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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Behandlung richtet sich nach Ursache Erhöhte Leberwerte – welche Therapie ist jetzt nötig?

Erhöhte Leberwerte sind ein Alarmsignal. Ist eine Krankheit die Ursache, muss diese gezielt behandelt werden. Oft hilft schon ein gesünderer Lebensstil.
Zu viel Alkohol, eine ungesunde Ernährungsweise, Hepatitis-Viren, verschiedene Medikamente: All das kann die Leber belasten und zu auffälligen Leberwerten führen. Neben diesen recht häufigen Gründen für erhöhte Leberwerte kommen jedoch noch andere Erklärungen in Betracht. Wir geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Ursachen und gängige Behandlungsmöglichkeiten.
Übrigens
Eine Übersicht über die einzelnen Leberwerte und deren Bedeutung finden Sie hier.
Erhöhte Leberwerte – meist stecken diese Ursachen dahinter
Erhöhte Leberwerte lassen sich oft auf folgende Erkrankungen und Einflüsse zurückführen:
- Alkoholkonsum: Wer regelmäßig und/oder übermäßig viel Alkohol trinkt, muss damit rechnen, dass die Leber Schaden nimmt. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer alkoholbedingten Leberverfettung, im weiteren Verlauf zu einer Entzündung der Leber und schließlich zur Leberzirrhose. Eine Zirrhose entsteht, wenn die Leber stark geschädigt ist und das Lebergewebe zunehmend durch Narbengewebe ersetzt wird. (Weitere Informationen über die durch Alkohol verursachte Leberzirrhose gibt es hier.)
- nicht-alkoholische Fettleber: Die Leber kann auch ohne übermäßigen Alkoholkonsum verfetten, wenn eine Person übergewichtig ist und sich zu wenig bewegt. Die nicht-alkoholische Fettleber zählt zu den häufigsten Gründen für erhöhte Leberwerte und kann ohne rechtzeitige Behandlung ebenfalls eine Entzündung oder sogar Zirrhose nach sich ziehen.
- Virusinfektionen der Leber, etwa Hepatitis A, B, C, D oder E.
- gewisse Medikamente und Umweltgifte, die die Leber belasten oder schädigen. Grundsätzlich gehören unter anderem folgende Arzneien dazu: bestimmte Blutdruckmedikamente (Lisinopril, Losartan), Antibiotika (etwa Amoxicillin, Makrolide, Ciprofloxacin), Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac, Psychopharmaka (beispielsweise trizyklische Antidepressiva, SSRIs oder Bupropion), Krebsmedikamente wie Methotrexat oder Imatinib. (Wichtig: Ob und inwieweit die erwähnten Arzneien ein Risiko für die Leber sind, hängt von der Dosierung und der Dauer der Einnahme ab. Sie sollten keinesfalls Medikamente ohne ärztliche Rücksprache absetzen.)
- Gallensteine: Diese können die Gallengänge blockieren und so den Abfluss der Galle stören. Die Folge ist eine Cholestase (ein Gallestau), die die Leber schädigen kann.
Seltenere Ursachen für erhöhte Leberwerte sind:
- Infektionen durch Bakterien oder Parasiten: In manchen Fällen kann auch eine Infektion, die andere Organe betrifft, eine Leberentzündung ("Begleithepatitis") mit erhöhten Leberwerten auslösen.
- Autoimmunhepatitis: Bei den Betroffenen greift das körpereigene Abwehrsystem aus ungeklärten Gründen irrtümlich das eigene Lebergewebe an. Die Folge ist eine dauerhafte Entzündung, die ohne Therapie zu einer Leberzirrhose führen kann.
- Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose): Dies ist eine erblich bedingte Krankheit, bei der sich zu viel Eisen in bestimmten Organen ablagert, besonders in der Leber. Unbehandelt kann sie unter anderem schwere Leberschäden verursachen.
- Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson): Bei dieser seltenen Erbkrankheit kann der Körper Kupfer nicht richtig ausscheiden. Dieses lagert sich folglich in verschiedenen Geweben ab, insbesondere in der Leber und im Gehirn. Ohne Behandlung drohen Komplikationen wie Leberzirrhose und Leberversagen.
- Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Menschen mit dieser seltenen erblich bedingten Krankheit fehlt es an einem für den Körper sehr wichtigen Enzym. Unbehandelt kann das schwerwiegende Folgen haben, vor allem Lungenerkrankungen wie COPD und/oder Leberfunktionsstörungen, Leberzirrhose beziehungsweise Leberversagen.
- Zöliakie: Das ist eine genetisch bedingte Unverträglichkeit des Getreideproteins (Gluten), die eigentlich den Darm betrifft, jedoch auch zu erhöhten Leberwerten führen kann.
- Herzerkrankungen wie Herzinfarkt sowie Muskelerkrankungen: Bei einem Herzinfarkt gehen viele Zellen des Herzmuskels zugrunde. Bei bestimmten Muskelerkrankungen sterben ebenfalls Muskelzellen ab. Dabei gelangen die Bestandteile dieser Zellen ins Blut – darunter auch die Aspartat-Aminotransferase (AST). Sie ist eines der Enzyme, deren Konzentration im Blut bei einer Kontrolle der Leberwerte gemessen wird. Denn die AST kommt einerseits in der Leber, andererseits auch in anderen Geweben vor, unter anderem im Herzmuskel sowie in der Skelettmuskulatur.
- Schilddrüsenerkrankungen wie eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse.
- verschiedene Erkrankungen, die sich auf den Gallefluss auswirken (abgesehen von Gallensteinen, die recht häufig vorkommen) – zum Beispiel eine dauerhafte Entzündung der Bauchspeicheldrüse (chronische Pankreatitis) oder Tumoren.
Darüber hinaus gibt es Krankheiten, die in (oder nach) der Schwangerschaft zu erhöhten Leberwerten führen können:
- HELLP-Syndrom: Das ist eine gefährliche Schwangerschaftserkrankung, die meist in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftritt, mitunter aber auch noch nach der Entbindung. HELLP ist die Abkürzung für Hämolyse (Blutabbau), Elevated Liver Enzymes (erhöhte Leberenzyme), Low Platelets (geringe Anzahl an Blutplättchen für die Blutgerinnung). Die Erkrankung kann sich unter anderem durch Bluthochdruck und Oberbauchschmerzen äußern und muss unverzüglich behandelt werden, weil sie sonst lebensbedrohliche Folgen haben kann.
- akute Schwangerschaftsfettleber: Diese Form der Fettlebererkrankung kann sich in seltenen Fällen im letzten Schwangerschaftsdrittel entwickeln.
- Schwangerschaftscholestase: Das ist eine seltene Form des Gallestaus, die bei manchen Schwangeren gegen Ende des zweiten oder im dritten Schwangerschaftsdrittel auftritt. Sie äußert sich vor allem durch starken Juckreiz am ganzen Körper, insbesondere an Handflächen und Fußsohlen, und kann ohne rechtzeitige Gegenmaßnahmen Komplikationen nach sich ziehen, unter anderem eine Frühgeburt.
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Erhöhte Leberwerte – was jetzt?
Die lange Aufzählung zeigt: Für veränderte Leberwerte kommen viele unterschiedliche Erklärungen in Betracht. Selbst Erkrankungen, die in erster Linie andere Organe betreffen und – augenscheinlich – gar nichts mit der Leber zu tun haben, können die Werte beeinflussen.
Der Ursache gilt es zunächst auf den Grund zu gehen, und zwar durch eine sorgfältige Diagnostik. Nur so besteht die Chance, eine eventuelle Erkrankung wirksam zu behandeln.
Wenn eine Person laut Befund auffällige Leberwerte hat, muss sie also in der Regel damit rechnen, dass erst einmal ein ausführliches Anamnesegespräch sowie eine Reihe von Untersuchungen anstehen. Das können zum Beispiel ein Ultraschall des Oberbauchs, spezielle Blutuntersuchungen (etwa auf Virushepatitis) oder bildgebende Verfahren wie eine CT oder MRT sein. Eventuell ist auch eine Leberbiopsie nötig – dabei wird eine kleine Gewebeprobe aus der Leber entnommen und unter dem Mikroskop untersucht.
Hinweis
Manchmal sind die Leberwerte aber auch vorübergehend erhöht, ohne dass sich eine Ursache finden lässt. Umgekehrt bedeutet ein unauffälliger Laborbefund nicht automatisch, dass die Leber gesund ist: Wenn das Organ bereits stark geschädigt ist, kann es sein, dass kaum noch funktionsfähiges Gewebe vorhanden ist – dann werden auch nur noch geringe Mengen der Enzyme ins Blut abgegeben, über deren Konzentration im Blut die Leberwerte Aufschluss geben.
Erhöhte Leberwerte – Behandlung orientiert sich an Ursache
Jede der oben erwähnten Erkrankungen erfordert eine gezielte Therapie. Hier ein Überblick über die Maßnahmen, die im Falle der häufigsten Ursachen sinnvoll und notwendig werden können:
- alkoholische Lebererkrankungen: Eine durch Alkohol verursachte Fettleber kann sich oft zurückbilden, wenn die oder der Erkrankte keinen Alkohol mehr trinkt. Und selbst wenn die Leber bereits entzündet oder vernarbt ist, sich also eine Hepatitis beziehungsweise Zirrhose entwickelt hat, lässt sich durch Alkoholverzicht eine Besserung herbeiführen oder wenigstens das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Darum ist konsequente Abstinenz für Betroffene die wichtigste therapeutische Maßnahme. (Dieser Artikel bietet genauere Informationen über die Behandlung einer Leberzirrhose.)
- nicht-alkoholische Fettleber: Um diese Form der Fettlebererkrankung in den Griff zu bekommen, sind vor allem drei Schritte nötig: Übergewicht abbauen, sich ausreichend bewegen und gegebenenfalls die eigene Diabeteserkrankung bestmöglich unter Kontrolle bringen. Sofern das gelingt, kann sich die Leber vollständig erholen. (Welche Rolle die Ernährung bei einer Fettlebererkrankung spielt, erfahren Sie hier. Wie lange es dauert, bis sich eine Fettleber zurückbildet, wird hier erklärt.)
- Virusinfektionen der Leber, etwa Hepatitis A, B, C, D oder E: Die Therapie einer Virushepatitis richtet sich im Wesentlichen nach der auslösenden Virusart und dem Krankheitsverlauf. Eine Hepatitis A, D oder E lässt sich nicht ursächlich behandeln. Bei einem akuten Verlauf ist das für gewöhnlich auch nicht nötig, weil die Betroffenen von selbst genesen – es sei denn, die Infektion verläuft schwer (fachsprachlich: fulminant). Dann kann ein Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich sein, damit die Symptome ärztlich behandelt und ernste Komplikationen abgewendet werden können. Für Hepatitis B und C hingegen stehen antivirale Medikamente zur Verfügung. Zum Einsatz kommen diese üblicherweise nur, wenn die Erkrankung chronisch verläuft, also über einen längeren Zeitraum hinweg besteht und die Leber schädigt.
- medikamentös bedingter Leberschaden: Wenn ein Medikament die Leber geschädigt hat, hilft es, das auslösende Mittel abzusetzen – das sollte aber nur in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt geschehen. Die Leberwerte normalisieren sich dann meist binnen Tagen bis Wochen. Eine spezielle Behandlung ist nur in Einzelfällen sinnvoll, etwa bei einer Paracetamolvergiftung, für die ein Gegenmittel zur Verfügung steht. Die Mehrheit der Menschen mit einer medikamentösen Leberschädigung erholen sich und behalten keine Langzeitschäden zurück. Insbesondere bei längerer Einnahme eines leberschädigenden Mittels besteht jedoch auch das Risiko für einen chronischen Verlauf. Dabei können die Gallengänge oder Leberzellen dauerhaft geschädigt werden – was zu schwerwiegenden, in seltenen Fällen sogar lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.
- Gallensteine: Gallensteine, die keine Beschwerden verursachen, erfordern in der Regel keine Behandlung. Wenn ein Gallenstein den Gallengang blockiert, sodass die Galle nicht mehr abfließen kann, rät die Ärztin oder der Arzt normalerweise dazu, ihn zu entfernen. Das geschieht endoskopisch: Ein flexibler Schlauch (Endoskop) wird über den Mund in den Zwölffingerdarm geführt. Von dort aus lässt sich der Stein (mit einem Körbchen am Ende des Endoskops) "einfangen" und entfernen. (Mehr über die Behandlung von Gallensteinen ist hier nachzulesen.)
Im Allgemeinen gilt bei erhöhten Leberwerten: Je früher die Ursache geklärt ist, desto besser lässt sich gegensteuern. Da die Leber ein äußerst regenerationsfähiges Organ ist, besteht in vielen Fällen eine gute Chance auf eine vollständige Genesung.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 11.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 11.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 11.7.2025), kostenpflichtig
- Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 11.7.2025)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 11.7.2025)
- Herold, G.: "Herold Innere Medizin". Selbstverlag, Köln 2024
- „Laborwerte im Überblick”. Online-Informationen der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 15.6.2023)
- Keerl, C., Bernsmeier, C.: "Erhöhte Leberwerte – Zufallsbefund in der Hausarztpraxis". Zufallsbefunde, Jg. 77, Ausg. 8, S.371-378 (Oktober 2020)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.