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Vitamin-D-Präparate: Sinnvoll oder Geldmacherei?


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Vitamin-D-Präparate: Sinnvoll oder Geldmacherei?

hm (CF), bl

Aktualisiert am 11.02.2016Lesedauer: 4 Min.
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Im Winter Mangelware: Sonnenlicht.Vergrößern des Bildes
Im Winter Mangelware: Sonnenlicht. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

In den Wintermonaten haben Vitamin D-Präparate regelmäßig Hochsaison.

Vitamin D durch Sonnenlicht

Vitamin D wird zum größten Teil vom Körper selbst gebildet. Dafür benötigt er die UVB-Strahlen der Sonne auf der Haut. In den dunklen Wintermonaten funktioniert dies jedoch nicht: Die Sonne steht so tief, dass die Strahlen in einem zu flachen Winkel auf die Haut treffen. Zudem halten sich die Menschen immer weniger im Freien auf, im Winter meistens nur morgens und abends wenn es dunkel ist. In Folge kann kaum Vitamin D gebildet werden und es kommt zu einem Mangel.

Zwar wird Vitamin D vom Körper im Fettgewebe gespeichert und bei Unterversorgung in den Blutkreislauf abgegeben, allerdings nur wenn im Sommer ausreichend Sonne getankt wurde.

Wie viel Vitamin D wird benötigt?

Als Richtwert für eine optimale Versorgung mit Vitamin D sieht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einen Wert zwischen 20 und 30 Nanogramm pro Milliliter vor, was etwa 800 Internationalen Einheiten (IE) entspricht. Zwar liegt in der Bevölkerung hierzulande kein schwerwiegender Vitamin-D-Mangel vor. Jedoch erreichen fast 60 Prozent der Deutschen die wünschenswerte Blutkonzentration nicht, wie Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts und des Max-Rubner-Instituts festgestellt haben.

Laut der DGE reicht die Vitamin-D-Zufuhr über die Ernährung nicht aus. Die Differenz muss über Aufenthalte in der Sonne und/oder über die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten gedeckt werden. Wer sich in den Sommermonaten häufig in der Sonne aufhält, könne auf die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten verzichten. Die Dauer der Sonnenlichtbestrahlung variiert je nach Hauttyp, Jahres- und Tageszeit.

Wichtig: Sonnenschutzmittel verhindern die Vitamin-D-Produktion!

Dauer der Sonnenlichtbestrahlung bei Hauttyp I und II Dauer der Sonnenlichtbestrahlung bei Hauttyp III
März bis Mai 10 bis 20 Minuten 15 bis 25 Minuten
Juni bis August 5 bis 10 Minuten 10 bis 15 Minuten
September bis Oktober 10 bis 20 Minuten 15 bis 25 Minuten

Vitamin D: Nicht ausreichend erforscht

Über die Menge der täglichen Versorgung mit Vitamin-D sind sich Forscher weltweit jedoch uneinig. Während die DGE eine tägliche Dosierung von 800 Internationalen Einheiten empfiehlt, sieht die US-amerikanische Fachgesellschaft für Endokrinologie eine tägliche Zufuhr von 1.500 bis 2.000 Internationalen Einheiten Vitamin D als optimal an.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie sieht die künstliche Zufuhr von Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel kritisch. "Die Mechanismen von Vitamin D sind noch nicht vollständig erforscht", sagt Vorstandsmitglied Helmut Schatz, gegenüber "welt.de". Er warnt: "Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis für den Nutzen. Man behandelt gesunde, beschwerdefreie Menschen mit Pillen." Demnach ist eine Supplementierung nur dann notwendig, wenn ein tatsächlicher Mangel festgestellt wurde. Für gesunde Menschen reicht es aus, sich im Frühjahr und Sommer mit nackten Armen und Beinen in der Sonne aufzuhalten.

Wie äußert sich ein Vitamin D-Mangel?

Bei Säuglingen und Kindern kann Vitamin-D-Mangel zu Rachitis führen. Bei dieser Erkrankung werden die Knochen nur unzureichend mineralisiert und bleiben weich und verformbar. Auch bei Erwachsenen kann es zu einer Störung des Knochenstoffwechsels kommen. Die Knochen werden weich und im höheren Alter kann es zu Osteoporose kommen.

Eine groß angelegte europäische Studie der Züricher Professorin Heike Bischoff-Ferrari gezeigt, dass sich zu viel Vitamin D im Alter auch schädlich auf die Gesundheit der Knochen auswirkt. Es zeigte sich, dass eine normale Dosierung von 20 bis 30 Nanogramm pro Milliliter Blut besser für die Knochengesundheit ist, als eine Höhere. Weitere Untersuchungen zur Thematik stehen an.

Weiterhin kann ein Vitamin-D-Mangel zur sogenannten Winterdepression führen, da der Körper durch Lichtmangel nicht genügend Vitamin D bilden kann. Sind die Speicher aufgebraucht, kommt es zu Symptomen wie Antriebslosigkeit, Müdigkeit und psychischer Verstimmung. Auch eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit ist typisch.

Gibt es Risikogruppen für einen Vitamin-D-Mangel?

Besonders ältere Menschen sind von einem Mangel betroffen, da die körpereigene Vitamin-D-Bildung im Alter deutlich abnimmt. Auch die oft eingeschränkte Mobilität führt dazu, dass sich Senioren seltener draußen aufhalten können.

Säuglinge sind eine weitere Risikogruppe, da die Muttermilch nur einen geringen Vitamin-D-Gehalt aufweist. Zudem sollten Babys grundsätzlich nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, da sich der hauteigene Schutz noch entwickelt.

Menschen mit dunkler Hautfarbe benötigen generell mehr Sonneneinstrahlung, um Vitamin D in ausreichender Menge herstellen zu können. Sie zählen daher auch zur Risikogruppe.

Doch auch Menschen außerhalb dieser Gruppen können von einem Vitamin-D-Mangel betroffen sein. Dies hängt vor allem mit den Lebensgewohnheiten zusammen, da die meisten Menschen ihre Arbeitszeit in geschlossenen Gebäuden verbringen.

Empfehlung für die Supplementierung

Gerade bei Risikogruppen sollte eine Bestimmung und Verlaufskontrolle des Vitamin-D-Spiegels in Erwägung gezogen werden, rät das Gesundheitsamt Bremen.

In den meisten Fällen wird zur Untersuchung der Vitamin-D-Konzentration eine medizinische Notwendigkeit vorausgesetzt, zum Beispiel bei entsprechenden Beschwerden. Sie können die Untersuchung jedoch auch auf eigene Kosten (etwa 35 Euro) in Auftrag geben.

Vitamin-D-Präparate können Sie in geringer Dosierung (meist als Tagesdosis von 400 Internationalen Einheiten) in Drogerien und Supermärkten kaufen. Höhere Mengen sowie verschreibungspflichtige Produkte erhalten Sie in der Apotheke. Die Einnahme sollte aber immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Ist eine Vitamin-D-Überdosis gefährlich?

Ob zu hohe Mengen Vitamin D schädlich sind, wird von Experten unterschiedlich bewertet. Die DGE sieht eine dauerhafte tägliche Zufuhr von mehr als 4.000 Internationalen Einheiten als bedenklich an.

Eine länger andauernde Einnahme sehr hochdosierter Vitamin-D-Präparate kann zu Blutveränderungen und Nierenschäden führen, erklärt Prof. Dr. Christian Kasperk, Stoffwechsel-Experte der Universitätsklinik Heidelberg, gegenüber dem SWR.

Wie kann ich einem Vitamin-D-Mangel vorbeugen?

Da Vitamin-D-Mangel in der Bevölkerung weit verbreitet ist, empfiehlt es sich, den Vitamin-D-Spiegel beim Arzt bestimmen zu lassen. Danach richtet sich in der Regel das weitere Vorgehen. Bei einem leichten Mangel genügen oft schon längere Aufenthalte in der Sonne – sowohl im Sommer als auch im Winter. Auch der Verzehr von fettem Seefisch kann unterstützen. Bei schwereren Mängeln ist eine Nahrungsmittelergänzung notwendig.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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