Vier Schiffe bereits betroffen Mysteriöse Explosionen treffen Putins Schattenflotte

Ein Tanker, der der russischen Schattenflotte zugerechnet wird, wurde bei einer Explosion beschädigt. Der Vorfall reiht sich in eine Kette ein.
Vor wenigen Tagen hat es auf dem Öltanker "Vilamoura", der laut Informationen des ukrainischen Geheimdienstes zur russischen Schattenflotte gehört, eine Explosion gegeben. Zwar wurden keine Menschen verletzt, allerdings ist das Schiff, das unter der Flagge der Marschall-Inseln fährt, so schwerbeschädigt, dass es manövrierunfähig war und von einem Schlepper nach Griechenland geschleppt wurde.
Das Schiff hatte sich zuvor in internationalen Gewässern vor Libyen aufgehalten. Im April wurde es am russischen Ust-Luga-Terminal gesehen, im Mai am Kaspischen Pipeline-Konsortium nahe Noworossijk – beides Häfen, von denen aus russisches Öl exportiert wird.
Die russische Schattenflotte besteht aus Schiffen, die unter der Flagge anderer Länder fahren, aber russisches Öl transportieren. Sie umgehen damit Sanktionen gegen Russland. Mehrere Schiffe sind bereits auf Sanktionslisten gesetzt worden.
Kein Einzelfall
Nach Informationen der ukrainischen Recherche-Webseite "Kyiv Insider" ist die Explosion kein Einzelfall. Der Tanker, der fast 140.000 Tonnen Rohöl geladen hat, ist bereits das vierte Schiff der Schattenflotte, auf dem es mysteriöse Explosionen gab.
Im Februar wurde die "Seajuwel", die unter maltesischer Flagge fährt und mutmaßlich russisches Öl transportiert, bei einer Unterwasserexplosion nahe Savona in Italien beschädigt. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Terrorismusverdacht. Die "Sacharum" soll schwere Schäden am Rumpf erlitten haben, als sie im Mittelmeer unterwegs war. Auf dem Tanker "Grace Ferrum" gab es nach Medienberichten zu Jahresbeginn ebenfalls eine Explosion.
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Sicherheitsunternehmen warnen Eigentümer von Schiffen
Das auf maritime Sicherheit spezialisierte Unternehmen Vanguard Tech geht nach Angaben von "Kyiv Insider" davon aus, dass so viele Explosionen an mutmaßlichen Schattenflottentankern "nicht mehr zufällig" sein können. Die Firma rät Betreibern, ihre Tanker, die von russischen Terminals zurückkehren, einer Unterwasserinspektion zu unterziehen.
Das britische Unternehmen für Cyberabwehr und Risikoaufklärung im Seeverkehr, Dryad Global, schrieb auf seiner Webseite: "Die Untersuchungen der mutmaßlichen Haftminenangriffe auf Tanker stehen alle in Zusammenhang mit den jüngsten Anläufen in russischen Häfen, was auf eine gezielte Bedrohung von Schiffen im russischen Ölhandel hindeutet, die wahrscheinlich durch die westlichen Sanktionen ausgelöst wurde". Die Firma rät Schiffseignern, Unterwasser-Sensoren einzusetzen und die Besatzung auf mögliche Gefährdungen vorzubereiten.
Schiffe sollen von Tauchern untersucht werden
Nach Recherchen des ukrainischen Magazins "Kyiv Insider" soll es auch in Russland Bedenken geben. Russische Hafenbehörden haben demnach angeordnet, dass Taucher, die Schiffe, die an wichtigen Ölhäfen andocken, genauestens untersuchen sollen. Offenbar wird befürchtet, dass Saboteure Sprengladungen an den Tankern anbringen. Bislang hat sich aber niemand zu Anschlägen bekannt.
Die griechischen Behörden wollen nun die "Vilamoura" untersuchen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, könnte eine Haftmine die Ursache für die Explosion gewesen sein.
- kyivinsider.com: "Another Russian oil tanker explodes – already the fourth this year" (englisch)
- reuters.com: "Italy prosecutors open terrorism probe into oil tanker explosion" (englisch)
- channel16.dryadglobal.com: "Suspected Limpet Mine Attacks in the Mediterranean Highlight a New Era of Maritime Risk" (englisch)
- gur.gov.ua: "U Sередземному морі вибухнув танкер зі складу тіньового флоту росії" (ukrainisch)