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Prostatakrebs: Wie eine Hormontherapie helfen kann


Chancen und Nebenwirkungen
Prostatakrebs: Wie eine Hormontherapie helfen kann

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 23.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Mann beim Arztgespräch: Wie bei jeder Therapie sollte beachtet, dass auch die Hormontherapie Nebenwirkungen mit sich bringt, die sich auf den Alltag der Betroffenen auswirken können.Vergrößern des Bildes
Wie bei jeder Therapie sollte beachtet, dass auch die Hormontherapie Nebenwirkungen mit sich bringt, die sich auf den Alltag der Betroffenen auswirken können. (Quelle: Chinnapong/getty-images-bilder)

Bei Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium kommt oft eine Hormontherapie zum Einsatz. Welche Chancen sie birgt und welche Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Die Hormontherapie, von Fachleuten auch als Antihormontherapie oder Hormonentzugstherapie bezeichnet, verfolgt da Ziel, das Tumorwachstum zu bremsen. Eine Heilung kann diese Form der Krebsbehandlung nicht nicht bewirken. Wie sie jedoch helfen kann und welche Therapievarianten es gibt.

Wie wird Prostatakrebs behandelt?

Neben der aktiven Überwachung, der Operation, der Strahlen- und der Chemotherapie gibt es die Antihormontherapie zur Behandlung von Prostatakrebs. Die Hormontherapie wird vor allem bei örtlich fortgeschrittenem und metastasiertem Prostatakrebs eingesetzt. Auch bei örtlich begrenztem Prostatakrebs, wenn eine Operation oder Strahlentherapie aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund eines bereits fortgeschrittenen Alters nicht durchgeführt werden kann.

Ziel der Therapie ist es, die Hormonaktivität der männlichen Geschlechtshormone, Androgene genannt, zu bremsen. Denn: Prostatakrebs benötigt vor allem Testosteron für das Wachstum. So kann das Krebswachstum durch die Hormontherapie eine gewisse Zeit gestoppt oder verlangsamt werden.

Welche Formen der Antihormontherapie bei Prostatakrebs gibt es?

Eine Therapie, welche dem Krebs die Androgene entzieht, wird auch Androgendeprivationstherapie genannt, da es sich um einen Hormonentzug handelt. Zum Einsatz kommen verschiedene Medikamente mit verschiedenen Wirkweisen. Häufig wird die 'Hormontherapie' mit sogenannten GnRH-Agonisten, auch LHRH-Agonisten genannt, oder GnRH-Antagonisten, auch LHRH-Antagonisten genannt, durchgeführt. welche die Menge des Testosterons im Blut senken.

"GnRH" ist die Abkürzung für "Gonadotropin-Releasing-Hormon". GnRH bewirkt, dass die Hoden Testosteron bilden. Wird die Produktion von GnRH gebremst, schütten die Hoden weniger Testosteron aus. "Das gelingt mit GnRH-Agonisten und GnRH-Antagonisten", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Zwei Beispiele für GnRH-Agonisten sind Goserelin oder Leuprorelin. Zu den GnRH-Antagonisten gehören die Wirkstoffe Degarelix und Relugolix. Die Wirkstoffe werden meist unter die Haut gespritzt und wirken bis zu sechs Monaten. Als Stäbchen unter die Haut implantiert, lässt sich eine Wirkung von zwölf Monaten erreichen."

Antiandrogene gegen Testosteron

Andere Medikamente unterdrücken die wachstumsfördernde Wirkung des Testosterons auf die Krebszellen, lassen aber die Testosteronkonzentration im Blut unbeeinflusst. Ein Beispiel ist die Gabe von Antiandrogenen. Das bekannteste Antiandrogen ist Bicalutamid. Der Wirkstoff verhindert, dass Testosteron die Prostatakrebszellen zum Wachstum anregt. Das Medikament blockiert die Testosteron-Bindestellen sowohl in gesunden Prostatazellen als auch in Prostatakrebszellen. Die Wirkstoffe werden als Tabletten eingenommen.

"Des Weiteren gibt es neuere hormonelle Wirkstoffe, unter anderem Enzalutamid, Apalutamid und Darolutamid. Diese blockieren die Bindestellen der männlichen Geschlechtshormone und verhindern dadurch, dass Testosteron Krebszellen zum Wachsen anregen kann", sagt die Krebsexpertin. "Diese neueren Substanzen werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Prostatakrebszellen nicht mehr ausreichend auf die klassische Antihormontherapie mit GnRH-Agonisten und GnRH-Antagonisten ansprechen. Das ist häufig nach einiger Zeit der Fall, dass die Tumoren kastrationsresistent werden."

(Quelle: Privat)


Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat die Expertin in der Inneren Medizin sowie in der klinischen Grundlagenforschung gearbeitet. Sie steht in engem Kontakt mit Krebspatinnen und -patienten und unterstützt diese auf dem Weg ihrer Krebserkrankung.

Chancen der Antihormontherapie bei Prostatakrebs

In regelmäßigen Verlaufskontrollen wird untersucht, ob die eingesetzten Wirkstoffe noch wirken oder ob das Medikament beziehungsweise die Therapie angepasst werden muss. Abhängig vom individuellen Fall können im Rahmen der Antihormontherapie verschiedene Wirkstoffe kombiniert werden. Auch kann die Hormontherapie gemeinsam mit einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie Anwendung finden. Teilweise ist es zudem möglich, den Hormonentzug in Intervallen durchzuführen, zwischendurch also eine Medikamentenpause einzulegen – was die Nebenwirkungen reduzieren kann, da sich der Hormonspiegel bis zu einem gewissen Grad erholen kann.

"Welche Therapieoptionen kombiniert werden, ist abhängig vom individuellen Fall", sagt Weg-Remers. "Bestehen bereits Metastasen und/oder ist der Tumor gegenüber der Antihormontherapie resistent geworden, kann die Therapie die Lebenserwartung verlängern. Welche Wirkstoffe bei der Hormontherapie Anwendung finden und ob andere Verfahren hinzugezogen werden, hängt von der Zahl und Lokalisation der Metastasen und den Beschwerden ab. Wächst der Tumor aggressiv, ist aber noch auf die Prostata begrenzt, so haben Patienten eine Heilungschance. Hier spielt die Hormontherapie aber keine Rolle - eine Operation oder eine Strahlentherapie ist dann notwendig."

Nebenwirkungen der Hormontherapie bei Prostatakrebs

Da die Hormontherapie erheblich in den Hormonhaushalt des Mannes einwirkt, haben die betroffenen Männer entsprechende Nebenwirkungen. Das sexuelle Interesse und die Erektionsfähigkeit lassen oft nach. Auch bekommen viele Männer Hitzewallungen und Schlafstörungen und leiden unter Übelkeit. Häufig schwellen die Brüste an und Penis und/oder Hoden verkleinern sich. Auch auf die Körperbehaarung kann die veränderte Hormonsituation einwirken: Die Haare werden oftmals dünner – sowohl auf dem Kopf als auch am Körper.

"Des Weiteren nimmt die Muskelmasse ab und der Körperfettanteil zu", erklärt die Krebsexpertin. "Auch die Stoffwechselsituation kann sich verändern – die Blutzuckerwerte und die Cholesterinwerte beispielsweise steigen – was das Risiko beispielsweise für einen Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Ebenso nimmt das Risiko für Osteoporose und damit für Knochenbrüche zu. Die individuellen Chancen und Risiken der Hormontherapie sollten Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind, mit dem behandelnden Arzt besprechen."

Hormonentzug durch Entfernung der Hoden

Laut der Expertin gibt es eine weitere Möglichkeit, Prostatakrebs die männlichen Geschlechtshormone zu entziehen: die Entfernung der Hoden. Diese Variante stellt dann eine Option dar, wenn Männer keine Medikamente einnehmen möchten. "Die Nebenwirkungen von Medikamenten und der Hodenentfernung sind ähnlich. Kritisch bei der Entfernung der Hoden ist aber, dass dieser Eingriff nicht mehr rückgängig gemacht werden kann", sagt Weg-Remers. "Auch darf die psychische Belastung eines solchen Eingriffs nicht unterschätzt werden. Die Hodenentfernung wird daher nur sehr selten von Männern gewählt."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • S3-Leitlinie "Prostatakarzinom". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), AWMF-Register-Nr.: 043-022OL. (Stand: Gültig bis 11. Mai 2024)
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