Mückenatlas Deutschland: Wo leben welche Mückenarten?

Die Initiative 'Mückenatlas' will in Deutschland lebenden Mückenarten flächendeckend erfassen. Jährlich werden private Insektenjäger aus dem ganzen Land dazu aufgerufen, Moskitos einzufangen und an das Labor zu schicken. Mithilfe dieses Stechmücken-Monitorings wollen die Forscher helfen, die Übertragung von Krankheitserregern durch Stechmücken zu vermeiden.

Mückenatlas: Projekt zur Kartierung von Mückenarten

Seit April 2012 arbeitet das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg bei Berlin gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald daran, die Verbreitung von Mückenarten in Deutschland flächendeckend zu erfassen – und zwar mithilfe der Bevölkerung.

Mücken fangen für die Forschung

Die Prämisse beim Mückenjagen: Draufhauen verboten! Weil die Wissenschaftler zerquetschte Insekten nicht identifizieren können, empfehlen sie, die Stechmücken einzufangen, einzufrieren und in einem kleinen, verschließbaren Behälter an das Institut zu senden. Geeignet sind Einweckgläser, Plastikboxen oder Streichholzschachteln. In den ersten zwölf Monaten des Projekts Mückenatlas erhielten die Forscher bereits 6.000 Exemplare per Post.

Das Mückenatlas-Team wurde auch selbst aktiv und stellte Fallen auf. Als Köder verwendeten die Experten unterschiedliche Lockstoffe, zum Beispiel Kohlendioxid. Das normalerweise von Menschen ausgeatmete Gas ist nämlich für Mücken besonders attraktiv. Im Labor bestimmten die Wissenschaftler dann mithilfe einer Pinzette, eines Mikroskops und zum Teil sogar durch Gentests, um welche Art es sich handelt. Hinweise liefern Schuppen, Borsten und natürlich der fragile Körper des Insekts.

Welche Mückenarten leben in Deutschland?

Entomologin Doreen Werner vom ZALF erklärt, dass Sie und ihre Kollegen bislang von 50 in Deutschland lebenden Mückenarten wissen. Weltweit sind es 3.500. Wo welche Mückenarten leben, sei vor allem deshalb interessant, weil sich so das Risiko und der Weg der Verbreitung eines Krankheitserregers abschätzen lassen. In naher Zukunft sollen vergleichbare Projekte für weitere Überträger von Viren wie Zecken, Gnitzen, Kriebelmücken und Bremsen folgen.

Dank der Unterstützung zahlreicher Mückenjäger aus dem Bonner Raum konnte der Mückenatlas bereits zutage fördern, dass sich die asiatische Buschmücke bereits im Südwesten Deutschlands angesiedelt hat. Das ist von Bedeutung, weil die Buschmücken gefährliche Krankheiten wie das West-Nil-Fieber übertragen können, das eine Hirnhautentzündung beim Menschen auslösen kann. Experten vermuten, dass sich diverse exotische Mückenarten aufgrund des Klimawandels nun auch in Nordeuropa wohlfühlen.

Asiatische Tigermücke kommt zu uns

Im Jahr 2013 wurde auch erstmals die asiatische Tigermücke in Süddeutschland nachgewiesen. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Mücken über den weltweiten Handel mit Gebrauchtreifen nach Europa kommen, wie der Bayrische Rundfunk in seinem Online-Portal berichtet. Die Mücken legen ihre Eier in kleine Wasserpfützen in den Reifen. Bei uns angekommen, schlüpfen dann die Larven. Die Forscher gehen mittlerweile davon aus, dass die Tigermücke auch bei uns überwintern kann. Allerdings konnten in den bisher gefundenen Mücken keine Tropenviren nachgewiesen werden.

(Stand: Juni 2016)