t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeDigitalAktuelles

Regierung schwenkt bei Corona-Warn-App um


Dezentrale Speicherung
Regierung schwenkt bei Corona-Warn-App um

Von dpa, t-online, avr

Aktualisiert am 27.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Die App soll helfen, die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn Ausgehbeschränkungen gelockert werden.Vergrößern des BildesDie App soll helfen, die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn Ausgehbeschränkungen gelockert werden. (Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Die Bundesregierung hat sich am Wochenende bei der Corona-Warn-App für eine dezentrale Speicherung entschieden um damit gegen das bisher geplante Konzept. Wann die App aber kommt, ist noch unklar.

Die Bundesregierung hat eine wichtige Richtungsentscheidung für ihre geplante Corona-Warn-App getroffen. Sie schwenkt auf eine dezentrale Speicherung der Nutzerdaten ein, wie Kanzleramtschef Helge Braun und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) am Sonntag bestätigten.

Diese Lösung ist nach Einschätzung von Experten besser für den Datenschutz als ein zentraler Abgleich der Daten. Zudem wird damit der Weg frei, die Apps mit den Smartphone-Systemen von Apple und Google zu verknüpfen. Das dürfte die Apps effizienter und sicherer machen.

Zuerst zentrale Speicherung bevorzugt

Zuvor hatten das ARD-Hauptstadtstudio und die "Welt am Sonntag" über die Entscheidung berichtet. Noch vor wenigen Tagen sah es danach aus, dass die Bundesregierung eher einen zentralisierten Ansatz bevorzugen könnte. "Bei einem zentralen Server müssen Sie demjenigen vertrauen, der ihn pflegt, also in diesem Fall dann möglicherweise einer staatlichen Stelle. Bei einem dezentralen System müssen Sie Apple und Google vertrauen, die das dann pflegen", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag.

Corona-Apps sollen helfen, die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn Ausgehbeschränkungen gelockert werden. Sie sollen erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind – und Nutzer warnen, wenn sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten hatten.

Der zentralisierte Ansatz war von Forschern und IT-Experten kritisiert worden. So warnte beispielsweise der Chaos Computer Club (CCC) vor der zentralen Speicherung von Daten. Der CCC verwies auf die Schweiz und Österreich, wo die Regierungen für ähnliche Apps auf "dezentrale und transparente Konzepte" setzten. Zudem seien beim dort verfolgten Ansatz auch Google und Apple als Anbieter von Smartphone-Betriebssystemen bereit zur Kooperation.

Wie das Google-Apple-Konzept funktioniert

Beim Konzept von Apple und Google soll die Entfernung zwischen den Nutzern anhand der Bluetooth-Signalstärke gemessen werden. Die Smartphones sollen zudem per Bluetooth Krypto-Schlüssel austauschen, die sich alle 10 bis 20 Minuten ändern. Damit soll man Begegnungen nachvollziehen können, ohne dass ein Einzelner nachverfolgbar wäre.

Ein Kernpunkt des Konzepts von Apple und Google ist, dass die Feststellung, ob man sich in der Nähe eines infizierten Nutzers aufhielt, ausschließlich auf den Smartphones erfolgen soll. Sie laden sich dafür mindestens einmal am Tag Listen von Krypto-Schlüsseln herunter, die infizierten Personen gehören. Dabei bleibt deren Identität für Apple, Google und die anderen App-Nutzer unbekannt.

Die Behörden können Grenzwerte für Signalstärke und die Zeit, die Geräte nebeneinander verbringen, festlegen. Das heißt: Google und Apple liefern die technischen Werkzeuge, aber die Gesundheitsbehörden entscheiden, wann sie von einer Ansteckungsgefahr ausgehen.

Lauterbach begrüßt Kursschwenk

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßt den Kursschwenk der Bundesregierung bei der Corona-Warn-App hin zu einer dezentralen Speicherung. Die Entscheidung sei mittlerweile unvermeidbar gewesen, weil sonst die Diskussion um den Datenschutz die Akzeptanz zerstört hätte, noch bevor sie fertig gewesen wäre, sagte er der "Passauer Neue Presse".

Auch die Grünen begrüßten die Regierungsentscheidung. Fraktionsvize Konstantin von Notz sprach im "Handelsblatt" von einem "Einlenken in der letzten Kurve". Die Linke-Netzexpertin Anke Domscheit-Berg sagte, sie sei positiv überrascht. Der Umgang von Spahn mit dem Thema sei "gerade sehr vorbildlich", sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (Montag). FDP-Fraktionsvize Frank Sitta mahnte: "Das Bundesgesundheitsministerium ist nun dringendst aufgefordert, zeitnah das weitere Vorgehen und bestehende Risiken vollumfänglich transparent offenzulegen."

Nicht zu große Hoffnungen in Apps setzen

Der Bonner Infektiologe Peter Walger warnte unterdessen vor übertriebenen Hoffnungen. "Ich erwarte von der App keine wirkliche Hilfestellung beim Versuch, in die Normalität zurückzukehren", sagte der Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag). "Wenn alle Mundschutz tragen und Abstand einhalten, wäre sie überflüssig, weil sie dann nur die unkritische Nähe geschützter Leute erkennt."

Die App sage nichts darüber aus, ob ein tatsächliches Infektionsrisiko bestehe, sondern definiere nur die Nähe einer Person zu einer potenziell ansteckenden Person.

Unklar, wann App erscheinen wird

Bis eine Corona-Warn-App in Deutschland bereitsteht, kann es laut Gesundheitsminister Jens Spahn noch etwas dauern. Man wolle den jetzt eingeschlagenen Weg mit einer dezentralen App "so schnell als möglich, aber auch so sicher als möglich gehen", sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend in den ARD-"Tagesthemen". Ein konkretes Datum nannte er nicht.

Zumindest im Falle der Schnittstelle von Apple und Google haben die Unternehmen aber ungefähre Daten genannt. So will Apple die Schnittstellen im Mai zunächst für iPhones mit der System-Version iOS 13 verfügbar machen, bei Google ist es Android 6.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website