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Schlafentzug: Was passiert, wenn man nicht schläft?


Schlafentzug
Das passiert, wenn man eine Nacht gar nicht schläft


Aktualisiert am 21.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Müder Mann sitzt vor einem LaptopVergrößern des Bildes
Müdigkeit am Tag und Konzentrationsprobleme sind typische erste Folgen von Schlafentzug. (Quelle: Prostock-Studio/getty-images-bilder)

Einfach mal eine Nacht durchmachen? Klingt verlockend, nicht wahr? So hätte man doch endlich mehr Zeit zum Feiern, Lernen oder das wichtige Projekt.

Manchmal bleibt der Schlaf auch aufgrund einer Reise auf der Strecke. Manchen Menschen fehlt aufgrund von Schlafstörungen sogar regelmäßig ausreichend Schlaf. Doch wie kritisch ist Schlafentzug eigentlich?

Warum Schlafentzug den Körper belastet

Jeder Schlafzyklus ist in Einschlafphase, Leichtschlafphase, Tiefschlafphase und REM-Schlaf unterteilt. Besonders wichtig für den Körper sind die Tiefschlafphase und der REM-Schlaf. In diesen beiden Schlafphasen finden wichtige Regenerations- und Heilungsprozesse statt. Der Schwerpunkt der Tiefschlafphase liegt auf der körperlichen Regeneration: Das Immunsystem ist sehr aktiv und das Wachstumshormon wird ausgeschüttet. Kann der Körper aufgrund von Schlafentzug die Tiefschlafphase nicht störungsfrei durchlaufen, ist die physische Erholung beeinträchtigt: Die Reparaturfähigkeit des Körpers ist gestört und das Immunsystem wird geschwächt. Der Mensch wird bei anhaltend gestörtem Schlaf anfälliger für Erkrankungen.

"Ebenso gerät das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht. Beispielsweise nimmt die Ausschüttung von Stresshormonen zu. Auch der Stoffwechsel kann in eine Schieflage geraten – was langfristig beispielsweise die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus und sogar Demenzerkrankungen begünstigt", erklärt Dr. med. Alfred Wiater, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Schlafmedizin.

Dr. med. Alfred Wiater
Bildquelle: CoellnColoer (Quelle: CoellnColoer)

Zur Person

Dr. med. Alfred Wiater ist ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit dem Schwerpunkt Schlafmedizin. Außerdem hat der Schlafexperte zusammen mit Dr. med. Christoph Schöbel das Buch "Ticken Sie richtig? Wie Sie zu Ihrem gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus finden" (Scorpio Verlag) verfasst. Dr. Wiater ist Leiter einer Onlinepraxis für Kinderschlafmedizin.

Gestörter REM-Schlaf geht aufs Gehirn

Unter gestörtem Schlaf oder einer Nacht ohne Schlaf leidet außerdem die kognitive Leistungsfähigkeit, denn: Im REM-Schlaf, der auf die Tiefschlafphase folgt, verarbeitet das Gehirn mithilfe von Träumen emotionale Erlebnisse des Tages, verknüpft diese mit vorhandenen Erfahrungen, speichert Informationen ab und filtert Unwichtiges aus. Werden diese Verarbeitungs- und Ordnungsprozesse gestört, sind unter anderem Konzentrationsprobleme, eine verminderte kognitive Aufnahmefähigkeit, eine verlangsamte Reaktion sowie Gereiztheit die Folge. Langfristiger Schlafentzug kann zu psychischen Störungen führen.

Welche Folgen hat ein 24-Stunden-Schlafentzug?

Für die körperliche und geistige Erholung ist Schlaf unverzichtbar. Fehlt diese Regenerationsmöglichkeit, macht sich das rasch bemerkbar. Wir "stehen zunehmend neben uns": Die Aufmerksamkeit lässt nach, das Langzeitgedächtnis verschlechtert sich, die Informationsverarbeitung schwächelt, Fehler schleichen sich ein. "Bereits nach 17 bis 19 Stunden ohne Schlaf sind Leistungseinbußen zu erwarten, vergleichbar mit einem Blutalkoholspiegel von 0,5 Promille", erklärt Wiater.

Die Auswirkungen des Schlafentzugs sind individuell unterschiedlich: Tagesmüdigkeit tritt auf. Konzentration und Ausdauer sind eingeschränkt. Die Stimmung ist häufig getrübt. "Schlafmangel begünstigt es, undifferenzierte Entscheidungen zu treffen. Das Reaktionsvermögen ist eingeschränkt und das Risiko für Sekundenschlaf – und damit für Unfälle – steigt", so Wiater. Und: Bereits nach 24 Stunden Schlafentzug ist das Immunsystem weniger gut in der Lage, Krankheiten abzuwehren.

Was, wenn man länger als eine Nacht nicht schläft?

Gönnen wir uns danach immer noch keine Bettruhe, nehmen Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Reizbarkeit weiter zu. Die Ausschüttung von Stresshormonen steigt weiter, was sich unter anderem durch einen beschleunigten Herzschlag und erhöhten Blutdruck zeigt. Herzrhythmusstörungen können auftreten. Die körperliche Leistungsfähigkeit fällt weiter ab. Ebenso kommt es laut dem Schlafexperten zu Problemen beim Lesen und Sprechen. Das Urteilsvermögen wird zunehmend schlechter, wir können uns Dinge nur noch bedingt merken.

Der Körper versucht auf seine Weise Energie zu sichern: Auf körperlicher Ebene sinkt die Körpertemperatur und ein erheblicher Appetitzuwachs zeigt sich. Viele Menschen, die Schlafprobleme haben, kennen Heißhunger am Tag. Der Körper möchte über die gesteigerte Kalorienaufnahme das Schlafdefizit ausgleichen und so die Leistungsfähigkeit erhalten – was allerdings nur begrenzt gelingt.

"Wenn der Schlafentzug anhält, sind die sich verschlimmernden Auswirkungen Desorientierung, visuelle Fehlwahrnehmungen, Apathie, schwere Lethargie und sozialer Rückzug", beschreibt Wiater die Folgen des Schlafentzugs. "Schließlich leiden die Opfer von Schlafentzug unter Halluzinationen und verlieren ihr Wahrnehmungsvermögen, sodass sie nicht mehr zwischen Realem und Halluzinationen differenzieren können."

Wann Schlafmangel ungesund wird

Fast jeder hat wohl schon mal eine Nacht durchgemacht. Kommt man danach wieder in einen gesunden Schlafrhythmus, gleicht der Körper das Defizit wieder aus. Kritisch wird es, wenn dem Körper anhaltend Schlaf für die Regeneration fehlt. Chronische Schlafstörungen führen dem Experten zufolge unter anderem zu

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Folgen,
  • Stoffwechselstörungen (Gewichtszunahme und Diabetes mellitus),
  • psychischen Störungen, insbesondere Depressionen und Angststörungen, sowie
  • bei älteren Menschen sogar zu einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen.

Wie viel Schlaf braucht der Körper mindestens?

Nicht nur Schlaf als solcher ist für die Gesundheit bedeutsam. Auch die Schlafdauer spielt eine Rolle. Schlafen wir zu kurz, ist nicht ausreichend Zeit für Heilungsprozesse vorhanden. "Die meisten Menschen brauchen zwischen sieben und acht Stunden Schlaf, wobei der individuelle Schlafbedarf sehr unterschiedlich ist", sagt Wiater. "Letztlich erkennen Sie gesunden Schlaf daran, dass er erholsam ist und Sie tagsüber fit sind."

Wann mit Schlafproblemen zum Arzt?

Wer unter Schlafproblemen leidet und beispielsweise nur schwer einschläft, kaum durchschläft und/oder stundenlang wachliegt, sollte seine Schlafhygiene anpassen. Verbessern sich die Schlafprobleme nicht, sollte man einen Arzt aufsuchen und der Ursache auf den Grund gehen. "Länger als einen Monat anhaltende Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit sollten ärztlich abgeklärt werden", rät Wiater. "Schlafprobleme rauben nicht nur Energie für den Tag. Sie können langfristig Krankheiten begünstigen und auch mit aktuellen Erkrankungen in Zusammenhang stehen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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