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Multiple Sklerose: Die Angst vor dem nächsten Schub


Multiple Sklerose
Multiple Sklerose: Die Angst vor dem nächsten Schub

Benjamin Wünsch / ap

Aktualisiert am 18.07.2012Lesedauer: 3 Min.
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Multiple Sklerose: Die Ursache findet sich im Gehirn.Vergrößern des Bildes
Die Ursache für Multiple Sklerose findet sich im Gehirn. (Quelle: dpa-bilder)

Die Multiple Sklerose kommt auf leisen Sohlen. Irgendwann schlägt sie zu und wer sie hat, lebt wie unter dem Damoklesschwert: Der nächste Schub kann jederzeit kommen. Zwischen den Schüben ist die Krankheit auszuhalten, aber von Schub zu Schub wird es schlimmer: Dauerhafte Erschöpfung, Sehstörungen, Lähmungen. Trotzdem besteht Hoffnung, denn dank medizinischer Fortschritte endet Multiple Sklerose immer seltener im Rollstuhl.

Multiple Sklerose ist wie ein Erdbeben

"Angefangen hat es bei mir mit Drehschwindel. Das hat sich aber wieder gegeben und dann hatte ich drei oder vier Jahre Ruhe", sagt Barbara Pospiech. Als die ersten Lähmungen auftraten, ging ihr Arzt zunächst von einer Migräne-Attacke aus. Aber die Symptome verdichteten sich weiter, im Jahr 1988 bestand kein Zweifel mehr. "Ich hatte vierteljährlich bis halbjährlich Schübe. Meist lief es bei mir über die Beine und die Augen ab", sagt die heute 55-jährige Frankfurterin. Sie sah doppelt, schon für kurze Strecken brauchte sie eine Gehhilfe. Mit den Schüben ist es wie mit einem Erdbeben: Man weiß nie, wann sie kommen und wie heftig sie werden. Bei Pospiech kündigten sie sich meist über ein Kribbeln in den Beinen und einem Taubheitsgefühl an. Sie konnte den Boden nicht mehr spüren und hatte das Gefühl, Wattebällchen unter den Füßen zu haben. Wenn die Schübe voll da waren, verließ die Kraft sie komplett. Sie blieben meist etwa eine Woche. "Das war eine Zeit, wo ich nicht mehr wusste, wie es weitergehen soll." Aber es ging weiter und wurde sogar besser. Der letzte Schub liegt inzwischen vier Jahre zurück.

Die Therapiemöglichkeiten haben sich über die Jahre verbessert

"Die Therapiemöglichkeiten haben sich extrem verbessert", sagt der Neurologe Heinz Wiendl. Da die Multiple Sklerose bei jedem Patienten anders ablaufe, sei es zwar schwer zu beurteilen, welche Therapie für wen die richtige sei. Dennoch hätten die letzten 15 Jahre erhebliche Fortschritte für Diagnose und Behandlung gebracht. Nach Ansicht des Spezialisten von der Universitätsklinik Münster stehen weitere Verbesserungen bevor: Noch vor Ende des Jahres sei die Zulassung von neuen Medikamenten in Tablettenform zu erwarten. Damit werde die Behandlung nicht nur effektiver, sondern für die Patienten auch wesentlich angenehmer als mit den bisherigen Spritzen-Therapien.

Eine seriöse Prognose ist nicht möglich

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der Zellen des Immunsystems die Hüllen der Nervenfasern angreifen. "Durch eine konsequente Immuntherapie können viele Betroffene ein geregeltes Berufs- und Familienleben führen, aber leider nicht alle", sagt Wiendl. Zudem sei es nicht möglich, einem Patienten eine seriöse Prognose über den Verlauf der Krankheit zu geben. Für die Betroffenen bleibt also immer eine große Ungewissheit. "Früher galt die Ein-Drittel-Regel", erklärt Wiendl. "Ein Drittel der Patienten endete schwer behindert, ein Drittel beeinträchtigt, aber häufig noch berufsfähig, und einem Drittel war die Krankheit praktisch nicht anzumerken." Inzwischen habe sich diese Einteilung deutlich in eine positive Richtung verschoben.

Barbara Pospiech musste ihren Beruf als Krankenschwester schon vor langer Zeit aufgeben. Auch kleinere Aushilfsjobs am Schreibtisch waren schließlich unmöglich, weil die Augen nicht mehr mitspielten. Wenn die einzelnen Schübe vorbei waren, gingen die Symptome nicht immer vollständig zurück. Häufig ist Pospiech von einer bleiernen Müdigkeit geplagt, der sogenannten Fatigue. "Der Körper fühlt sich an, als hätte man Schwerstarbeit geleistet, obwohl man das gar nicht hat. Man ist nicht mehr so belastbar", sagt die 55-Jährige.

Durch moderne Diagnostik kann die Krankheit heute früh erkannt werden

Einen vergleichsweise guten Verlauf nimmt die Erkrankung bei der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD), die auch Schirmherrin des Landesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft ist. Abgesehen von Bewegungseinschränkungen ist sie eigenen Angaben zufolge in ihrer Arbeit als Ministerin in keiner Weise durch Ihre Krankheit behindert. Multiple-Sklerose-Patienten mit einem fast ganz normalen Berufs- und Privatleben sind längst keine Ausnahme mehr. Mit moderner Diagnostik könne die Krankheit heute früh und relativ präzise erkannt werden, sagt Wiendl. "Bei der Behandlung geht man inzwischen dazu über, möglichst früh das Immunsystem zu beeinflussen. So soll verhindert werden, dass sich die körpereigenen Immunzellen gegen das Nervensystem richten." Denn wenn die Schübe gar nicht erst auftreten, sinkt auch das Risiko für bleibende Schäden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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