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Säuglingsbotulismus: Kein Honig und Ahornsirup für Babys


Gefahr einer Infektion
Säuglingsbotulismus: Kein Honig und Ahornsirup für Babys

dpa, hl

Aktualisiert am 11.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Brei mit Honig: Babykost sollte im ersten Lebensjahr Ihres Babys nicht mit Honig gesüßt werden, um eine bakterielle Infektion zu vermeiden.Vergrößern des BildesBrei mit Honig: Babykost sollte im ersten Lebensjahr Ihres Babys nicht mit Honig gesüßt werden, um eine bakterielle Infektion zu vermeiden. (Quelle: PaulaConnelly/getty-images-bilder)
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Eltern sollten Babys keinen Honig oder Ahornsirup geben. Bis zu einem bestimmten Alter können in ihm enthaltenen Bakterien zu Säuglingsbotulismus führen.

Kinder unter einem Jahr sollten noch keinen Honig oder Ahornsirup zu essen bekommen. Denn die beiden Nahrungsmittel gehören zu den größten Infektionsquellen für Botulismus, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Botulismus ist eine besondere Form der Lebensmittelvergiftung.

"Lebensmittelvergiftungen mit Clostridium botulinum, die den sogenannten Botulismus auslösen, sind in Deutschland zwar sehr selten, aber aufgrund der hohen Sterblichkeit gefährlich", warnt Professor Hans-Jürgen Nentwich, langjähriger Chefarzt der Kinderklinik des Heinrich-Braun-Klinikums in Zwickau. Die Erreger können schwere Lähmungen der Muskulatur verursachen und schließlich zur Atemlähmung führen.

Symptome: So äußert sich Säuglingsbotulismus

"Eine Sonderform ist der Säuglingsbotulismus, da die Sporen bei den ganz Kleinen noch den Darm besiedeln und dort auskeimen können", erklärt Nentwich. Dort produzieren sie ein muskellähmendes Gift, welches über den Darm in den Blutkreislauf gelangt.

Infizierte Säuglinge zeigen Muskelschwäche, sie können den Kopf kaum halten und haben Schwierigkeiten beim Atmen. Das kann sich durch Röcheln oder Schnarchgeräusche äußern. Die Reflexe sind schwach, sodass das Kind schlecht saugen und schlucken kann, der Speichel vermehrt aus dem Mund rinnt und die Pupillen verzögert auf Licht reagieren. Betroffene Kinder müssen rasch intensiv-medizinisch behandelt werden. Unerkannt und unbehandelt kann der Säuglingsbotulismus zum Tod des Babys führen.

Häufigkeit von Botulismus bei Säuglingen

Wegen mit Honig versetzten Schnullern sind im amerikanischen Bundessstaat Texas jüngst vier Babys an Säuglingsbotulismus erkrankt. 2016 gab es in dem Land laut Daten des Centers for Disease Control and Prevention 150 Fälle von Säuglingsbotulismus. In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren laut Robert Koch-Institut jeweils zwischen 0 und 24 Botulismus-Fälle übermittelt. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Lebensmittelbotulismus. 2017 wurden beispielsweise drei Fälle von Botulismus-Erkrankungen gemeldet. In einem Fall handelte es sich um Säuglingsbotulismus.

Clostridium botulinum ist in der Umwelt weit verbreitet und kommt öfter in landwirtschaftlichen Produkten vor. Gerade in Honig konnte das Bakterium häufiger nachgewiesen werden. Für Erwachsene ist die im Honig enthaltene Dosis in der Regel ungefährlich. Da die Darmflora von Neugeborenen jedoch noch nicht voll entwickelt ist, haben es Bakterien leicht, sich dort anzusiedeln.

Aus diesem Grund empfiehlt die Landesärztekammer Baden-Württemberg, im ersten Lebensjahr des Babys auf jegliche Verwendung von Honig bei der Ernährung zu verzichten. Besonders hoch ist das Infektionsrisiko in den ersten sechs Lebensmonaten. Brustwarzen sollten bei Saughemmungen des Babys daher nicht mit Honig bestrichen werden. Auf das Süßen von Babybrei mit Honig sollte ebenfalls verzichtet werden.

Bei Kleinkindern ab einem Jahr mit einer stabilen Darmflora ist Honig hingegen unbedenklich, wie das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mitteilt.

Auch Ahornsirup kann Säuglingsbotulismus auslösen

Aus den USA sind weiterhin einige Fälle bekannt, in denen Ahornsirup den Säuglingsbotulismus verursacht hat. Als Naturprodukt können auch hier Clostridien enthalten sein. Daher sollte auf die Gabe von Ahornsirup bei Säuglingen ebenfalls verzichtet werden.

Fertignahrungsmittel, die Honig oder Ahornsirup enthalten, sind für Babys hingegen unbedenklich. Diese werden bei der Herstellung hoch erhitzt, wodurch mögliche Bakterien abgetötet werden.

Gefahr einer Infektion reduzieren

Denn Temperaturen von 100 Grad Celsius können das Bakterium schnell unschädlich machen. Wenn Clostridien Temperaturen um die 80 Grad ausgesetzt sind, sterben sie erst nach sechs Minuten ab. Für Kinder und Erwachsene sind nur Lebensmittel kritisch, in denen sich die Bakterien aufgrund schlechter hygienischer Bedingungen vermehren und Sporen bilden können, bevor sie verzehrt werden.

Besondere Vorsicht gilt bei Selbsteingekochtem. Dieses sollte grundsätzlich zweimal erhitzt werden, um eventuell ausgekeimte Sporen zu zerstören, raten Experten. Da die Bakterien ohne Luft auskommen, können sie auch in vakuumverpackten Lebensmitteln wie Räucherfisch überleben. Damit sich dort keine Sporen bilden, muss die vorgeschriebene Kühlung unbedingt eingehalten werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Landesärztekammer Baden-Württemberg
  • Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
  • Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte
  • American Academy of Pediatrics: "Remind Families: Honey can cause infant botulism"
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