Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ausland Hat Putin Rücken?

Sein Image als topfitten Macher hat Russlands Präsident mit Hingabe gepflegt. Nun scheint Wladimir Putin ein ernstes Problem mit seinem Rücken zu haben. Schon müssen Termine abgesagt werden.
Als Wladimir Putin Anfang Oktober seinen 60. Geburtstag feierte, machten ihm ein paar patriotische russische Bergsteiger ein ganz besonderes Geschenk: Auf einem über 4000 Meter hohen Berg wurde ein Porträt Putins an einen Felsen geheftet, der nach Ansicht der Kletterer "ebenso unzerbrechlich und ewig" wie der russische Präsident ist. (Foto-Show: Wladimir Putins Karriere in Bildern)
Dienstreisen abgesagt
In Moskau allerdings kommen zunehmend Zweifel an der Widerstandskraft des russischen Präsidenten auf. Schon seit ein paar Wochen kursieren Gerüchte, Putin habe sich ein übles Rückenleiden zugezogen, anonyme Beobachter berichteten von einem vor Schmerzen hinkenden Staatschef. Hinzu kam, dass die Kremlverwaltung einige wichtige Termine absagte. So wurde eine für Dezember geplante Live-Fragerunde mit Putin im Staatsfernsehen auf kommendes Jahr verschoben - der Präsident hätte dort stundenlang russischen Bürgern Rede und Antwort stehen müssen. Auch Dienstreisen nach Pakistan, in die Türkei und nach Turkmenistan wurden Medienberichten zufolge abgesagt.
Putin hatte in seiner Arbeit als Präsident und Premier stets darauf Wert gelegt, nach außen ein sportliches und gesundes Erscheinungsbild abzugeben. Aufnahmen von ihm mit entblößter Brust in der Taiga, beim Schwimmen in sibirischen Seen und bei seinem Lieblingssport Judo gingen in die russische Polit-Ikonografie ein. Zudem waren bereits zu Sowjetzeiten gezielt lancierte Gerüchte über den Gesundheitszustand der politischen Funktionäre ein beliebtes Mittel im internen Machtkampf.
"Knacken" auf motorisierter Hängeleiter?
Richtig in Fahrt kam die Welle des Spotts am Donnerstag, als die seriöse Zeitung "Wedomosti" berichtete, Putin habe seine jüngsten Rückenschmerzen ausgerechnet einem Auftritt zu verdanken, bei dem es um den Nachweis besonderer Führungsstärke ging. Anfang September hatte der Präsident in einem motorisierten Hängegleiter einer Gruppe sibirischer Kraniche den Weg in ihr Winterquartier gewiesen. Bei diesem von Fotografen begleiteten Auftritt soll es dann geknackt haben.
Kremlsprecher Dmitri Peskow ließ sich nach mehreren Dementis lediglich zu einem lauwarmen Statement hinreißen. Putin habe sich eine leichte Muskelzerrung zugezogen, sagte Peskow am Donnerstag, die jedoch keinerlei Behandlung erfordere. "Sein Reiseplan ist von gesundheitlichen Fragen völlig unbeeinflusst", so Peskow.