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Britischer Botschafter über Tiananmen-Massaker: 10.000 Tote


Mehr als 10.000 Tote?
Telegramm zum Tiananmen-Massaker veröffentlicht

t-online, js

23.12.2017Lesedauer: 2 Min.
Bild vom Tiananmen im Museum: Das Foto des Mannes, der sich den Panzern in den Weg stellte, wurde zur Ikone.Vergrößern des BildesBild vom Tiananmen im Museum: Das Foto des Mannes, der sich den Panzern in den Weg stellte, wurde zur Ikone. (Quelle: Alex Hofford/epa)
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Bis heute ist es in China verboten, über das Tiananmen-Massaker zu sprechen. Nun zeigt ein diplomatisches Telegramm, wie brutal die Armee gegen Demonstranten vorging.

Bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz im Jahr 1989 sind nach Einschätzung des damaligen britischen Botschafters deutlich mehr Menschen getötet worden als bislang angenommen. "Mindestschätzung von 10.000 toten Zivilisten", schrieb der Diplomat Alan Donald am Tag nach dem Blutbad in einem Telegramm an seine Regierung. Die Nachrichtenagentur AFP konnte das bislang geheime Dokument im britischen Nationalarchiv einsehen.

Das Massaker auf dem Pekinger Tiananmen-Platz ist eines der wichtigsten innenpolitischen Ereignisse in China in den vergangenen Jahrzehnten: Die chinesische Armee war in der Nacht zum 4. Juni 1989 mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die wochenlang für mehr Demokratie demonstriert hatten. Bis heute werden alle Berichte über diesen Tag streng zensiert.

Die Regierung sprach von nur 200 Toten

Unklar ist bis heute, wie viele Menschen damals ums Leben gekommen sind. Die chinesische Regierung erklärte Ende Juni 1989, bei der Unterdrückung der "konterrevolutionären Aufstände" seien 200 Zivilisten und mehrere Dutzend Sicherheitskräfte getötet worden.

Der frühere Studentenführer Xiong Yan, der inzwischen in den USA lebt, nennt die vom damaligen britischen Botschafter genannte Opferzahl "glaubwürdig". Auch der französische Sinologe Jean-Pierre Cabestan teilt diese Einschätzung. In Dokumenten aus US-Archiven, die kürzlich öffentlich gemacht wurden, werde eine ähnliche Größenordnung genannt. "Das sind also zwei ziemlich unabhängige Quellen, die das Gleiche sagen", erklärte Cabestan. Eine solch hohe Opferzahl sei auch "keineswegs überraschend" angesichts der Menschenmassen, die damals in Pekings Straßen gegen die Regierung protestieren.

Das Rote Kreuz ging von etwa 2700 Toten aus

Ein anderer Anführer der Proteste geht hingegen von einer geringeren Opferzahl aus. Der britische Botschafter Donald habe selbst drei Wochen später ein weiteres Telegramm geschickt und seine ersten Einschätzungen korrigiert. In dem zweiten Telegramm sei von 2700 bis 3400 Toten die Rede, sagte Feng Congde. Dies decke sich mit Schätzungen des chinesischen Roten Kreuzes, das ebenfalls von 2700 Toten gesprochen habe.

Eine verlässliche Dokumentation der Vorfälle gibt es nicht. Die Führung in Peking lässt bis heute keine echte Aufarbeitung der Vorfälle zu. Auch einem westlichen Botschafter können damals keine belastbaren Schätzungen vorgelegen haben.

Sogar Krankenwagen seien beschossen worden

Aber seine Schilderungen in dem Telegram lassen die Gewalt erahnen, mit der die Proteste niedergeschlagen wurden. Demonstranten und auch Soldaten seien von Panzern "niedergemäht" worden. Die Panzerwagen seien immer wieder über sie gerollt und hätten sie regelrecht zermalmt, schrieb Donald damals: "Die sterblichen Überreste wurden angezündet und dann mit Wasser in Gullys gespült". Selbst Krankenwagen, die den Verletzen zur Hilfe kommen wollten, seien beschossen worden.

Donald bezog sich dabei auf einen Informanten, der von einem engen Freund im chinesischen Staatsrat über die Vorkommnisse unterrichtet worden sei. Seine Quelle habe sich in der Vergangenheit als verlässlich erwiesen, betonte der britische Diplomat.

Für die Gräueltaten seien Soldaten der 27. Armee verantwortlich gewesen, die "zu 60 Prozent Analphabeten sind und als Primitive gelten", schrieb Donald. Als die Soldaten aufmarschierten, sei den Studenten zu Verstehen gegeben worden, dass sie eine Stunde zum Verlassen des Tiananmen-Platzes hätten, "doch nach fünf Minuten griffen die Panzer an".

Quelle:
- Nachrichtenagentur AFP

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