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Flutkatastrophe in Deutschland: Gefahr für Starkregen steigt auf das Neunfache


Häufiger extremer Regen
Gefahr für Starkregen steigt bis auf das Neunfache


Aktualisiert am 24.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ein Helfer räumt Schutt aus einem stark beschädigten Haus in der Ortschaft Altenahr (Symbolfoto): Durch Starkregenfälle schwoll die Ahr in dieser Gegend im Juli massiv an. Die Wassermassen zerstörten teils ganze Dörfer, zahlreiche Menschen starben.Vergrößern des Bildes
Ein Helfer räumt Schutt aus einem stark beschädigten Haus in der Ortschaft Altenahr (Symbolfoto): Durch Starkregenfälle schwoll die Ahr in dieser Gegend im Juli massiv an. Die Wassermassen zerstörten teils ganze Dörfer, zahlreiche Menschen starben. (Quelle: imago-images-bilder)

Die zerstörerischen Starkregen im Juli waren kein Zufall. Eine Studie belegt, dass der extreme Niederschlag in NRW und Rheinland-Pfalz eng mit der Klimakrise zusammenhing. Das Risiko zukünftiger Katastrophen steigt.

Während die Menschen in den Hochwassergebieten nach vorne schauen, blicken andere zurück. Ein Team der World Weather Attribution-Inititative (WWA) hat in den vergangenen Wochen geprüft, was die schweren Überschwemmungen entlang der Flüsse Ahr und Erft mit dem Klimawandel zu tun hatten. Ihre Ergebnisse sind auch eine Warnung.

So hat die globale Erderwärmung bereits jetzt dafür gesorgt, dass extreme Regenfälle in Westeuropa sehr viel wahrscheinlicher sind als noch Ende des 19. Jahrhunderts. Laut der Forscherinnen und Forscher ist die Gefahr von möglicherweise katastrophalem Starkregen seitdem um das 1,2- bis 9-Fache gestiegen. Die maximale Niederschlagsmenge hat um bis zu 19 Prozent zugenommen. Und das gilt nicht nur für die Regionen in NRW und Rheinland-Pfalz, die zuletzt besonders von Überflutungen betroffenen waren.

"Auf räumlich begrenzter, lokaler Ebene ist es schwierig, den Einfluss des Klimawandels auf extreme Regenfälle zu untersuchen“, erklärt Klimaforscherin Sjoukje Philip, die an der Studie beteiligt war. Für einen größeren Bereich ist dies Philip und ihren Kollegen aber gelungen. Denn die Prognose für Frankreich, Westdeutschland, die Niederlande, Ostbelgien, Luxemburg und die nördliche Schweiz ist quasi dieselbe: "Für ganz Westeuropa waren wir in der Lage zu zeigen, dass solche Extremereignisse durch Treibhausgasemissionen immer wahrscheinlicher werden“.

Auch das Überschwemmungsrisiko steigt

Die Folgerung der Wissenschaftler: Mit weiteren Treibhausgasemissionen und einem zunehmenden Temperaturanstieg werden Starkregenereignisse noch häufiger auftreten. Und damit auch das Risiko von Überschwemmungen.

Dass die zerstörten Orte in den westdeutschen Überschwemmungsgebieten wieder aufgebaut werden, muss dennoch keine vergebene Mühe sein. Laut den Ergebnissen der WWA dürften zwischen potenziell katastrophalen Starkregenereignissen immer noch einige hundert Jahre liegen. Dennoch warnen die Forscherinnen und Forscher davor, effektiven Klimaschutz weiter hinauszuzögern.

Wissenschaftler fordern bessere Klimapolitik

"Der aktuelle Fall zeigt, dass unsere Gesellschaften nicht widerstandsfähig genug sind, um Wetterextremen zu begegnen", sagt Studienautorin Hayley Fowler, die an der University of Newcastle die Folgen der Klimakrise erforscht. Sie fordert eine stärkere und schnellere Einsparung von Treibhausgasen, eine klimaneutrale Infrastruktur für den Verkehr und wünscht sich gleichzeitig bessere Katastrophenwarnsysteme. "Nur so können wir Verluste und Kosten minimieren und extremen Überflutungen besser begegnen", erklärt Fowler.

Dabei ist die neue Warnung der WWA nicht die erste: Ziel der Initiative ist es, Extremwetterereignisse schnellstmöglich daraufhin zu prüfen, inwiefern sie mit der Klimakrise zusammenhängen. Dazu kombinieren die beteiligten Wissenschaftler ihre Wetterbeobachtungen mit Klimamodellen, die vorhersagen, wie sich die globale Erderwärmung weiter entwickeln könnte. Allein in diesem Jahr hat die WWA auf diese Weise schon zwei weitere Wetterextreme ausgewertet.

Die Gefahr von Extremwettern wird überall größer

So sei es nahezu undenkbar, dass es in den USA und Kanada ohne den menschengemachten Klimawandel zu einer Hitzewelle wie im Juni und Juli gekommen wäre. Vielerorts stiegen die Temperaturen dort auf deutlich mehr als 40 Grad, hunderte Menschen starben.

Eine andere WWA-Studie aus diesem Jahr diagnostizierte zusätzlich, dass die Erderwärmung in Frankreich dazu geführt hat, dass beispielsweise Weinstöcke deutlich früher im Jahr austreiben, es aber gleichzeitig häufiger zu Frosteinbrüchen im Frühling kommen kann. Für viele französische Weinbauern hat das in diesem Jahr zu enormen Ernteeinbrüchen geführt.

"Die Verschärfung von Extremwetterereignissen durch den Klimawandel stellt für uns alle eine globale Gefahr dar, der wir dringend Einhalt gebieten müssen. Die Wissenschaft lässt darüber seit Jahren keinen Zweifel", mahnt deshalb Friederike Otto, die als Klimaforscherin an der University of Oxford arbeitet und ebenfalls an der jüngsten WWA-Studie beteiligt war.

Die Forschungsergebnisse der WWA bekräftigen auch die Schlussfolgerungen des Weltklimarats (IPCC). Dessen aktueller Bericht weit eindeutig nach, dass die Erderwärmung vom Menschen verursacht wird und der daraus resultierende Klimawandel die Hauptursache für die Zunahme extremer Wetterereignisse ist.

Verwendete Quellen
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