Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr fĂŒr Sie ĂŒber das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Studie: Treue zum Hausarzt verlÀngert Leben
Viele Patienten altern gemeinsam mit ihrem Arzt. Seit Jahren gehen sie zum Mediziner ihres Vertrauens. Und das scheint sinnvoll zu sein. Einer Studie zufolge rettet diese Treue sogar Leben. Durch den Besuch desselben Arztes in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden sinkt demnach die Sterblichkeitsrate.
Britische Wissenschaftler der UniversitĂ€t Exeter haben in einer Ăberblicksstudie festgestellt, dass es keineswegs egal ist, ob man seinen Arzt wechselt oder bei ein und demselben bleibt.
Dazu analysierten die Forscher Ergebnisse von 22 Studien aus neun LĂ€ndern, darunter England, Frankreich, USA und Kanada. 18 der Studien haben demnach gezeigt, dass der Kontakt eines Patienten mit demselben Arzt ĂŒber einen Zeitraum von durchschnittlich zwei Jahren im Vergleich zu anderen Patienten, die diese KontinuitĂ€t nicht hatten, weniger TodesfĂ€lle zur Folge hatte. Die Studie wurde im Britisch Medical Journal (BMJ) veröffentlicht.
Gute Kommunikation ist Teil der Behandlung
Studienleiter Prof. Philip Evans von der University of Exeter Medical School erklĂ€rte, durch die RegelmĂ€Ăigkeit der Versorgung verbessere sich die Kommunikation zwischen Arzt und Patient: "KontinuitĂ€t in der Versorgung entsteht, wenn sich ein Patient und ein Arzt immer wieder sehen und kennenlernen." Damit verbessere sich die Kommunikation. Das wiederum habe zur Folge, dass die Patientenzufriedenheit steige, Ă€rztliche RatschlĂ€ge wĂŒrden hĂ€ufiger befolgt und die Patienten wĂŒrden seltener in Kliniken behandelt werden mĂŒssen.
Es ist seit Langem bekannt, dass ein gutes Arzt-Patienten-VerhĂ€ltnis ein wesentlicher Aspekt im Heilungsprozess sein kann. Wer sich aufgehoben und medizinisch kompetent betreut fĂŒhlt, kann besser genesen. Die Wissenschaftler stĂŒtzen diese Erkenntnisse nun mit ihrer Untersuchung.
HausÀrzte kennen ihre Patienten meist gut
Die ZusammenhĂ€nge sind relativ logisch: Der Arzt kennt jedes Zipperlein, hat die Patientenakte zur Hand, kennt Krankheiten, Verlauf, Medikamenteneinnahme, mögliche Allergien oder UnvertrĂ€glichkeiten. Schlicht: Er weiĂ, wo die StĂ€rken und SchwĂ€chen seines Patienten liegen und was dieser schon hinter sich hat. Dennoch wĂŒrde man wohl nicht den Schluss ziehen, dass es umgekehrt gefĂ€hrlich werden könnte, wenn man nicht im Fokus ein und desselben Arztes ist. Die Forscher stellen aber genau diesen Zusammenhang unmissverstĂ€ndlich her: "Jetzt ist klar, dass es um die QualitĂ€t der medizinischen Praxis geht und buchstĂ€blich eine Frage von Leben und Tod ist", sagt der Mitautor der Studie, Sir Denis Pereira Gray, von der St. Leonard's GP Praxis in Exeter. Vor allem chronisch Kranke wĂŒrden der Analyse zufolge von engmaschigen Besuchen bei ihrem Hausarzt profitieren.
In Deutschland gilt freie Arztwahl
Hierzulande können gesetzlich Versicherte Patienten prinzipiell frei wĂ€hlen, zu welchen Ărzten sie gehen. In anderen LĂ€ndern ist das oft nicht der Fall. Aber auch in Deutschland gibt es die sogenannte vertragsĂ€rztliche Versorgung. Dadurch können Versicherte nur diejenigen Ărzte aufsuchen, die an diesem System teilnehmen. Nur in NotfĂ€llen dĂŒrfen auch andere Ărzte ohne diese Zulassung behandeln. AuĂerdem regelt die vertragsĂ€rztliche Versorgung, dass Patienten den Arzt innerhalb eines Kalenderjahres nur wechseln sollen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Etwa, wenn das VertrauensverhĂ€ltnis zwischen Patient und Arzt gestört ist.
Hausarztmodell als Sonderfall
Einige Krankenversicherungen haben mit ihren Patienten vertraglich ein sogenanntes Hausarztmodell vereinbart. Bei dieser hausarztzentrierten Versorgung ist die freie Arztwahl daher eingeschrĂ€nkt. Die Versicherten sind bei so einem Tarif verpflichtet, einen einzigen Hausarzt zu besuchen. Die Patienten mĂŒssen deshalb zunĂ€chst zu ihm gehen, damit er sie zu FachĂ€rzten ĂŒberweisen kann, falls nötig. Ausnahmen gelten fĂŒr Augen- und FrauenĂ€rzte, welche die Patienten und Patientinnen, die an der hausarztzentrierten Versorgung teilnehmen, auch ohne Ăberweisung besuchen dĂŒrfen.
Folgt man den Studienergebnissen der Wissenschaftler aus Exeter, ist ein solches Hausarztmodell fĂŒr die Lebenserwartung von Vorteil. Die Wissenschaftler sprechen sich dafĂŒr aus, ihre Erkenntnisse bei der gesundheitspolitischen Steuerung von Patientenströmen zu berĂŒcksichtigen.