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Tausende tote Jungtiere jährlich: Wie Drohnen Rehkitze das Leben retten


Tausende Jungtiere sterben jährlich
Wie Drohnen Rehkitze das Leben retten

dpa, Jörg Aberger

Aktualisiert am 06.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Rekitz: Bevor sie auf Nahrungssuche gehen, legen Rehmütter (Ricken) den Nachwuchs ins hohe Gras.Vergrößern des BildesRekitz: Bevor sie auf Nahrungssuche gehen, legen Rehmütter (Ricken) den Nachwuchs ins hohe Gras. (Quelle: WILDLIFE/N.Benvie/dpa-bilder)
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Rehkitze verstecken sich im hohen Gras und werden bei Mäharbeiten von Maschinen erfasst. Tausende Jungtiere sterben so jährlich. Tierschützer wollen das verhindern – mithilfe von Drohnen.

Brummend schwebt eine Drohne am frühen Morgen über dem Feld. Eine Wärmebildkamera an der Unterseite macht Temperaturunterschiede auf einem Monitor sichtbar. "Ein Reh hat eine Körpertemperatur von 39 Grad Celsius, der Boden ist deutlich kühler", sagt Dagmar Seidenbacher vom Projekt Rehkitzrettung Gera (Thüringen). So können die Wildretter erkennen, ob sich ein junges Reh im hohen Gras versteckt, das an diesem Tag gemäht werden soll. Dann holen sie das Jungtier vorsichtig heraus und legen es am Feldrand ab. Die Mutter kommt schon kurze Zeit später nach ihrem Kitz gucken. "Familienzusammenführung gelungen", sagt Andreas Nowack zufrieden, der das Projekt auch fotografisch unterstützt.

Bis zu 100.000 Kitze fänden in Deutschland jährlich den Tod, weil sie bei Mäharbeiten von den Maschinen erfasst würden, berichtet Mithelferin Nicole Elocin. "Wir wollten unbedingt etwas tun, um den Tieren das grausame Schicksal zu ersparen." Und so zieht sie mit ihren Mitstreitern in den frühen Morgenstunden los, um ihre Drohne starten zu lassen. In vielen Teilen Deutschlands haben sich ähnliche Projekte gebildet.

Tierschutzgesetz sollte Unfälle verhindern

Die Drohne aus Gera ist bereits in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen geflogen. Nicht immer ist ihr Einsatz erfolgreich, doch allein in diesem Jahr haben die Helfer fast ein Dutzend Rehkitze aufgespürt und aus Feldern geholt. Rehmütter, auch Ricken genannt, legen ihre Kitze im Feld ab und gehen auf Nahrungssuche. In den ersten Lebenswochen fehlt Jungtieren ein natürlicher Fluchtinstinkt. Stattdessen kauern sie reglos auf den Untergrund. So könnten sie leicht von Maschinen erfasst werden.

Im Grunde sollte es die Unfälle mit Rehkitzen gar nicht geben. "Landwirte sollen Jagdpächter immer vor dem Mähen informieren", sagt Elocin. Dies sei aus dem Tierschutzgesetz abzuleiten, wonach niemand ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund töten oder ihm Schmerzen oder Leiden zufügen darf.

Das Jungtier soll nicht nach Mensch riechen

"Früher sind Jäger oft mit Hunden losgegangen, um Kitze zu finden", erzählen die Tierschützer. Heutzutage seien aber immer weniger ausgebildete Hunde im Einsatz. So seien sie schon im Februar zu Jagdpächtern und Landwirten gegangen, um die Drohne als Ersatz anzubieten. "Das bringt doch nichts", habe es oft geheißen. Doch die Tierschützer ließen sich nicht entmutigen, zumal ihnen der Flug nicht verweigert werden darf. Stundenlang fliegen sie über die Felder, Helfer mit Funkgeräten werden zu den Punkten gelotst, wo sich Kitze verstecken.

Vorsichtig werden die Jungtiere dann mithilfe dicker Grasbüschel aufgehoben, in einen Karton gesetzt, an den Feldrand getragen und im Schatten abgelegt. "Sie sollen nicht nach Mensch riechen, weil ihre Mutter sie sonst nicht wieder annimmt", erklärt Nowack. Sind Menschen und Maschinen fort, riefen die Kitze nach ihrer Mutter. Sie holt die Kleinen dann ab.

Drohne aus eigener Tasche bezahlt

Komplett ehrenamtlich machen die Rehkitzretter aus Gera und Zeitz (Sachsen-Anhalt) ihren Job, durchstreifen am Morgen stundenlang Felder, um Jungtiere zu retten. Auch ihre Drohne haben sie privat finanziert. Im kommenden Jahr wollen sie eine weitere anschaffen – wenn das Geld für den Flugroboter, Wärmebildkamera und Monitor reicht. Der Bedarf wäre da, schon sind die ersten Buchungen für 2019 eingegangen.

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Die Rehkitzrettung per Drohne hat sich bereits in weiten Teilen Deutschlands etabliert. So lassen beispielsweise auch im brandenburgischen Dallgow-Döberitz, in Marktheidenfeld und Nördlingen (beides Bayern), im Schwarzwald oder im Osnabrücker Land Tierschützer, Jagdpächter und Bauern die Fluggeräte aufsteigen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hatte im Rahmen des "Forschungsprojekts Wildretter" ebenfalls entsprechende Technologien entwickelt.

Verwendete Quellen
  • dpa
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