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Alkoholsucht: Schadet das tägliche Glas Alkohol?


Vorsicht Suchtgefahr
Schadet das tägliche Glas Alkohol?

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 05.08.2014Lesedauer: 4 Min.
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Ein schmaler Grad zwischen Genuss und Sucht.Vergrößern des Bildes
Ein schmaler Grad zwischen Genuss und Sucht. (Quelle: imago-images-bilder)

Ein Glas Wein oder Bier zum Feierabend ist für viele ganz normal. An Alkoholmissbrauch denkt da kaum jemand. Vor kurzem haben wir unsere Leser zu ihrem Alkoholkonsum befragt. Fast ein Viertel (23 Prozent) der rund 53.000 Befragten gab an, täglich zu trinken. Doch ist das tägliche Glas wirklich so harmlos oder gar gesund, wie viele denken? Wann Alkohol zur Gefahr wird.

Laut dem Bundesministerium für Gesundheit konsumieren 9,5 Millionen Deutsche Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Rund 1,3 Millionen gelten als alkoholabhängig, dabei sind mehr Männer als Frauen betroffen. Jährlich sterben rund 74.000 Menschen an den Folgen des Alkoholmissbrauchs.

Übergang vom Genuss zur Alkoholsucht ist fließend

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind die Grenzen zwischen dem Genuss alkoholischer Getränke hin zu Alkoholmissbrauch und Sucht fließend. Viele merken nicht, wenn sie in die Alkoholsucht abrutschen. Auch deswegen, weil Alkohol ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft ist.

Wann die Alkohol-Grenze erreicht ist

Doch wann trinken wir wirklich zu viel? Es ist schwer, diese Frage zu beantworten, da die Alkoholempfindlichkeit von Mensch zu Mensch verschieden ist. "Abhängigkeit lässt sich nicht anhand einer bestimmten, täglich getrunkenen Menge Alkohol festlegen", so die BZgA. Es gibt also lediglich Richtwerte, die gesunden Erwachsenen eine Orientierung geben sollen, bei welcher Menge das Risiko gesundheitlicher Schäden möglichst gering ist.

Das sieht auch Mathias Luderer, Assistenzarzt der Suchtmedizinischen Ambulanz an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, so: "Es gibt eine Grenze für sogenannten risikoarmen Konsum. Aus dem Begriff geht aber bereits hervor, dass es kein risikofreier Konsum ist, sondern dass das Risiko für Folgeerkrankungen lediglich gering ist."

Wie hoch sind nun diese Orientierungswerte? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für Männer als obere Grenze 20 Gramm reinen Alkohol pro Tag festgelegt. Das entspricht etwa einem halben Liter Bier beziehungsweise 250 Millilitern Wein. Frauen hingegen sollten täglich maximal zwölf Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen. Das entspricht 330 Millilitern Bier beziehungsweise 125 Millilitern Wein. "Ab dieser Grenze steigt das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich an", warnt der Experte. "Diese Grenze gilt außerdem nur für Gesunde, die keine Medikamente nehmen", ergänzt er. An zwei Tagen in der Woche solle auf Alkohol zudem komplett verzichtet werden.

Alkohol ist immer ungesund

Alkohol ist nie gesund – auch nicht in geringen Mengen. Die Aussage "Ein bisschen Alkohol ist gesund" sei ein absoluter Trugschluss, betont die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Der Konsum alkoholischer Getränke gehe grundsätzlich mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von akuten und chronischen Erkrankungen und sozialen Problemen einher. Durch Alkohol könne nahezu jedes Körperorgan geschädigt werden.

Die DHS rät, auch der weit verbreiteten Behauptung "Alkohol in geringen Mengen ist gesund" kritisch gegenüber zu stehen: "Nur bei sehr geringem Konsum scheint im Bezug auf Herzkrankheiten ein positiver Effekt von Alkohol vorhanden zu sein. Jedoch scheinen viele Studien, die einen positiven Effekt des Alkoholkonsums feststellen, diesen aufgrund von methodischen Mängeln zu überschätzen. Von Alkoholkonsum zur Gesundheitsförderung ist definitiv abzuraten. Denn das Risiko eine Krankheit zu erleiden oder abhängig zu werden ist ungleich höher", so das Fazit.

Auch Luderer spricht Alkohol keine gesundheitsfördernden Eigenschaften zu. Auch beim angeblich gesunden Glas Rotwein ist er skeptisch: "Es gibt zwar Hinweise, dass sich Rotwein in geringen Mengen positiv auf die Herzgesundheit auswirkt. Doch damit nimmt man andere Risiken in Kauf. Insbesondere wenn man mehr trinkt, als empfohlen, steigt das Risiko für Folgeerkrankungen in anderen Bereichen." Leberschäden, Krebserkrankungen, und Nervenschäden seien nur drei Beispiele. "In höheren Mengen ist Rotwein zudem auch für das Herz schädlich."

Alkoholmissbrauch führt zu "geistigem Abbau"

Und auch das Gehirn ist in Gefahr. Bei jedem einzelnen Rausch sterben Millionen von Gehirnzellen. Konsumiert man langfristig zu viel Alkohol, nimmt die Gedächtnisleistung ab und die Konzentrationsfähigkeit lässt nach. "Dann verliert man sein Urteilsvermögen und seine Intelligenz", so die BZgA. "Permanenter Alkoholmissbrauch führt zu einem völligen geistigen Abbau."

Alkohol verändert die Persönlichkeit

Das Herz-Kreislauf-System wird ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Herzmuskelerkrankungen und Bluthochdruck drohen. Viele Betroffene leiden zudem unter Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sowie der Magenschleimhaut. Zudem verändert sich auch die Persönlichkeit: Unruhe, Reizbarkeit, Ängste, Depressionen sowie Aggressivität sind nur einige Wesensänderungen, die drohen.

Alkoholsucht frühzeitig erkennen

Doch wie kann man eine Alkoholsucht erkennen? "Die Art des Alkohols oder die Menge sind für die Diagnose Alkoholabhängigkeit nicht relevant", erklärt Luderer. "Auch ob man täglich Alkohol trinkt oder Entzugssymptome hat, ist nicht ausschlaggebend."

Für die Suchtdiagnose orientieren sich Mediziner an den "Diagnostischen Leitlinien für das Abhängigkeitssyndrom". Dabei müssten drei der sechs genannten Punkte im Laufe des letzten Jahres erfüllt gewesen sein, erklärt Luderer:

  • Es besteht ein starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu sich zu nehmen
  • Es besteht eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich der Menge, des Beginns sowie der Beendigung des Alkoholkonsums
  • Es kommt zu körperlichen Entzugserscheinungen bei vermindertem Konsum oder Konsumstopp
  • Es kann eine Toleranz nachgewiesen werden. Das heißt, dass immer mehr Alkohol erforderlich ist, um die Wirkung von ursprünglich geringen Dosen zu erreichen
  • Interessen und Hobbys werden aufgrund des Alkohols immer mehr vernachlässigt
  • Obwohl sich der Betroffene der schädlichen Folgen bewusst ist, wird der Alkoholkonsum weiter fortgeführt

Zwei Fragen können Ärzten einen ersten Hinweis auf eine Alkoholsucht geben

Britische Forscher von der University of Leicester haben aufgrund einer Auswertungen von 17 Studien kürzlich zudem herausgefunden, dass bereits zwei Fragen helfen können, eine Alkoholsucht zu entlarven: "Wie oft trinken Sie sechs Gläser oder mehr?" und "Haben Sie jemals morgens zuerst Alkohol getrunken, um sich nervlich zu stabilisieren?". Bei diesen beiden Fragen stieg die Genauigkeit der Diagnose auf 87 Prozent. Nach Meinung des Studienleiters Alex Mitchell kann das Ergebnis dieser Studie Hausärzten dabei helfen, erste Hinweise auf eine Alkoholsucht zu erhalten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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