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Impfquote in Deutschland: Mit Bratwurst gewinnen wir nicht gegen Corona


Die wohl bitterste Motivation zur Corona-Impfung

  • Melanie Rannow
Von Melanie Rannow

17.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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Corona-Impfung: Eine bundesweite Aktionswoche soll die Impfquote steigern.Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Eine bundesweite Aktionswoche soll die Impfquote steigern. (Quelle: Rolf Zoellner/imago-images-bilder)

Der aus epidemiologischer Sicht heikle Herbst beginnt, doch die Impfbereitschaft steigt kaum noch. Während Länder wie Italien mit neuen Maßnahmen durchgreifen, verschläft es Deutschland erneut, sich auf die nächste Corona-Welle vorzubereiten.

Die Inzidenzen stagnieren derzeit. Noch. Denn ein Blick auf das letzte Jahr zeigt, dass auch 2020 die Inzidenz im Spätsommer leicht absank, bevor sie ab Ende September eine starke Infektionswelle hervorbrachte.

Natürlich ist die Ausgangslage aufgrund der breit verfügbaren Impfstoffe und Schnelltests dieses Jahr eine andere. Entspannen können wir uns trotzdem nicht. Experten schlagen bereits Alarm: Ab Oktober könnte sich die Zahl der Ansteckungen massiv erhöhen und die Belegung mit Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen deutlich steigen. Woran hapert es?

Das entscheidende Gegenmittel ist jetzt da

Wir haben heute das entscheidende Mittel, das uns aus der Pandemie helfen kann: die Corona-Impfung. Doch eine Quote in Deutschland von aktuell 62,8 Prozent doppelt Geimpften macht schmerzlich klar: So schnell werden wir das Virus hierzulande nicht besiegt haben. Es sind schlicht noch viel zu wenige Geimpfte, um gegen die hochinfektiöse Delta-Variante in den Herbstmonaten anzukommen. Für alle, die nicht immunisiert sind, steigt damit das Covid-Risiko im Herbst um ein Vielfaches.

Die Gründe liegen auf der Hand: Im Herbst und Winter fällt der saisonale Wettereffekt weg, die Abwehrkräfte wirken weniger stark und wir verbringen wieder deutlich mehr Zeit in Innenräumen. Wer die gesundheitlichen Voraussetzungen mitbringt und nach dem Winter nicht als Genesener zählen will, sollte sich also impfen lassen.

Impfquoten in Europa: Deutschland nur im Mittelfeld

Während viele Deutsche zögern, kommen andere EU-Länder beim Impfen viel schneller voran: Spitzenreiter Malta hat 91 Prozent der Erwachsenen vollständig immunisiert. Es folgen Irland, Dänemark und Portugal. Letzteres zählt sogar 95 Prozent Erstgeimpfte. Und auch Belgien, Spanien, Frankreich oder die Niederlande haben die 70-Prozent-Marke bereits oder fast erreicht.

Deutschland reagiert auf seine schlechte Position im Impfranking zwar auch – mit kleinen Anreizen und bürgernahen Impfangeboten. Doch bis jetzt haben Gratis-Bratwurst oder -Döner der Quote keinen bemerkenswerten Auftrieb beschert. Eine bundesweite Aktionswoche soll mehr Menschen zur Impfung auf Sportplätzen, in Fußgängerzonen oder vor Geschäften animieren. Ob das genügt?

Andere Nationen greifen härter durch

Andere Länder jedenfalls wollen die Impfquote zusätzlich mit neuen Corona-Maßnahmen steigern. Italien etwa hat am Freitag als erstes europäisches Land beschlossen, dass alle Beschäftigten Impfung oder negativen Corona-Test vorweisen müssen, um ihrer Arbeit nachzugehen.

Ohne Zertifikat darf dort ab Mitte Oktober niemand mehr in Büros, Behörden, Geschäften oder der Gastronomie arbeiten. Verstöße können eine Geldbuße zwischen 400 und 1.000 Euro nach sich ziehen. Das schmerzt – und dürfte einige Skeptiker und Zögerer zur Impfung bewegen.

Auch Frankreich geht tatkräftiger voran. Dort hatte Präsident Emmanuel Macron Ende Juli in einer eindringlichen TV-Ansprache die Bürger aufgerufen, sich impfen zu lassen. Zusätzlich steigt dort mit neuen Corona-Regeln und Impfpflichten in bestimmten Berufsgruppen der Druck auf Ungeimpfte.

Lehren aus Vergangenem ziehen

In Portugal funktioniert die Impfkampagne ebenfalls – sogar ohne Impfpflicht oder zusätzliche Beschränkungen für Ungeimpfte. Um die 84 Prozent der Bevölkerung sind dort schon vollständig geimpft. Es heißt, die größte Motivation seien die Lehren aus der Vergangenheit. Anfang des Jahres hatte das Land viele Covid-Todesopfer zu beklagen. Vielen Menschen wurden die Risiken auch im Freundes- und Familienkreis schmerzlich vor Augen geführt.

Es ist wohl die bitterste Motivation zur Impfung, wenn man erst mit eigenen Augen und im engsten Umfeld die dramatischen Folgen den Virus erlebt haben muss, um impfbereit zu sein. Und der Vergleich zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern zeigt auch: Nur mit Bratwurst, Döner und niedrigschwelligen Impfangeboten gewinnen wir nicht gegen Corona. Staatliche Interventionen mögen Eingriffe in Freiheitsrechte bedeuten und sollten darum zurecht stetig diskutiert werden. Dass sie aus epidemiologischer Sicht Wirkung entfalten, ist dennoch klar – und das sollte zumindest nicht verschwiegen werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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