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Finanzen: Deutsche überschätzen ihr Wissen – Risiko für Vermögen


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Gute Anlageentscheidungen treffen
Deutsche überschätzen ihr Finanzwissen


Aktualisiert am 08.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Finanzwissen ist kein Balanceakt (Symbolbild): Mit finanzieller Kompetenz lassen sich gute Investmententscheidungen treffen. (Quelle: peshkov)

Wer viel über Finanzen weiß, trifft gute Anlageentscheidungen – und umgekehrt. Zum Glück lässt sich das Risiko für schlechte Investments minimieren.

Idealerweise würde es so laufen: Viele Deutsche informieren sich regelmäßig über Finanzthemen in Zeitschriften, auf Online-Finanzportalen oder Social-Media-Plattformen. Sie eignen sich Wissen an über Aktien, Fonds und ETFs, verstehen, dass sie mit den besten Investmentfonds und Top-Aktien mehr Rendite erzielen können als mit Festgeld und haben entsprechende Produkte in ihren Depots. Aber so ist es nicht.

Viele Sparer in Deutschland verzichten beispielsweise noch immer auf steigende Erträge auf verzinsten Tagesgeldkonten. Damit schenken Sie Banken und Sparkassen etwa 70 Milliarden Euro. Mehr darüber erfahren Sie hier.

In Wirklichkeit driften Selbsteinschätzung und Finanzkompetenz auseinander. Das ist problematisch, wenn es dabei ums eigene Geld geht. Einer repräsentativen Umfrage der IU Internationale Hochschule Erfurt zufolge zeigen sich Deutsche in Sachen Finanzbildung zwar sehr selbstbewusst – aber nicht unbedingt zu Recht.

Halbwissen und Unkenntnis bei Finanzthemen

Vier von fünf Befragten (79,7 Prozent) schätzen ihre eigene finanzielle Bildung demnach "eher gut" bis "sehr gut" ein. Als wichtigste Quellen für ihr Finanzwissen gaben die Befragten unter anderem die Familie (41,3 Prozent), allgemeine Ratgeberbücher und -zeitschriften (37,1 Prozent) sowie Finanzwebseiten (36,6 Prozent) an. Von Influencern in den sozialen Medien lassen sich immerhin zwei von fünf Deutschen (19,6 Prozent) informieren.

Selbstüberschätzung: Dunning-Kruger-Effekt

Das Syndrom der Selbstüberschätzung kann auch auf andere Kompetenzbereiche zutreffen. Zum Beispiel glauben viele Autofahrer, deutlich besser zu fahren als der Durchschnitt. Fußballfans halten sich für kompetenter als der Trainer. Berufsanfänger überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten. Wähler einer bestimmten Partei glauben, dass sie das Land besser regieren könnten als die aktuelle Regierung. Der Dunning-Kruger-Effekt geht auf die Sozialpsychologen David Dunning und Justin Kruger zurück. Er bezeichnet allgemein die kognitive Verzerrung von Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen.

Test offenbart große Lücken

Um vorhandenes Wissen zu überprüfen, hat die Hochschule die Befragten einem Test unterzogen – und die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Von maximal 20 möglichen Punkten erreichten die Teilnehmer im Schnitt nur etwas mehr als die Hälfte (10,7 Punkte). Studienleiter Johannes Treu, Professor für Allgemeine Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der IU, schließt aus der deutlichen Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlichem Wissen, dass das eigene Finanzwissen oft überschätzt wird. Das kann bei Anlageentscheidungen zu unerwünschten Ergebnissen führen.

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Zehn Tipps, wie Sie das eigene Risiko minimieren

Zweifelsohne ist finanzielle Bildung die Ausgangsbasis für gute Investmententscheidungen, selbst dann, wenn ein Bankberater bei Entscheidungen hinzugezogen wird. Hier sind einige Tipps, wie Sie als Privatanleger Ihr Risiko minimieren und Ihr Wissen aufbessern können:

  • Seien Sie ehrlich zu sich selbst und hinterfragen Sie, ob ihr Wissen genügt, um in ein bestimmtes Finanzprodukt zu investieren. Erwägen Sie, professionelle Beratung oder Fachliteratur in Anspruch zu nehmen.
  • Testen Sie Ihr Finanzwissen regelmäßig. Dadurch bekommen Sie ein Gefühl, auf welchem Wissensniveau Sie sich befinden.
  • Sich mit anderen über Geld und Finanzanlagen auszutauschen, fördert die eigene finanzielle Bildung. Das Sprichwort "Über Geld spricht man nicht" gehört längst der Vergangenheit an.
  • Achten Sie darauf, dass bei der Bewerbung von Finanzprodukten in Internetforen oder in sozialen Medien oft nur die hohen Renditen präsentiert werden. Zu jedem Finanzprodukt gehören Risiken, die Sie in Ihren Entscheidungsprozess einbeziehen sollten.
  • Nutzen Sie unterschiedliche Medien, um sich zu informieren, also nicht nur Internetforen, in denen bestimmte Trends und Hypes verstärkt werden. Durch regelmäßiges Lesen von Finanznachrichten aus verschiedenen Perspektiven und den Meinungen unterschiedlicher Experten können Sie Ihre Anlageentscheidung noch besser abwägen.
  • Laufen Sie keinen Hype-Themen oder Trends hinterher. Typische Beispiele für Hypes an den Aktienmärkten sind derzeit die Themen KI und Diätmedikamente. Sobald Sie einen Trend bemerken, haben die größten Renditen bereits andere erzielt.
  • Seien Sie geduldig und haben Sie keine Angst davor, etwas zu verpassen. Die höchsten Renditen erzielen Sie immer über lange Zeiträume von zehn und mehr Jahren.
  • Geben Sie nicht auf, wenn Sie einen Fehler gemacht haben, beispielsweise beim Kauf eines ETFs, der eine schlechte Performance erzielt hat. Analysieren Sie die Gründe für Ihre falsche Entscheidung und machen Sie es beim nächsten Mal besser.
  • Setzen Sie niemals alles auf eine Karte, nur weil diese eine Aktie oder dieser ETF gerade überdurchschnittliche Renditen erzielt. Fangen Sie beim Geldanlegen mit kleinen Beträgen an, zum Beispiel mit einem ETF-Sparplan, und steigern Sie sich.
  • Investieren Sie nur in Produkte, mit denen Sie sich wohlfühlen und die Sie zu 100 Prozent verstehen. Schauen Sie sich die Zusammensetzung (beispielsweise von Fonds oder ETFs), die Beschreibungen und Kosten von Anlageprodukten genau an. Wenn Sie etwas nicht verstehen, recherchieren Sie so lange, bis nichts mehr unklar ist.

Mehr Finanzbildung wagen

Seit 2005 empfiehlt die OECD übrigens ihren Mitgliedsländern, finanzielle Bildung verbindlich in Schulcurricula aufzunehmen. Aus diesem Grund haben Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner in Berlin Maßnahmen zur Verbesserung finanzieller Bildung in Deutschland getroffen.

 
 
 
 
 
 
 

Im Rahmen einer Finanzbildungsstrategie spricht sich die Bildungsministerin für ein eigenständiges Schulfach aus. In dem Podcast "Auf Finanzreise" des Geldratgebers "Finanztip" sagte sie, dass ein solches Schulfach eine riesige Chance sei. Um den eigenen Lebensweg gestalten zu können, müsse man finanzielle Entscheidungen treffen können. Die Schule sei der Ort, um alle zu erreichen.

Doch auch ohne ein Schulfach stehen dank des Internets zahlreiche Quellen zur finanziellen Bildung zur Verfügung. Wer sie nutzt und sich stetig weiterbildet, wird gute Anlageentscheidungen treffen und sein Geld eigenverantwortlich vermehren.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • finanztip.de: Podcast "Auf Finanzreise" (Stand: August 2023)
  • karrierebibel.de: "Dunning-Kruger-Effekt: 4 Phasen der Selbstüberschätzung"
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