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Gab es in Russland einen Atomunfall? Und welche Gefahren bestehen für unsere Gesundheit?


Atompanne im Ural?
"Die russischen Behörden haben es vertuscht"

t-online, Larissa Koch

21.11.2017Lesedauer: 3 Min.
Strahlungswolke: Meteorologische Daten und Messwerte deuten auf den wahrscheinlichen Ursprung des Ruthenium 106 hin.Vergrößern des BildesStrahlungswolke: Meteorologische Daten und Messwerte deuten auf den wahrscheinlichen Ursprung des Ruthenium 106 hin. (Quelle: IRNS (Französiches Atomschutzinstitut))
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Ein mutmaßlicher Vorfall in einer Atomanlage in Russland sorgt weltweit für Aufregung.

t-online.de: Gehen Sie davon aus, dass es im südlichen Ural einen Atomunfall gegeben hat?

Susanne Neubronner: Es wird kein Unfall in einer kerntechnischen Anlage wie einem Atomkraftwerk gewesen sein. Das ist schon dadurch klar, dass es nur ein bestimmtes Isotop war, das in die Atmosphäre gelangt ist. Nämlich Ruthenium-106 und keine anderen viel flüchtigeren Isotope. Was aber in der Nähe der höchsten Messquelle liegt, ist der Atomkomplex Mayak, der seit 1957 durch einen schweren Atomunfall berühmt-berüchtigt geworden ist. Dort werden nach wie vor abgebrannte Brennelemente aufgearbeitet. Und auch Isotope extrahiert, beispielsweise für medizinische Forschungszwecke.

Was hat es mit dem Ruthenium-106 auf sich?

Wie es nun zu diesen hohen Werten von Ruthenium-106 gekommen ist, bleibt Spekulation. Die russischen Behörden haben es nicht erklärt. Und darüber hinaus tatsächlich vertuscht, dass es dort überhaupt eine Freisetzung gegeben hat. Das wird sicherlich daran liegen, dass es eine militärische Anlage ist.

Welches Szenario ist aus Ihrer Sicht am wahrscheinlichsten?

Ob tatsächlich eine Panne passiert ist, ist unklar. Viele Fragen sind offen: Ist da etwas entwichen, was nicht hätte entweichen dürfen? Gab es ein Experiment, das fehlgeschlagen ist? Gab es irgendein Leck? Dadurch, dass die russischen Behörden das verschwiegen haben, kann man nicht klar definieren, warum dort diese starke Ruthenium-Konzentration in die Atmosphäre gelangt ist.

Aber die Vermutung liegt nahe, dass bei der Extraktion von Ruthenium-106 für Forschungszwecke diese starke Entweichung passiert ist. Ruthenium-106 wird derzeit in der Krebstherapie erprobt. Ruthenium ist ein sehr seltenes Metall. Es ist eines der Spaltprodukte in abgebrannten Brennelementen. Deshalb gibt es nur wenige Quellen aus denen beispielsweise die medizinische Forschung Ruthenium beziehen kann.

Sind die Menschen in Mitteleuropa in Gefahr?

Die Konzentrationen, die hier in Mitteleuropa gemessen wurden, sind so gering, dass sie keine großen Gesundheitsschäden erzeugen werden. Natürlich muss man immer berechnen, was sowieso an natürlicher Strahlung vorhanden ist. Denn die ist ebenso gefährlich. Es ist daher immer die Frage, welche Strahlungen zusammenkommen. Von der zuletzt gemessenen Strahlungskonzentration kann man keine klare Gesundheitsgefährdung ausmachen.

Das Gebiet rund um Mayak ist durch den damaligen Atomunfall und durch das, was da all die Jahre an radioaktivem Material produziert wurde und noch wird, sowieso eine ziemlich belastete Gegend. Die Region ist nicht dicht besiedelt, aber es gibt natürlich dort auch Menschen, die jahrelang unter Problemen leiden.

Wie steht es grundsätzlich um die Strahlenbelastung in Deutschland?

Das hängt vom regionalen Untergrund ab und auch von der Höhe in der man sich befindet. Wenn man beispielsweise ein Flugzeug besteigt, ist ja die Strahlung auch wesentlich höher. Deshalb wird auch gesagt, dass ein Langstreckenflug gefährlicher ist, als wenn man nah an einer Strahlungsquelle in Deutschland lebt. Es handelt sich um Strahlung aus dem Weltraum – die extraterrestrische Strahlung. Je höher man fliegt, desto größer ist die Strahlenkonzentration. Das gilt besonders für Langstreckenflüge. Es handelt sich unter anderem um Radonstrahlung.

Auf dem Boden geht die Strahlung größtenteils von Radon aus, weil das ein sehr häufig vorkommendes Element im Boden ist. Dieses erzeugt schon mal eine generelle Strahlenbelastung. Wenn jemand in der Nähe eines Atomkraftwerkes lebt, dann kommt das noch dazu. So können sich Strahlungen aufsummieren, die für sich genommen vielleicht gar nicht so schädlich wären. Jährlich führt allein die natürliche Strahlung von Radon zu mehr als 1500 Todesfällen in Deutschland. Und einige Krebserkrankungen werden darauf zurückzuführen sein.

In der Erde sind verschiedene Isotope in unterschiedlicher Konzentration vorhanden. Die meiste Strahlung geht aber von Radon aus. Je nach Bodenbeschaffenheit kann das sehr unterschiedlich sein. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat ja verschiedene Messstellen im Bundesgebiet und man kann daher die regionale Strahlenbelastung gut nachvollziehen.

Wo gibt es denn Strahlenschwerpunkte in Deutschland?

Beispielsweise beim Braunkohletagebau Hambach im Rheinland. Dort wird sehr tief in die Erde gegraben. Die radioaktive natürliche Strahlung ist deshalb dort viel höher als in anderen Teilen Deutschlands.

Auch das Gebiet rund um die Wismut ist stark radioaktiv belastet. Denn dort wurde zu DDR-Zeiten Uran abgebaut, das in den Fluss gelangt ist. Insgesamt ist im mittleren Sachsen-Anhalt Uran im Trinkwasser nachzuweisen. Uran kann nicht herausgefiltert werden. Deshalb wird dort in manchen Regionen empfohlen, das Leitungswasser nicht zu trinken.

Was machen Ruthenium und Radon sowie andere radioaktive Elemente in unserem Körper?

Die übliche Folge sind Krebserkrankungen. Ausgelöst wird Schilddrüsenkrebs und verschiedene Blutkrebsarten. Denn radioaktive Strahlung ruft vor allem Veränderungen in den Zellen hervor. In der Regel sind das Wucherungen beziehungsweise Krebserkrankungen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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