Was TikTok so gefährlich macht
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TikTok zählt zu den beliebtesten Apps der vergangenen Jahre. Die Sicherheitsbedenken um die Spaß-App werden jedoch immer lauter. Sind die Sorgen berechtigt?
Die Popularität von TikTok ist bei Jugendlichen wie Erwachsenen ungebrochen. Mit der App können Sie Handy-Videos musikalisch untermalen und mit einer großen Fangemeinde teilen. TikTok verspricht schnelle Unterhaltung, aber auch schnellen Ruhm – und das alles kostenlos. Doch es gibt einen Haken.
App-Verbot auf dem Diensthandy
Zahlreiche Staaten stehen TikTok inzwischen sehr kritisch gegenüber. Sie bezweifeln, dass die Spaß-App aus China wirklich sicher ist. Sie gehen davon aus, dass TikTok die Nutzerdaten sammle und zum Mutterkonzern ByteDance weiterleite. Dieser könne sie dann seinerseits weiterleiten, verkaufen oder anderweitig verwerten, so die Bedenken einiger Sicherheitsexperten. Aus diesen Gründen dürfen zahlreiche Beschäftigte politischer Einrichtungen, wie der US-Regierung oder der EU-Kommission, die App nicht mehr auf ihrem Diensthandy installieren.
Staatsbedienstete der Bundesregierung müssen die App derzeit nicht von ihrem Diensthandy löschen. Einem Bericht zufolge hat sich die Bundesregierung zu dem Thema von einer Sicherheitsfirma beraten lassen. "Nach der Prüfung sieht die Regierung nach Informationen von WDR und NDR aktuell keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit – also keine schwerwiegende Gefahr", heißt es auf "tagesschau.de". Das bedeute jedoch nicht, heißt es seitens der Regierung weiter, dass die Datenschutzprobleme, die mit der App einhergehen, ignoriert werden. Dennoch sehe man aktuell noch von einem "ausdrücklichen Verbot" ab.
Beim Datenschutz sieht Bundesinnenministerin Nancy Faser vor allem die TikTok-Nutzer selbst in der Verantwortung. Jeder solle darauf achten, welche Informationen er teile. Denn hinter der Social-Media-App stehe ein chinesischer Konzern, "der staatlich gehalten wird und wo die Daten natürlich auch abfließen können."
TikTok erstellt eigene Nutzerprofile
Wie auch andere Social-Media-Apps misst TikTok das Verhalten seiner Nutzer. Vorwiegend, so heißt es, um den Inhalt anzuzeigen, den sich der User wünscht. Das bedeutet, die App wertet beispielsweise aus, welche Videos wie lange und wie oft angesehen wurden, welche Clips der User ignoriert oder auf welche Inhalte er positiv reagiert hat.
Dadurch kann das Unternehmen, das hinter TikTok steht, ein sehr genaues Nutzerprofil erstellen und Informationen über den User sammeln – Vorlieben, Abneigungen, Interessen, unbewusste Wünsche –, die sonst kaum einer kennt.
Gezielte Manipulation
Gefährlich wird das beispielsweise dann für den Einzelnen, weil mit diesem Wissen Nutzer manipuliert werden können. So geschehen beim US-Wahlkampf 2020 – damals allerdings auf Facebook. Mehr dazu in diesem Artikel.
TikTok könne auch Videos so ausspielen und verbieten, dass die politische Einstellung des Nutzers verändert werde – beispielsweise, indem die App häufiger pro-chinesische Inhalte anzeigt. Augenscheinlicher ist jedoch, dass tatsächlich Inhalte, die seitens der chinesischen Regierung unerwünscht sind, nicht auf TikTok hochgeladen werden können.
Weitere Risiken durch TikTok
Doch die gezielte Manipulation ist nicht das einzige Problem, das Sicherheitsexperten mit der App haben. Das zeigt der Datenskandal, von dem mehrere US-Journalisten betroffen waren, die kritisch über den Mutterkonzern ByteDance berichtet haben. Die Betroffenen berichteten, dass der Riesenkonzern die Daten aus der TikTok-App genutzt habe, um die Aufenthaltsorte der Journalisten herauszufinden und zu erfahren, ob sie sich mit TikTok-Mitarbeitern treffen.
Was TikTok noch über seine Nutzer weiß
Neben dem Nutzerverhalten und den Aufenthaltsorten greift die Video-App aber auch noch auf andere Daten aus dem Smartphone des Nutzers zu oder fordert den Zugriff aktiv und ununterbrochen ein, wenn der User nicht zustimmt; darunter unter anderem den Zugriff auf alle Kontakte aus dem Telefonbuch, auf den Ortungsdienst, den Kalender, auf die Daten aus der Zwischenablage, Informationen zu den aktuellen und zurückliegenden WLAN-Verbindungen sowie die Telefon- und Voicemail-Nummer des Smartphones.
Was TikTok an Daten sammelt
- Profilinformationen wie Handynummer und/oder E-Mail-Adresse
- Kontaktinformationen der Personen aus dem Adressbuch
- eingetippte Kommentare und Reaktionen (Likes)
- eigene hochgeladene Videos und Texte
- Standortinformationen
- Werbe-ID (Jeder TikTok-Nutzer erhält eine eigene Identifikationsnummer. Dadurch können Werbetreibende, die Inhalte auf TikTok geschaltet haben, den User genau identifizieren)
Das raten Sicherheitsexperten
Nutzer, die TikTok verwenden, sollten in den Sicherheitseinstellungen ihrer Handys unbedingt kontrollieren, welche Rechte sie der Video-App gegeben haben und hinterfragen, ob die App wirklich alle diese Rechte braucht oder ob sie bestimmte Zugriffsrechte nicht lieber verweigern sollten.
- tagesschau.de "Spaßige App - oder Sicherheitsrisiko?"
- spiegel.de "So viel weiß TikTok über Ihr Handy"
- golem.de "Chinesischer Tiktok-Betreiber hat vollen Zugriff auf Daten"