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Vier Szenarien: So kann die Zukunft mit Corona aussehen


Von Best Case bis Worst Case
So kann die Zukunft mit Corona aussehen


28.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Fußgängerzone in Stuttgart: Wie unbeschwert wird das Leben mit Corona?Vergrößern des Bildes
Fußgängerzone in Stuttgart: Wie unbeschwert wird das Leben mit Corona? (Quelle: IMAGO / Arnulf Hettrich/imago-images-bilder)

Erste Länder haben bereits alle Anti-Corona-Maßnahmen aufgehoben. Doch das Virus ist nicht weg. Wie kann es sich weiter entwickeln? Britische Forscher haben vier Szenarien entworfen.

Am 20. März sollen auch in Deutschland fast alle Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wegfallen. Wie geht es danach weiter? Denn klar ist: Das Virus lässt sich nicht ausrotten. Das britische Expertengremium SAGE (Scientific Advisory Group for Emergencies, deutsch: Wissenschaftliche Beratungsgruppe für Notfälle) hat vier Szenarien für die nächsten 12 bis 18 Monate entwickelt.

Alle Modelle gehen von neuen Infektionswellen aus

Grundlage aller Modellierungen ist die Annahme, dass es zu weiteren Corona-Wellen und neuen Mutationen kommt. Und die Forscher stellen klar, dass der Kampf gegen Corona kein Kurzstreckenlauf ist: "In jedem Szenario wird davon ausgegangen, dass im Laufe der Zeit (zwei bis zehn Jahre) ein relativ stabiles, sich wiederholendes Muster erreicht wird, aber es ist wahrscheinlich, dass der Übergang dorthin sehr dynamisch und unvorhersehbar sein wird. Aus dem, was in den nächsten 12 bis 18 Monaten passiert, lässt sich möglicherweise nicht mit Sicherheit sagen, welches langfristige Muster sich herausbilden wird."

So sehen die Szenarien aus:

1. Der Best Case

Im kommenden Herbst und Winter kommt es zu einer schwachen Corona-Welle mit nur noch wenigen Ausbrüchen. Es tauchen zwar neue Mutationen auf. Sie sind aber weder leichter übertragbar noch führen sie zu schwereren Krankheitsverläufen oder gar mehr Todesfällen.

Der Immunschutz, der durch die Impfungen und/ oder durch die durchgemachte Infektion erreicht wurde, wird nur minimal unterlaufen. Die Ausbrüche sind auf eine mit der Zeit abnehmende Immunität und neue Varianten zurückzuführen. Die Impfstoffe bleiben aber wirksam. Besonders vulnerable Gruppen erhalten das jährliche Angebot zur Boosterung. Auch die bislang entwickelten antiviralen Medikamente bleiben wirksam.

2. Eher positives Szenario

Ab dem nächsten Herbst und Winter entwickeln sich Infektionswellen, die mal dem Geschehen unter Omikron und mal dem unter Delta ähneln. Damit gäbe es in der Zukunft gute und schlechte Jahre mit eher milderen, aber auch schweren Wellen, was die Krankheitsverläufe betrifft. Es treten neue Varianten auf, doch weltweit nimmt die Immunität zu. Damit verringern sich insgesamt jedoch die Schweregrade der Covid-19-Verläufe.

Von schweren Verläufen betroffen bleiben die Risikogruppen, Ältere und andere Menschen ohne Immunschutz durch Impfung oder durchgemachter Infektion. Die angepassten Impfstoffe werden jährlich vor allem den Vulnerablen angeboten. In schlechten Jahren erhalten sie auch andere.

Bei besonders hohen Fallzahlen können Anti-Corona-Maßnahmen wie das Masketragen wieder angeordnet werden. Es treten vereinzelt Resistenzen gegen antivirale Medikamente auf.

3. Eher negatives Szenario

Eine neue besorgniserregende Variante des Coronavirus taucht auf und führt zu einer hohen Infektionswelle mit schweren Krankheitsverläufen und Todesfällen bei Ungeimpften, Risikogruppen und Älteren. Diese Welle kann auch schon im Frühjahr/Sommer und sehr kurzfristig entstehen.

In diesem Szenario mutieren die Varianten stark und werden noch ansteckender als Omikron. Sie können auch mehr als einmal im Jahr auftauchen und den erworbenen Immunschutz immer häufiger umgehen. Damit kann es zu ähnlich schweren Krankheitsverläufen wie unter Delta kommen.

Doch im Allgemeinen bleibt die Wirksamkeit der angepassten Impfstoffe gegen schwere Krankheitsverläufe und Tod erhalten. Die Gesamtbevölkerung wird jährlich geimpft. Die wiederkehrenden Infektionswellen wirken sich jedoch etwa auf die kritische Infrastruktur und die Schulen aus.

Die antiviralen Medikamente wirken nicht mehr richtig. Corona- und Grippewellen überlappen sich und belasten das Gesundheitssystem. In schlechten Jahren werden in einigen Ländern wieder Anti-Corona-Maßnahmen verhängt.

4. Der Worst Case

Eine sehr starke Infektionswelle tritt innerhalb der nächsten zwölf bis 18 Monate auf und betrifft breite Teile der Bevölkerung, wobei diejenigen ohne Immunschutz am stärksten betroffen sind.

Weltweit sind die Inzidenzen hoch, es gibt große Impflücken und es entstehen mehrere neue Varianten, auch Rekombinationen verschiedener Virusstämme. Zudem zirkuliert der Erreger im Tierreich und entwickelt sich auch dort weiter.

Nicht alle Varianten sind gleich gefährlich oder besorgniserregend, doch gegen einige wirken die Impfungen und/oder der durch vorherige Infektion aufgebaute Immunschutz nicht mehr. Es kommt zu schweren Erkrankungen in verschiedenen Gruppen, auch unter Jüngeren. Langzeitfolgen nehmen zu.

Jährlich wird die Gesamtbevölkerung mit angepassten Vakzinen geimpft. Resistenzen gegen die bestehenden antiviralen Medikamente sind weit verbreitet, auch die Tests könnten weniger gut funktionieren oder sogar komplett versagen. Es kommt zu gesellschaftlichen Konflikten. Die Staaten müssen erneut Maßnahmen verhängen, um das Virus einzudämmen. Besonders bei Mutanten, bei denen die Impfstoffe weniger wirksam sind.

"Kein Szenario ist gut"

"Keines dieser Szenarien ist gut", erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jüngst in der ARD-Talkshow "Anne Will". "Wir haben ein zusätzliches Virus, das nicht mehr weggehen wird, ansteckender und gefährlicher als die Grippe ist", so Lauterbach weiter. Die Idee, dass es nach Omikron immer harmloser wird, demnächst eine Erkältungskrankheit – das sei "eine ganz gefährliche Legende". "Das mag in 30, 40 Jahren so sein – aber nicht für die nächsten zehn Jahre", so Lauterbach.

Impflücke bleibt Problem in Deutschland

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, erklärte gegenüber "ZDFheute" zu dem Papier der britischen Wissenschaftler: "Diese Szenarien sind auch sehr gut auf Deutschland übertragbar." Auswirkungen der einzelnen Szenarien wären jedoch – auch durch die Impflücke – in Deutschland etwas anders, so Watzl.

So würden sich Corona-Wellen mit Delta-ähnlicher Krankheitslast wie im zweiten Szenario stärker hierzulande auswirken – deshalb sei dann eher mit erneuten Regeln wie der Maskenpflicht zu rechnen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • ZDFheute
  • Talkshow "Anne Will"
  • Eigene Recherche
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