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Tiefe Hirnstimulation: So funktioniert ein Hirnschrittmacher


Wann die tiefe Hirnstimulation helfen kann


Aktualisiert am 10.08.2023Lesedauer: 5 Min.
Qualitativ geprΓΌfter Inhalt
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FΓΌr diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfΓ€ltig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

Ausgeschnittener Kopf aus Papier, auf dem EKG-Linien aufgezeichnet sindVergrâßern des Bildes
Bei der tiefen Hirnstimulation werden durch elektrische Impulse bestimmte Hirnbereiche aktiviert. (Quelle: ThitareeSarmkasat/getty-images-bilder)

Die tiefe Hirnstimulation kommt vor allem bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson zum Einsatz. Ein Hirnschrittmacher sendet dabei elektrische Impulse in bestimmte Hirnregionen. Erfahren Sie, wann der Eingriff infrage kommt und welche Nebenwirkungen auftreten kΓΆnnen.

Die tiefe Hirnstimulation (kurz THS) ist ein neurochirurgisches Behandlungsverfahren, das umgangssprachlich auch als Hirnschrittmacher bezeichnet wird. Ziel der THS ist, bestimmte Beschwerden zu lindern – insbesondere BewegungsstΓΆrungen, wie sie zum Beispiel bei Morbus Parkinson auftreten. Heilen lΓ€sst sich die zugrunde liegende Erkrankung dadurch jedoch nicht.

Wie funktioniert ein Hirnschrittmacher?

Bei einer tiefen Hirnstimulation werden in regelmÀßigen AbstÀnden schwache Stromstâße an bestimmte Hirnbereiche gesendet. Dafür werden der Patientin oder dem Patienten eine oder zwei Elektroden ins Gehirn eingesetzt. Welche Hirnbereiche aktiviert werden sollen, richtet sich vor allem nach dem Krankheitsbild beziehungsweise den Beschwerden.

Die Elektroden sind ΓΌber Kabel mit einem Impulsgeber – dem eigentlichen Hirnschrittmacher – verbunden. Dabei handelt es sich um ein kleines GerΓ€t, das unter der Haut implantiert ist. Es wiegt etwa 50 bis 60 Gramm. Mithilfe des Hirnschrittmachers lΓ€sst sich regeln, wann und wie die Elektroden Impulse ins Hirn abgeben.

Vermutlich trΓ€gt die tiefe Hirnstimulation dazu bei, dass verschiedene Hirnregionen besser miteinander interagieren kΓΆnnen. Auf diese Weise wirkt sie sich auf die AktivitΓ€t der Muskeln aus, die von den entsprechenden Hirnbereichen gesteuert werden. Wie genau die tiefe Hirnstimulation wirkt, ist jedoch nach wie vor unklar.

Wogegen hilft ein Hirnschrittmacher?

Die regelmÀßigen Impulse, die der Hirnschrittmacher aussendet, kânnen bei verschiedenen neurologischen und psychiatrischen Beschwerden helfen. Zum Einsatz kommt die tiefe Hirnstimulation vor allem in bestimmten FÀllen von Morbus Parkinson. In Deutschland erhalten pro Jahr mehrere hundert Menschen mit Parkinson einen Hirnschrittmacher.

DarΓΌber ist die THS zugelassen zur Behandlung von

  • Dystonie, einer lang anhaltenden, nicht kontrollierbaren Muskelanspannung
  • essenziellem Tremor, einem starkem Zittern ohne erkennbare Ursache
  • schwerer Epilepsie
  • Zwangserkrankungen

Eine tiefe Hirnstimulation kΓΆnnte auch bei schweren Depressionen hilfreich sein, die auf andere Behandlungen nicht ansprechen – ebenso wie bei Alzheimer. Bislang hat sich der Einsatz der Hirnstimulation bei diesen Erkrankungen jedoch noch nicht etabliert.

Voraussetzungen fΓΌr eine tiefe Hirnstimulation

Die tiefe Hirnstimulation macht einen operativen Eingriff nΓΆtig. Sie ist mit verschiedenen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Daher wird sie in der Regel nur dann eingesetzt, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend gewirkt haben. Zudem mΓΌssen die Patientinnen und Patienten bestimmte Voraussetzungen erfΓΌllen.

Bei Morbus Parkinson kommt die THS zum Beispiel nur infrage, wenn Medikamente nicht den gewΓΌnschten Erfolg gebracht haben und die Erkrankung mit starken Symptomen wie Zittern, BewegungsstΓΆrungen oder Muskelsteife verbunden ist. Bei anderen Parkinsonbeschwerden wie zum Beispiel GedΓ€chtnisstΓΆrungen hilft ein Hirnschrittmacher dagegen kaum.

Eine grundsΓ€tzliche Altersgrenze gibt es fΓΌr die THS nicht. Jedoch ist eine gute kΓΆrperliche Verfassung wichtig. Die Patientin oder der Patient darf keine schweren Vorerkrankungen haben, etwa eine Herzerkrankung. Bevor eine tiefe Hirnstimulation durchgefΓΌhrt wird, sind daher grΓΌndliche kΓΆrperliche Untersuchungen nΓΆtig.

Tiefe Hirnstimulation: Was passiert bei der OP?

Um die tiefe Hirnstimulation durchführen zu kânnen, ist eine Operation in einer Klinik nâtig. Die OP dauert zwischen sechs und acht Stunden. Die Patientin oder der Patient muss nach dem Eingriff mehrere Tage im Krankenhaus bleiben. Meist schließt sich dann eine Reha an. Damit die Wunde gut verheilt, ist es wichtig, für mehrere Wochen auf stÀrkere kârperliche AktivitÀt zu verzichten.

Damit die tiefe Hirnstimulation optimal wirken kann, mΓΌssen die Elektroden im Hirn millimetergenau platziert sein. Nur dann werden die gewΓΌnschten Hirnbereiche erreicht. Daher wird die exakte Positionierung vorab mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) und einer speziellen Software bestimmt.

WΓ€hrend der Operation sollte der Kopf der Patientin oder des Patienten mΓΆglichst nicht bewegt werden. Meist wird der Kopf daher in einer speziellen Halterung fixiert. Um die Elektroden ins Hirn einbringen zu kΓΆnnen, bohrt die Chirurgin oder der Chirurg ein oder zwei LΓΆcher in die SchΓ€deldecke. Anschließend werden die Elektroden an der gewΓΌnschten Stelle im Hirn platziert. Die Enden der Elektroden befestigt die Γ„rztin oder der Arzt unter der Kopfhaut.

Um zu prΓΌfen, ob sich die Elektroden an der richtigen Position befinden und richtig wirken, sollte die Patientin oder der Patient wΓ€hrend der OP mΓΆglichst fΓΌr einige Zeit bei Bewusstsein sein. Bessern sich die Beschwerden durch die Elektroden, liegen sie an der richtigen Position. Verschlechtern sich die Beschwerden oder treten Nebenwirkungen wie zum Beispiel KrΓ€mpfe oder SprechstΓΆrungen auf, mΓΌssen die Elektroden neu platziert werden.

Wenn die Elektroden richtig sitzen, werden sie mit dem Hirnschrittmacher verbunden. Der Hirnschrittmacher wird unter Vollnarkose unter die Haut implantiert – hΓ€ufig in der NΓ€he des SchlΓΌsselbeins. Vom Schrittmacher gehen feine Verbindungskabel ab, die mit den Elektroden verbunden werden mΓΌssen. DafΓΌr werden sie unter der Haut an der Seite des Halses bis zu der Stelle vorgeschoben, an der die Enden der Elektroden an der Kopfhaut befestigt sind.

Bedienung des Hirnschrittmachers

In der Regel ist nach der OP noch eine "Feinjustierung" nΓΆtig: Die StΓ€rke der elektrischen Impulse muss so eingestellt sein, dass die Beschwerden so gut wie mΓΆglich gelindert werden und keine starken Nebenwirkungen auftreten.

Die Einstellungen lassen sich von außen mithilfe eines GerΓ€ts verΓ€ndern. Nach der OP wird die Γ„rztin oder der Arzt in AbstΓ€nden prΓΌfen, wie gut der Hirnschrittmacher wirkt. Bei Bedarf wird sie oder er Γ„nderungen vornehmen.

Auch die Patientin oder der Patient kann den Hirnschrittmacher mit einem speziellen GerΓ€t in gewissen Grenzen bedienen. Zum Beispiel ist es mΓΆglich, den Schrittmacher damit ein- oder auszuschalten.

Ist der Hirnschrittmacher erst einmal richtig eingestellt, kΓΆnnen die meisten Patientinnen und Patienten damit gut leben. Wichtig ist, starke ErschΓΌtterungen des Kopfes mΓΆglichst zu vermeiden, damit die Elektroden an Ort und Stelle bleiben.

Hirnschrittmacher: RegelmÀßige Nachsorge nâtig

Patientinnen und Patientin mit Hirnschrittmacher mΓΌssen in regelmÀßigen AbstΓ€nden zur Nachsorge. Zum einen prΓΌft die Γ„rztin oder der Arzt, ob das GerΓ€t noch intakt ist. Zum anderen passt sie oder er gegebenenfalls die StΓ€rke der elektrischen Impulse an.

Es gibt batteriebetriebene und wiederaufladbare Hirnschrittmacher. Letztere mΓΌssen in AbstΓ€nden mithilfe eines LadegerΓ€ts aufgeladen werden. Bei einem batteriebetriebenen Hirnschrittmacher muss die Batterie im Abstand von einigen Jahren gewechselt werden. Es handelt sich um einen relativ kleinen Eingriff, bei dem eine ΓΆrtliche BetΓ€ubung ausreicht.

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Tiefe Hirnstimulation: Risiken und Nebenwirkungen

Eine tiefe Hirnstimulation kann verschiedene Nebenwirkungen hervorrufen. Zum einen kΓΆnnen bestimmte kΓΆrperliche Symptome auftreten. Zum anderen kann sich die THS auf die Stimmung und das Verhalten auswirken. Nicht bei jeder Person treten solche Nebenwirkungen auf. Auch kann die IntensitΓ€t der Beschwerden unterschiedlich stark oder schwach ausgeprΓ€gt sein.

Zu mΓΆglichen Nebenwirkungen der tiefen Hirnstimulation zΓ€hlen

  • Stimmungsschwankungen, Depressionen
  • gesteigerter Antrieb
  • Gleichgewichtsprobleme
  • BewegungsstΓΆrungen
  • verwaschene Sprache
  • vorΓΌbergehende Verwirrtheit

Die Nebenwirkungen lassen sich unter UmstΓ€nden lindern oder beseitigen, indem die Taktung oder die StΓ€rke der elektrischen Impulse angepasst wird. Bei anhaltenden, starken Nebenwirkungen kann der Hirnschrittmacher samt Elektroden wieder entfernt werden.

Welche Komplikationen sind mΓΆglich?

Das Einsetzen der Elektroden ist – wie jeder operative Eingriff – mit verschiedenen Risiken verbunden.

Eine mΓΆgliche Komplikation ist eine Hirnblutung, die in etwa 2 von 100 FΓ€llen auftritt. Auch kann sich die Haut im operierten Bereich entzΓΌnden. DarΓΌber hinaus ist es mΓΆglich, dass die implantierten Elektroden verrutschen, sodass sie nicht mehr die gewΓΌnschte Wirkung erzielen.

SchΓ€tzungen zufolge kommt es nach 1 von 100 Operationen zu FolgeschΓ€den, die sich nicht mehr zurΓΌckbilden. Dazu zΓ€hlen zum Beispiel LΓ€hmungen oder SprachstΓΆrungen. Bevor eine tiefe Hirnstimulation durchgefΓΌhrt wird, mΓΌssen Γ„rztinnen und Γ„rzte sorgsam abwΓ€gen, ob das Operationsrisiko im Vergleich zu den erwartenden Verbesserungen vertretbar ist.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine Γ€rztliche Beratung und dΓΌrfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft fΓΌr Neurologie: Dystonien AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 030/039 (Stand: 1. Februar 2021)
  • Klebe, S., Coenen, V.: Tiefe Hirnstimulation bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Der Nervenarzt, Jg. 92, Heft 10, S. 1042-1051 (2021)
  • Tiefe Hirnstimulation. Online-Informationen der Deutschen Hirnstiftung: https://hirnstiftung.org/ (Stand: 29.9.2021)
  • Parkinson. Online-Informationen des Instituts fΓΌr QualitΓ€t und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 19.6.2019)
  • Tiefenhirnstimulation. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: Juni 2016)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft fΓΌr Neurologie: Idiopathisches Parkinson-Syndrom. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 030/010 (Stand: 1. Januar 2016)
  • Coenen, V., et al.: Tiefe Hirnstimulation bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen. Deutsches Γ„rzteblatt, J. 112, Heft 31-32, S. 519-526 (3. August 2015)
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