Nicht immer an Leberwerten erkennbar Bei Diabetes leidet oft auch die Leber – zunächst unmerklich

Viele Menschen mit Diabetes Typ 2 erkranken auch an einer Fettleber. Warum das häufig erst spät erkannt wird und was dagegen hilft, erfahren Sie hier.
Diabetes wird auch Zuckerkrankheit genannt. In der Regel wissen Betroffene aber, dass ihre Erkrankung keineswegs nur ihren Zuckerstoffwechsel betrifft, sondern verschiedene Organe in Mitleidenschaft ziehen kann. Sehstörungen, Nierenerkrankungen, Nervenschäden, Wundheilungsstörungen, Bluthochdruck, Herzkrankheiten und Depressionen – all das sind mögliche Komplikationen von Diabetes Typ 2, der mit Abstand häufigsten Form von Diabetes.
Was Betroffenen nicht immer klar ist: Auch ihre Leber könnte in Gefahr sein. In der Allgemeinbevölkerung haben ungefähr ein Drittel der Menschen eine Fettleber. Bei den Diabetikerinnen und Diabetikern dagegen sind es etwa doppelt so viele. Von ihnen wiederum haben knapp die Hälfte bereits eine Leberentzündung, die infolge der Verfettung auftreten kann. Wie Studien zeigen, begünstigt Typ-2-Diabetes nicht nur die Entstehung einer Fettleber, sondern erhöht auch das Risiko dafür, dass diese zu einer Leberentzündung (Steatohepatitis) fortschreitet.
Das Tückische: Wenn die Leber zu viel Fett einlagert, äußert sich das meist nicht durch Symptome, nicht einmal dann, wenn sich die Leber entzündet. Darum kann die Erkrankung lange unbemerkt bleiben – und somit unbehandelt.
Fettleber bei Diabetes Typ 2 – wie lässt sie sich feststellen?
Wie erwähnt macht eine Fettleber normalerweise nicht durch Beschwerden auf sich aufmerksam. In vielen Fällen wird die Erkrankung nur durch Zufall entdeckt – etwa, wenn eine Blutuntersuchung ergibt, dass die Leberwerte erhöht sind.
Für Leberwerte außerhalb des Normbereiches kann es zwar auch andere Gründe geben, eine Fettleber gehört aber zu den häufigsten. Insbesondere bei Personen mit Typ 2 Diabetes sind auffällige Leberwerte oft ein Hinweis auf eine Fettleber, da ihr Risiko für diese Erkrankung stark erhöht ist.
Umgekehrt sind normale Leberwerte allerdings kein zuverlässiges Zeichen für eine gesunde Leber: Selbst bei einer deutlichen Verfettung oder sogar einer Entzündung der Leber müssen die Leberwerte nicht erhöht sein.
Darum ist es für Menschen mit Typ 2 Diabetes empfehlenswert, ihre Leber gezielt untersuchen zu lassen. Eine Ärztin oder ein Arzt kann mit dem Ultraschall ermitteln, ob die Leber zu viel Fett enthält. Wenn ja, sieht die Leber typischerweise hell und vergrößert aus. In diesem Fall ist es wichtig, frühzeitig wirksame Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen. (Mehr dazu im letzten Kapitel.)
Fettleber bei Diabetes Typ 2 – wie hängt beides zusammen?
Diabetes Typ 2 ist mit verschiedenen Störungen im Stoffwechsel verbunden, die auch zur Entstehung einer Fettleber beitragen können. Von entscheidender Bedeutung ist vor allem die Insulinresistenz: Bei Diabetes Typ 2 reagieren die Zellen unempfindlich auf Insulin. Dieser Botenstoff ist dafür zuständig, den Muskel-, Leber- und Fettzellen bei der Aufnahme von Zucker aus dem Blut zu helfen. Kann er jedoch aufgrund der Insulinresistenz nicht wirken, bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht.
Um gegenzusteuern, produziert die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin. Das verschlimmert nicht nur die Insulinresistenz, sondern schadet auch der Leber. Denn Insulin fördert in der Leber die Bildung neuer Fettsäuren und hemmt gleichzeitig den Fettabbau (Lipolyse), was zur weiteren Fetteinlagerung in den Leberzellen führt.
Die Fettleber ist aber nicht nur eine mögliche Folge von Diabetes – sie kann umgekehrt auch selbst zur Entstehung von Typ-2-Diabetes beitragen. Beide Erkrankungen beeinflussen und verstärken sich gegenseitig.
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Häufig ist Übergewicht die gemeinsame Ursache, insbesondere wenn es mit übermäßigem Bauchfett einhergeht. Das Bauchfett setzt viele freie Fettsäuren frei – insbesondere, wenn auch das Fettgewebe nicht mehr normal auf Insulin reagiert. Die freien Fettsäuren gelangen über das Blut in die Leber und werden dort eingelagert, was dem Organ schadet. Die Verfettung bewirkt nämlich, dass die Leberzellen zunehmend insulinresistent werden und ihre Stoffwechselfunktion nicht mehr richtig erfüllen können. Dadurch kann die Leber nicht mehr gut steuern, wie viel Zucker sie herstellt oder speichert. In der Folge steigt der Blutzuckerspiegel an, wodurch die Insulinmenge im Blut steigt (Hyperinsulinämie). Ein Teufelskreis entsteht.
Fettleber bei Diabetes Typ 2 – was kann helfen?
Beide Erkrankungen erfordern eine gezielte Behandlung, die sich in der Regel aus mehreren Maßnahmen zusammensetzt. Welche dazugehören sollten, hängt von der Schwere beider Erkrankungen, vom sonstigen Gesundheitszustand und von anderen individuellen Faktoren ab. All das kann nur eine Ärztin oder ein Arzt zuverlässig beurteilen – somit obliegt ihm oder ihr es, eine geeignete Therapie zu planen.
Sich an die ärztlichen Vorgaben zu halten, ist das Beste, was Patientinnen und Patienten für ihre Genesung tun können. In vielen Fällen ist in erster Linie eines entscheidend, um sowohl Diabetes Typ 2 als auch eine Fettlebererkrankung in den Griff zu bekommen: ein gesünderer Lebensstil.
Konkret sind folgende Tipps sinnvoll:
- Versuchen Sie, übermäßiges Körperfett abzubauen. Hat die Leber bereits zu viel Fett eingelagert, ist es ratsam, mindestens fünf Prozent des aktuellen Gewichts abzunehmen, um der Verfettung entgegenzuwirken und die Leberwerte zu senken. (Im Falle einer beginnenden Vernarbung empfehlen Fachleute eine Gewichtsreduktion von mindestens zehn Prozent.)
- Ernähren Sie sich ausgewogen, nicht zu hochkalorisch und am besten mediterran: Die Kost sollte reich an Gemüse, Obst, Vollkorn, Fisch und Hülsenfrüchten sein. Fett sollte nicht im Übermaß auf dem Speiseplan stehen und hauptsächlich aus pflanzlichen Quellen stammen. (Genaueres über den Einfluss der Ernährung auf eine Fettlebererkrankung können Sie hier nachlesen.)
- Sorgen Sie für ausreichend Bewegung, je nach Vorliebe zum Beispiel in Form von zügigem Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen. Mindestens drei Stunden pro Woche sollten Sie körperlich aktiv sein.
- Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten. Alkohol belastet die Leber und kann deren Erholung beeinträchtigen. Auch Rauchen schadet dem Organ und sollte konsequent vermieden werden.
Wer sich konsequent um eine gesundheitsbewusstere Lebensweise bemüht, hat gute Chancen auf eine Besserung. Darüber hinaus ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen, um eine eventuelle Verschlechterung beziehungsweise andere Folgeerkrankungen gegebenenfalls rechtzeitig zu bemerken und möglichst früh gegensteuern zu können.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 27.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 27.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 27.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 27.7.2025)
- Online-Informationen von diabinfo – das Diabetesportal: www.diabinfo.de (Abrufdatum: 27.7.2025)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 27.7.2025)
- „Laborwerte im Überblick”. Online-Informationen der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 15.6.2023)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS): "Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen". (PDF) AWMF-Leitlinien-Register Nr. 021/025 (Stand: April 2022)
- Targher, G., et al.: "The complex link between NAFLD and type 2 diabetes mellitus - mechanisms and treatments". Nature Revues. Gastroenterology & Hepatology, Vol.18, Iss. 9, pp. 599-612 (September 2021)
- Keerl, C., Bernsmeier, C.: "Erhöhte Leberwerte – Zufallsbefund in der Hausarztpraxis". Zufallsbefunde, Jg. 77, Ausg. 8, S.371-378 (Oktober 2020)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.