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Krieg im Nahen Osten | Israel: Hamas verliert Kontrolle - Dramatische Kliniken-Lage


Krieg im Nahen Osten
Israel: Hamas verliert Kontrolle - Dramatische Kliniken-Lage

Von dpa
Aktualisiert am 12.11.2023Lesedauer: 4 Min.
Nahostkonflikt - Das Tunnelsystem im GazastreifenVergrößern des BildesMitglieder der islamistischen Hamas bewachen die Tore des Schifa-Krankenhaus in Gaza. (Quelle: Mohammed Talatene/dpa/Archiv/dpa-bilder)
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Gut einen Monat nach dem Massaker der islamistischen Hamas an israelischen Zivilisten hat die im Gazastreifen herrschende Terrororganisation nach israelischer Darstellung die Kontrolle über den Norden des Küstenstreifens verloren.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte, Hamas-Kämpfer hätten "keinen sicheren Ort mehr, um sich zu verstecken". Auch das Militär hatte zuvor mitgeteilt, die Hamas kontrolliere den Norden nicht mehr. Ob das auch für das weit verzweigte Tunnelsystem galt, ist unklar.

Die Lage in den Krankenhäusern vor allem im heftig umkämpften nördlichen Teil wurde unterdessen immer dramatischer. Israel vermutet unter dem Schifa-Krankenhaus, dem größten Klinikkomplex des Gazastreifens, eine Kommandozentrale der Hamas. Zur Zukunft des Küstenstreifens nach einem Ende der Kämpfe äußerte sich Netanjahu ausweichend. Eine Verwaltung durch die Palästinensische Autonomiebehörde aus dem Westjordanland schloss er jedoch aus.

Heftige Kämpfe unmittelbar am Krankenhaus

Nach Angaben eines im Schifa-Krankenhaus arbeitenden Arztes wurde weiter heftig in unmittelbarer Nähe des Spitals gekämpft. "Wir können kaum die Patienten im Krankenhaus behandeln und sind mitten im Kriegsgebiet", sagte der Mediziner Ahmed Muchallalati dem Nachrichtensender Al-Dschasira.

"Es gibt laufend Luftangriffe, und Drohnen kreisen in der Gegend des Krankenhauses." Die medizinische Versorgung von Patienten sei mangels Strom, Wasser und Medikamenten fast zum Erliegen gekommen. Mehrere Patienten seien deshalb bereits gestorben. Die Angaben ließen sich nicht überprüfen. Israels Armee dementierte Vorwürfe über Angriffe.

Neues Zeitfenster zur Flucht in den Süden Gazas

Israels Militär hatte den Zivilisten im Norden des Gazastreifens für Sonntag ein neues Zeitfenster für die Flucht in den Süden genannt. Zudem solle ein Durchgang zwischen dem Schifa-Krankenhaus und einer Verbindungsstraße in Richtung Süden geschaffen werden, teilte die Armee auf der Plattform X mit. Der Fluchtkorridor sei zwischen 09.00 Uhr und 16.00 Uhr Ortszeit (08.00 Uhr bis 15.00 Uhr MEZ) geöffnet. Augenzeugenberichten zufolge flohen Tausende meist zu Fuß nach Süden.

Netanjahu: Hamas-Terroristen todgeweiht

Von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar "bis zum letzten Terroristen" seien alle todgeweiht, sagte Netanjahu. Die Armee habe bereits Tausende Terroristen getötet, darunter auch "Kommandeure, die das schreckliche Massaker am 7. Oktober angeführt haben".

Israel hat seither mehr als 1200 getötete Zivilisten und Soldaten zu beklagen. Die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen berichten von mehr als 11.000 Toten durch die israelischen Angriffe.

Netanjahu betonte, es werde keine Waffenruhe ohne Freilassung der 239 Geiseln geben. Zu den diplomatischen Bemühungen sagte Netanjahu, man werde die Familien informieren, sobald es etwas Konkretes gebe. Bis dahin sei es besser, zu schweigen.

Zukunft des Gazastreifens ungewiss: "Etwas anderes"

Netanjahu erklärte erneut, Israel wolle nach einem Sieg über die Hamas die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen behalten. Der Küstenstreifen müsse entmilitarisiert werden. Zugleich schloss er aus, dass die gemäßigtere Palästinensische Autonomiebehörde (PA) aus dem Westjordanland wieder die Kontrolle auch über den Gazastreifen übernehmen könnte. Von dort war die von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geleitete Organisation 2007 von der Hamas vertrieben worden.

Netanjahu betonte, Israel werde im Gazastreifen keine Verwaltung akzeptieren, "die ihre Kinder dazu erzieht, Israel zu hassen, Israelis zu töten oder Israel zu eliminieren". Es müsse "etwas anderes" sein

Israel warnt Hisbollah

Auf anhaltende Angriffe aus dem benachbarten Libanon reagierte Israel mit einer deutlichen Warnung an die dort ansässige Schiitenmiliz Hisbollah. "Macht nicht den Fehler, in den Krieg einzusteigen. Das wäre der Fehler eures Lebens", sagte Ministerpräsident Netanjahu am Vorabend an die Hisbollah gerichtet, die wie die Hamas hauptsächlich vom Iran finanziert wird.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant sagte, der größte Teil der israelischen Luftwaffe sei nicht mehr mit dem Gazastreifen beschäftigt. Die Flugzeugnasen seien nun nach Norden gerichtet. Die Bürger des Libanons müssten wissen: Wenn Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah einen Fehler begehe, "das Schicksal Beiruts wie das Schicksal Gazas sein könnte", sagte Galant.

800 Ausländer und Palästinenser mit Zweitpass ausgereist

Aus dem Gazastreifen reisten erneut Hunderte Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass aus. Mehr als 800 von ihnen hätten den Grenzübergang Rafah nach Ägypten überquert, sagte am Sonntag ein Sprecher des Kontrollpunkts auf palästinensischer Seite. Damit hätten seit Wiederöffnung der Grenze vor etwa anderthalb Wochen rund 2700 Ausländer und Palästinenser mit zweitem Pass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen. In den vergangenen Tagen konnten nach Angaben des Auswärtigen Amts auch mehr als 280 Deutsche und ihre Angehörigen ausreisen.

Scholz hofft weiter auf Zweistaatenlösung

Bundeskanzler Olaf Scholz hält eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten trotz des Kriegs Israels und der islamistischen Hamas weiterhin für möglich. Das Ziel müsse sein, dass es nach all den schrecklichen Dingen, die passiert seien, eine Perspektive gebe, "die doch nochmal eine Zweistaatenlösung möglich macht", sagte der SPD-Politiker bei einem Talkformat der "Heilbronner Stimme" in Heilbronn.

"Man muss, wenn man eine dauerhaft friedliche Situation haben will, die Möglichkeit eines für Israel nicht bedrohlichen palästinensischen Staates mit wollen", sagte Scholz. Das gehöre ja zu dem Konzept der Zweistaatenlösung, die schon mehrfach beinahe möglich gewesen sei. Die Hamas habe diese Friedensbemühungen immer hintertrieben, weil sie den israelischen Staat zerstören und die israelischen Bürgerinnen und Bürger vertreiben wolle, sagte Scholz: "Und wenn die das nicht mehr können, ist die Chance vielleicht größer, als sie vor diesem Angriff auf Israel gewesen ist."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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