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"Unklare Herzschmerzen": Diese Ursache kann dahinterstecken


Diagnose mit Hindernissen
"Unklare Herzschmerzen": Diese Ursache wird oft übersehen

Von t-online, ag

Aktualisiert am 30.09.2023Lesedauer: 4 Min.
Frauen leider häufiger als Männer an einer Verengung der Mikrogefäße des Herzens.Vergrößern des BildesFrauen leiden häufiger als Männer an einer Verengung der Mikrogefäße des Herzens. (Quelle: m-gucci/getty-images-bilder)
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Schmerzen im Brustbereich können einen Herzinfarkt ankündigen und sollten sofort abgeklärt werden. Doch was ist, wenn der Arzt die Ursache nicht findet?

Ein Herzinfarkt ist in den meisten Fällen die Folge einer fortschreitenden Koronaren Herzkrankheit (KHK). Sie führt dazu, dass Ablagerungen aus Cholesterin, Kalk, Entzündungszellen und Bindegewebe zunehmend die Blutgefäße verstopfen. Dann wird das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und es kann zum Herzinfarkt kommen.

Neben einer KHK können auch Verengungen der winzigen Herzgefäße (Mikrogefäße) Herzbeschwerden verursachen, die einen Infarkt zur Folge haben können. Oft bleiben sie jedoch lange Zeit unentdeckt und die Patienten erhalten die unbefriedigende Diagnose "unklare Herzschmerzen".

Infoservice zum Weltherztag

"Schütze deine Gefäße" lautet das Motto des diesjährigen Weltherztages am 29.9. Hierzu hat die Deutsche Herzstiftung ein umfangreiches Infopaket zur Verfügung gestellt. Es kann auf folgender Internetseite bestellt werden: https://herzstiftung.de/weltherztag.

Jeder sollte seine Gesundheitswerte kennen

"Unklare Herzschmerzen" sind gefährlich und können lebensbedrohliche Folgen haben, im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang. "Besonders wichtig ist deshalb, dass jeder seine persönlichen Gesundheitswerte wie LDL-Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck kennt, um sein individuelles Herzinfarkt-Risiko zu verringern", sagt Professor Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

"Ebenso wichtig sei es, die Anzeichen einer Erkrankung der Herzkranzgefäße, die sich bereits lange vor dem Infarkt unter körperlicher Belastung mit Symptomen wie Atemnot, Brustenge und Brustschmerzen bemerkbar machen können, zu kennen.

Bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort die 112 anrufen

"Wer einen Herzinfarkt erleidet, kann sein Herz vor irreparablen Schäden und Komplikationen bis hin zum Tod nur schützen, indem er oder sie bei Verdacht auf Herzinfarkt sofort den Rettungsdienst mit dem Notruf 112 alarmiert", sagt Voigtländer, der Ärztlicher Direktor des Agaplesion Bethanien-Krankenhauses in Frankfurt am Main ist.

Beim Herzinfarkt zähle jede Minute, weil der Infarkt jederzeit in bösartige Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern übergehen kann. Sie können zum Herzstillstand führen und nach wenigen Minuten den Tod bedeuten.

Herzinfarkte ereignen sich meist zu Hause. Daher ist es wichtig, bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung bereits dort mit der Wiederbelebung zu beginnen. Das über den Notruf herbeigerufene Rettungsteam kann dann mit einem Defibrillator das flimmernde Herz wieder in seinen normalen Rhythmus und den Patienten anschließend sofort in die nächstgelegene Klinik zur Infarktversorgung bringen.

Engstellen der Mikrogefäße werden oft übersehen

Experten schätzen, dass bei etwa 50 Prozent der Patienten mit Verdacht auf KHK und Angina-Pectoris-Symptomen (Brustschmerzen), keine typischen Verengungen der Herzkranzgefäße vorliegen, die sich durch eine Herzkatheteruntersuchung entdecken lassen.

In diesen Fällen liegt die Ursache der Beschwerden meist in einer Fehlfunktion der winzigen Herzgefäße. Die Folge sind Herzschmerzen und eine eingeschränkte Belastbarkeit der Patienten. Mediziner sprechen hier von einer koronaren mikrovaskulären Dysfunktion (CMD) oder mikrovaskulären Angina, die zu einer eingeschränkten Dehnbarkeit oder zur Verkrampfung der kleinen und kleinsten Herzgefäße führt.

Psychosomatische Beschwerden als Verlegenheitsdiagnoe

"Betroffene mit Symptomen der mikrovaskulären Angina wie Brustschmerzen, Brustenge und Atemnot schon bei geringer körperlicher Belastung unterliegen einem hohen Leidensdruck", sagt Voigtländer. Häufig werde aufgrund des fehlenden Befunds in den großen Herzkranzgefäßen auch auf eine psychische Erklärung ausgewichen.

Besonders wichtig sei daher eine weitergehende Diagnostik, damit die eigentliche Ursache – nämlich eine mögliche Fehlfunktion der kleinen und kleinsten Herzkranzgefäße – entdeckt werde. Nur so könne auch rasch die passende Therapie gefunden werden.

Frauen leiden häufiger an mikrovaskulärer Angina

"Wie bei der KHK, liegen den Erkrankungen der Mikrogefäße des Herzens Risiken wie Bluthochdruck, hohes LDL-Cholesterin, Diabetes oder genetische Faktoren zugrunde, die eine entsprechende Behandlung mit Medikamenten und Veränderungen des Lebensstils erfordern", sagt Voigtländer.

Frauen seien aufgrund hormoneller Unterschiede und der unterschiedlichen Herzanatomie, die sich durch kleinere Herzen und kleinere Gefäße auszeichnet, häufiger von mikrovaskulärer Angina betroffen als Männer.

Patienten haben oft eine Arzt-Odyssee hinter sich

Bis eine mikrovaskuläre Angina mithilfe bildgebender Verfahren wie Herz-Ultraschall, MRT oder Positronenemissionstomografie/PET) diagnostiziert wird, haben viele Betroffene eine Arztpraxen-Odyssee hinter sich. Entsprechend hoch ist der Leidensdruck, weil die Belastbarkeit im Alltag aufgrund der immer wieder auftretenden Beschwerden, Atemnot und Brustschmerzen eingeschränkt ist.

Kardiologe fordert "ganzheitlichen Blick auf die Herzdurchblutung"

Der Kardiologe Professor Peter Ong, Oberarzt der Abteilung für Kardiologie und Angiologie des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart, ist Experte auf dem Gebiet der mikrovaskulären Angina. Er kritisiert, dass besonders bei der Diagnostik der Blick zu stark auf den großen Herzgefäßen liege.

Sie seien jedoch nur wie große Leitungsrohre, die das Blut zur eigentlichen Verteilerstelle lieferten. Die winzigen, fein verzweigten Blutgefäße im Herzmuskel dagegen regelten 80 bis 90 Prozent der Durchblutung und seien damit die Hauptversorger des Herzens mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Ong fordert daher einen "ganzheitlichen Blick auf die Herzdurchblutung". "Gerade bei Patienten, die zwei bis drei Jahre über anhaltende Beschwerden im Brustkorb klagen, aber bei denen keine Diagnose vorliegt, sollte man deshalb unbedingt auch an eine mikrovaskuläre Angina denken und dazu die vorhandenen modernen Untersuchungsverfahren einsetzen".

Diese Behandlungsmöglichkeiten gibt es

Nach aktueller Studienlage ist laut Ong das Risiko für schwere Ereignisse wie Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall durch eine mikrovaskuläre Angina zwar geringer als bei Patienten, die eine KHK mit Stenosen (Verengungen) der großen Herzgefäße haben. Dennoch bestehe ein nicht zu unterschätzendes Risiko für diese Ereignisse.

Eine medikamentöse Behandlung senkt dieses Risiko und verbessert vor allem die Lebensqualität deutlich. Oft lindere bereits die medikamentöse Therapie von Bluthochdruck, Diabetes und hohem LDL-Cholesterin die Beschwerden. Individuell kommen für die Betroffenen darüber hinaus – je nach Ursache der mikrovaskulären Angina – weitere Medikamente infrage.

Patienten mit Koronarspasmen (Verkrampfungen der Blutgefäße) profitieren zum Beispiel häufig von Kalziumantagonisten und Nitratpräparaten, bei akuten Beschwerden vor allem von einem Nitrospray. Patienten mit einer eingeschränkten Erweiterungsfähigkeit der Gefäße profitieren wiederum sehr häufig von Betablockern.

"Ist erst einmal die Diagnose bei diesen Patienten gestellt, können wir ihnen mit Medikamenten effektiv helfen und dazu beitragen, ihre Belastbarkeit im Alltag und ihre Prognose zu verbessern", sagt Ong.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • www.herzstiftung.de: "Unklare Herzschmerzen durch kleine Herzkrankgefäße". Pressemeldung der Deutschen Herzstiftung e.V. vom 28.9.2023
  • www.pschyrembel.e: "Angina Pectoris (AP). Online-Informationen des Pschyrembel, Stand: 2/2022, abgerufen am 28.9.2023
  • www.aerzteblatt.de: "Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion: Nicht auf dem diagnostischen Radar". Deutsches Ärzteblatt, 2021; 118 (15)
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