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Kinderwunsch: Eins, zwei, drei oder mehr?


Kinderzahl - http://www.familienhandbuch.de/cmain/s_370.html
Eins, zwei, drei oder mehr?

Sabine Caron

15.03.2010Lesedauer: 6 Min.
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Im Mittel bekommen deutsche Frauen 1,3 Kinder. (Bild: Imago)

Die Frage, wie viele Kinder ein Paar haben möchte, ist sehr individuell. Schon die Entscheidung für das erste Kind ist heute sehr selten eine rein emotionale Sache, fast niemand bekommt heute mehr Kinder ohne die Abwägung beruflicher und finanzieller Aspekte. Aber aus welchen Gründen entscheiden sich Familien für ein zweites, drittes oder viertes Kind – oder bei einem zu bleiben? Und warum entscheiden sich Frauen und Männer in anderen Ländern für mehr Kinder als hierzulande?

Sie wollte mehr Kinder

Petra und ihr Mann haben einen elfjährigen Sohn. Petra hat zwei Schwestern, ihr Mann ist Einzelkind. Sie habe ihren Mann nur zu einem Kind überreden können, sagt sie. Für sie selber sei es schwierig gewesen, so Petra weiter, weil sie es selber immer sehr schön fand, Geschwister zu haben. Doch wie treffen Familien ihre Entscheidung für oder gegen Kinder?

Die Geburtenentwicklung in Deutschland

Die Zahl der Kinder pro Familie geht in Deutschland seit Jahrzehnten zurück, der Trend zur Ein-Kind-Familie setzt sich fort. Im Mittel bekommen deutsche Frauen 1,3 Kinder. Etwa ein Drittel der Frauen bleiben kinderlos. In 53 Prozent der Familien lebt nur ein minderjähriges Kind, in 36 Prozent wachsen zwei minderjährige Kinder auf und in lediglich elf Prozent drei Kinder oder mehr. Damit liegt die Geburtenrate deutlich hinter der in anderen europäischen Ländern. In Island beispielsweise sind es im Mittel zwei Kinder pro Frau.

Kinder eine Option unter vielen

Für viele gehören Kinder heute nicht mehr unabdingbar zu einem erfüllten Leben dazu. Umfragen zufolge glauben nur etwa ein Viertel der Menschen, dass für Männer Kinder noch eine Voraussetzung für ein zufriedenes Lebens sind. Ein Drittel glaubt das für Frauen. Stattdessen sind Kinder zu einer Option unter vielen geworden. Die Entscheidung für oder gegen Kinder hängt deshalb stark von den Rahmenbedingungen und der Lebenszufriedenheit ab. Aus den gleichen Gründen erfüllen sich nicht alle Paare, die sich zwei oder mehrere Kinder wünschen, diesen Wunsch auch.

Lebenszufriedenheit steigt nicht mit der Kinderzahl

Der Nutzen, den Kinder für ihre Eltern haben, ändert sich mit zunehmendem Wohlstand der Gesellschaft. Während viele Kinder in der vorindustriellen Zeit die Versorgung im Alter sicherten und durch ihre Arbeitskraft zum Wohlstand der Familie beitrugen, liegt die Beziehung der Eltern zu ihren Kindern heute vor allem im emotionalen Bereich (Monitor Familienforschung, Ausgabe Nr. 10). Für viele Frauen und Männer reichen bereits ein oder zwei Kinder, um die Lebensfreude hinreichend zu steigern. Auch eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung die Eltern nach Gründen fragte, aus denen sie keine weiteren Kinder bekommen haben, kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Auffällig war, dass so viele Eltern wie noch nie erwarteten, dass sich die Lebensfreude bei einem dritten oder vierten Kind nicht mehr wesentlich erhöht. Einige Eltern befürchten sogar, sich bei mehreren Kindern nicht mehr ausreichend auf das einzelne Kind einlassen zu können. Befragte mit zwei Kindern hatten sogar eher umgekehrt die Erwartung, dass sich die Lebenszufriedenheit bei einer weiteren Geburt, wenn diese überhaupt Auswirkungen hätte, eher verschlechtern würde.

Kinderreichtum: Soziale Ablehnung oder Lebendigkeit?

Insgesamt herrscht vielen Studien zufolge noch immer das Ideal der Zwei-Kind-Familie vor. Kinderreichtum – also mehr oder drei Kinder – ist nicht mehr angesagt. Etwa 20 Prozent der Eltern mit zwei Kinder fürchteten soziale Ablehnung durch die Geburt eines weiteren Kindes. Die Entscheidung für drei oder mehr Kinder wird vor allem damit begründet, dass Kinder an sich ein Wert sind und Lebendigkeit in die Familie bringen. Auch positive Erfahrungen im Hinblick auf Geschwister in der eigenen Kindheit werden häufig genannt. Gelegentlich möchten Eltern auch negative Erfahrungen in der Kindheit wieder gut machen: Sie möchten an den eigenen Kinder ausgleichen, was sie selbst nicht erfahren haben. Ob dieser Wunsch auch erfüllt wird hängt vom Bildungsstand – in höheren Bildungsschichten wird er seltener verwirklicht – und von den Rahmenbedingungen ab. Lange Ausbildungszeiten bei Akademikerinnen und Akademikern führen zu einer späten Geburt des ersten Kindes. Je älter eine Frau aber bei der Geburt des ersten Kindes ist, desto weniger Kinder bekommt sie im Durchschnitt. Auch die geringen Möglichkeiten Mutterschaft und berufliches Fortkommen unter einen Hut zu bekommen spielen gerade bei Akademikerinnen eine wichtige Rolle.

Karrieregeile Einzelkind-Eltern?

Nicht nur gegenüber Einzelkindern, auch gegenüber Einzelkind-Eltern gibt es viele Vorurteile. Besonders häufig wird von egoistischen und karrieregeilen Eltern gesprochen. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Zwar betonen Einzelkind-Eltern etwas häufiger die Bedeutung der Berufstätigkeit beider Eltern und die Wichtigkeit von Betreuungsmöglichkeiten von Kindern. Aber insgesamt sind sie eine sehr heterogene Gruppe, die aus sehr unterschiedlichen Gründen ein Kind hat. Nur selten haben Eltern bewusst und geplant ein Einzelkind. Stattdessen liegt es eher an den Umständen, dass Einzelkinder keine Geschwister bekommen, wie fehlende Betreuungsmöglichkeiten für das zweite Kind oder unzumutbare Einschränkungen beim Wohnraum oder in finanzieller Hinsicht. Etwas häufiger als Geschwisterkinder haben Einzelkinder auch geschiedene Eltern und leben nur bei einem Elternteil. Die meisten allerdings leben genau wie Geschwisterkinder in der so genannten "Kern-Familie". Und beruhigend für die Eltern: Einzelkinder haben sogar besonders oft eine intensive Beziehung zu Mutter und Vater.

Gründe gegen Kinder

Laut einer Umfrage durch die Robert-Bosch-Stiftung führen (sozio-) ökonomische Gesichtspunkte besonders häufig zu einer Entscheidung gegen Kinder: Unsicherheit des Arbeitsplatzes, Beibehaltung des Lebensstandards, zu hohe Kosten und Unvereinbarkeit von Familie und Beruf. Daneben sorgen sich viele um die Zukunft, die diese Kinder erwarten würde. In anderen europäischen Ländern scheint die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch immer besser zu gelingen. So sind zum Beispiel in Island 90 Prozent der Frauen berufstätig – anders als in Deutschland.

Grund gegen weitere Kinder

Prozent
Arbeitsplatz unsicher 63
Zukunftserwartungen für Kinder 51
Jetzigen Lebensstandard beibehalten 50
Leben weiter genießen 39
Zu hohe Kosten 39
Angst, Freizeitinteressen aufgeben zu müssen 37
Befragte oder Partner zu alt 29
Nicht mit Berufstätigkeit vereinbar 28
Partner ist dagegen 26
Es bliebe zu wenig Zeit für Partnerschaft 20
Zu stark an den Partner gebunden 12
Gesundheitszustand erlaubt kein weiteres Kind 10
Partnerschaft funktioniert nicht gut genug 7

Quelle: Robert-Bosch-Stiftung

Herkunftsfamilie wichtig

Auch die Herkunftsfamilie spielt laut Studien eine wichtige Rolle, vor allem die der Frau. Je mehr Geschwister eine Frau hat, desto mehr Kinder möchte sie tendenziell haben. Dieser Wunsch wird abgeschwächt, wenn die Frau mit den Geschwistern sehr um die Liebe und Aufmerksamkeit der Eltern kämpfen musste. Bei den Männern dagegen steht eher die Qualität der Beziehung im Vordergrund: Der Wunsch nach weiteren Kinder ist größer, wenn das Paar weiterhin viel Zärtlichkeiten austauscht und Sex hat.

Unerfüllter Kinderwunsch – ungeplante Schwangerschaft

Bei all diesen Überlegungen und Studien ist es wichtig zu bedenken, dass Schwangerschaften und die Zahl der Kinder leider nicht immer frei wählbar sind. Manche Paare versuchen jahrelang mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ein Kind zu bekommen – und bleiben doch kinderlos. Auch manche Einzelkind-Eltern hätten alles für ein zweites Kind geben – und mussten doch auf ein Geschwisterchen verzichten. Und manche Eltern werden durch Mehrlingsschwangerschaften oder ungeplante Schwangerschaften zu Eltern von zwei, drei oder vier Kindern. Wir haben mit einigen Eltern gesprochen und sie nach ihrer individuellen Entscheidung für eins, zwei, drei oder mehr Kinder befragt. Neben den unterschiedlichen Gründen, die für die Kinderzahl von Paaren entscheidend sind, haben die Gespräche gezeigt, dass sich bei vielen Paaren erst während der Familiengründung entscheidet, wie viele Kinder sie bekommen.

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Der Wunsch nach einem zweitem Kind

Daniela und ihr Mann haben zwei Söhne, zwölf und elf Jahre alt. Eigentlich wollte Daniela mal vier Kinder haben. Als der erste Sohn – ein pflegeleichtes Baby – auf der Welt war, stand der Entschluss zu einem zweiten Kind schnell fest. Der zweite Sohn wurde nur 15 Monate später geboren. Da der zweite Sohn Matthias sehr anstrengend war, wurde der Wunsch nach einem dritten Kind zunächst verschoben. Als Matthias drei Jahre alt war, fing Daniela wieder an zu arbeiten - von da an war das Thema drittes Kind eigentlich vom Tisch, weil ihr die Arbeit viel Spaß machte. Auch wollten sie sich weiterhin Urlaube leisten können – bei mehr Kindern hätten die finanziellen Mittel dazu nicht gereicht.

Anstrengender Alltag

Elke und Markus haben drei Töchter, Antonia ist zehn Jahre alt, die Zwillinge Luna und Grete sind acht Jahre alt. Als Elke mit den Zwillingen schwanger war, hatten sie erstmal nur entscheiden, dass sie ein zweites Kind wollten. Dann waren es drei innerhalb von 22 Monaten. Die Frage nach einem vierten Kind hat sich erstmal gar nicht gestellt, weil der Alltag mit den Dreien recht anstrengend war. Als die drei älter wurden, war ein viertes Kind – verbunden mit der Hoffnung auf einen Sohn - kurz ein Thema, aber sie wollten dann nicht noch mal von vorne anfangen. Auch die finanzielle Seite hat eine Rolle gespielt: Sie hätten eine größere Wohnung und ein größeres Auto gebraucht.

Finanzielle Sicherheit und höhere Jobsicherheit

Susanne und Thomas haben drei Kinder. Thomas ist Einzelkind, Susanne hat drei Geschwister: Sie haben vor der Familiengründung nicht besprochen, wie viele Kinder sie haben wollten. Aber als das zweite Kind geboren war, spürte Susanne schon nach wenigen Tagen den Wunsch nach einem weiteren Kind. Sie wären noch nicht vollständig gewesen, erzählt uns Susanne. Sie würde über ein weiteres Kind nachdenken, wenn die Rahmenbedingungen anders wären: mehr finanzielle Sicherheit und höhere Jobsicherheit. Sie müssten auch Geld fürs Alter zurücklegen und das würde mit vier Kindern immer schwerer.

Eine Frage des Alters

Anette und Sven, beide 52 Jahre alt, haben eine 13-jährigen Sohn. Nach der Geburt des ersten Sohnes im Alter von 39 Jahren versuchten die beiden noch ein weiteres Kind zu bekommen. Anette erlitt eine Fehlgeburt, danach fühlten sich die Akademikerin und der Akademiker zu alt für weitere Versuche.

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