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Marija Aljochina zur Russland-Wahl: "Diese Leute besitzen keine Moral"


Pussy-Riot zur Russland-Wahl
"Diese Leute besitzen keine Moral"

Ein Interview von Marc von Lüpke

15.03.2018Lesedauer: 2 Min.
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Marija Alyochina: Das Mitglied des feministischen Punkprotestkollektivs Pussy Riot hält die Wahlen in Russland am 18. März 2018 für eine Farce.Vergrößern des Bildes
Marija Alyochina: Das Mitglied des feministischen Punkprotestkollektivs Pussy Riot hält die Wahlen in Russland am 18. März 2018 für eine Farce. (Quelle: Boris Roessler/dpa-bilder)

Sie ist eine der größten Kritikerinnen Wladimir Putins: Im Interview erklärt Marija Aljochina von Pussy Riot, warum der russsische Geheimdienst FSB so gefährlich ist.

Ende Februar wurde sie bei einer Protestaktion auf der von Russland annektierten Krim noch auf ein Polizeirevier gebracht, jetzt tourt Marija Aljochina vom feministischen Punkprotestkollektiv Pussy Riot mit ihrer Show "Riot Days" durch Westeuropa. t-online.de hat sie im Tourbus zwischen Budapest und dem österreichischen Wels telefonisch erreicht.

Frau Aljochina, wen werden Sie am kommenden Sonntag wählen? Putins Wiederwahl gilt als sicher.

Das ist keine Wahl! Und es gibt keine wirklichen Gegenkandidaten. Ich glaube nicht, dass mit der jetzigen Wahl eine Möglichkeit besteht, etwas an den Machtverhältnissen zu ändern. Es ist bei dieser Wahl wie vor 50 Jahren.

Der Blogger Alexei Nawalny galt als aussichtsreichster Gegner Putins, bis er aufgrund einer umstrittenen Verurteilung von der Wahl ausgeschlossen wurde.

Ich bewundere Alexei Nawalny für seine Ermittlungen gegen die Korruption, die er seit vielen Jahren betreibt. Nawalnys Sperre beweist, dass es keine freien Wahlen sind.

Marija Wladimirowna Aljochina, geboren am 6. Juni 1988 in Moskau, ist Mitglied des feministischen Protestkollektivs Pussy Riot. Die Gruppe wurde mit künstlerischen Perfomance-Aktionen bekannt. Wegen eines Punk-Gebets in einer Moskauer Kirche verurteilte ein Gericht sie 2012 zu jahrelanger Haft, ein Jahr später wurde sie begnadigt.

Dann tritt noch Xenija Sobtschak gegen Putin an.

Meiner Meinung nach spricht Xenija Sobtschak viele wichtige Dinge an wie die politischen Missstände oder die Ukraine-Krise. Allerdings kann ich ihre Entscheidung, diese Wahl durch ihre Kandidatur zu legitimieren, nicht unterstützen.

Ist es ein Akt des Widerstands, dass Sie nicht wählen?

Widerstand kann jede Form annehmen. Nicht zu wählen, ist das Mindeste, was wir tun können.

Was halten Sie von Wladimir Putin?

Ich denke, dass Wladimir Putin das Gesicht des Systems ist. Die Bedeutung des russischen Sicherheitsdienstes nimmt zu. Sie wissen, dass der russische Geheimdienst FSB der Nachfolger des KGB ist. Dieser war berüchtigt für die Ermordung von Menschen. Und Sie wissen, was gerade mit dem EX-Agenten Sergei Skripal im britischen Salisbury passiert ist. Meiner Meinung nach besitzen diese Leute keine Moral, sondern wollen nur ihre Macht erhalten. Und sie werden Aktivitäten wie Morde, das Kriegführen und die Suche nach Feinden im In- und Ausland nicht einstellen.

Was lässt sich dagegen unternehmen?

Es ist nicht nur ein Problem der Bürger Russlands. Aus meiner Sicht ist es eine Situation, in der die europäischen Länder entscheiden müssen, wie sie dieses System konfrontieren.

Glauben Sie, dass sich Russland in der Zukunft demokratisieren wird?

Ich glaube nicht, dass wir irgendwelche Prognosen abgeben können. Aber erinnern Sie sich an das Ende der Sowjetunion: Niemand hatte das vorausgesehen. Jedes Regime endet irgendwann.

Frau Aljochina, wir danken für das Gespräch.

Pussy Riot ist weiterhin auf Tour. Am 17. März treten sie in Freiburg im Breisgau auf, am 20. März in Luxemburg.

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