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Gastroenterologe gefragt
Wie riskant sind Pilze in unserem Darm?

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

07.07.2017Lesedauer: 2 Min.
Wie riskant sind Pilze in unserem Darm?Vergrößern des BildesPilze, darunter auch der Hefepilz Candida albicans, sind im Dickdarm nachweisbar. (Quelle: Creatas Images)
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Darmpilze stehen in Verdacht, eine Reihe verschiedener Beschwerden auszulösen, darunter Blähungen und Schmerzen im Darm, aber auch Erschöpfungszustände, Migräne und Gelenkbeschwerden. Doch was ist dran an diesen Behauptungen? Und: Wie riskant können Darmpilze für unsere Gesundheit werden? t-online.de hat einen Darmspezialisten gefragt.

Pilze kommen ganz natürlich in der Umgebung vor und sind überall zu finden – ebenso im Menschen. Unter anderem sind die Pilze, darunter auch der Hefepilz Candida albicans, im Dickdarm nachweisbar. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Darmflora?

"Darmpilze sind in der Regel harmlos"

"Auch wenn oft etwas anderes behauptet wird – Darmpilze sind normalerweise völlig harmlos", sagt Professor Gerhard Rogler, Experte der Gastro-Liga e. V. und Gastroenterologe am UniversitätsSpital Zürich. "Zu einer Überbesiedelung kommt es nur bei einem stark geschwächten Immunsystem, etwa im Zuge einer Chemotherapie, einer AIDS-Erkrankung oder nach einer Stammzelltransplantation."

Überbesiedelung von Darmpilzen – Für gesunde Menschen besteht keine Gefahr

Auch langfristige Antibiotika-Therapien sowie die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus können eine krankhafte Ausbreitung der Pilze begünstigen. Dann ist es möglich, dass sich in Folge Geschwüre im Darm bilden oder die Pilze über die Darmschleimhaut auf andere Organe übergreifen. Gesunde Menschen müssen laut dem Darmexperten aber keine Angst haben, dass die Pilze in ihrem Darm die Überhand gewinnen.

Pilzbefunde im Zuge einer Stuhluntersuchung sind normal und weisen noch lange nicht auf eine Erkrankung hin. Bis zu 10.000 Pilze pro Gramm Stuhl sind unbedenklich. Von einer Pilzüberwucherung sprechen Mediziner erst ab einer Menge von über 1.000.000 pro Gramm. Erst wenn es aufgrund der Vermehrung zu einer gestörten Darmflora und entsprechenden Verdauungsproblemen kommt, wird behandelt. Das sei allerdings nur in sehr seltenen Fällen notwendig, so Rogler. Und dann braucht es spezielle Antimykotika, also pilztötende Medikamente.

Vorsicht bei Stuhlproben

Eine Untersuchung ohne das Vorliegen von Krankheitszeichen macht laut dem Gastroenterologen keinen Sinn. "Generell ist bei solchen Stuhlproben Vorsicht geboten", sagt der Experte. "Häufig handelt es sich um Fehlbefunde. Je nach Witterung, Lagerzeit und Transportbedingungen auf dem Weg in die Labore vermehren sich die Pilze entsprechend. Eine zuverlässige Diagnose über das Vorhandensein beim Patienten ist aus diesem Grund häufig nicht möglich."

Pilzdiäten – Wirkung wissenschaftlich nicht belegt

Auch von den häufig empfohlenen Pilzdiäten, die mit einem strikten Verbot von Zucker und Kohlenhydraten einhergehen, hält Rogler wenig. "Pilze gehören zu uns und sind Teil der normalen Darmmikrobiota. Sie kann man weder aushungern noch komplett aus dem Darm vertreiben – muss man auch nicht", betont er.

Zu den Gründen, warum Pilzdiäten bei manchen Patienten Blähungen und Reizdarmsymptome lindern können, zählen laut dem Experten Veränderungen der bakteriellen Darmflora, eine geringere Bildung von Darmgasen sowie veränderte osmotische Eigenschaften des Darminhalts aufgrund des Zuckerverzichts. Nach heutigem Kenntnisstand habe das nichts mit "ausgehungerten" Pilzen zu tun. Zudem gebe es keine Hinweise darauf, dass eine zuckerfreie Ernährung die Pilz-Zahl im Darm reduziert.

Darmpilze oft zu Unrecht in Verdacht

Dass Darmpilze zu Erkrankungen wie Arteriosklerose, Gelenkbeschwerden, Migräne, Depressionen oder anhaltende Erschöpfung führen, ist wissenschaftlich ebenfalls nicht belegt. "Aus diesem Grund sind aufwendige und oft kostspielige Behandlungsverfahren wie Stuhleinläufe, Entgiftungen oder besagte Pilzdiäten nicht zielführend und daher auch nicht notwendig", sagt Rogler.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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