehrere Abschussrampen für die zukünftigen Raumfahrt-Operationen.

Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Neue Zürcher Zeitung
  • Stuttgarter Nachrichten über den Fund der Trümmerteile
  • Deutschlandfunk über die jüngste Pannenserie der russischen Raumfahrt
  • Die Sächsische Zeitung berichtete über den missglückten Start im November
  • Die FAZ über den Fehlstart.
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