"Kalle war mein Ein und Alles" Polizei erschießt Urlauber-Hund auf Sylt

Ein Hund beißt seinem Herrchen die Daumenspitze ab. Die Polizei kommt – dann fallen Schüsse. Polizei und Hundebesitzer schildern die Situation unterschiedlich.
Ein Beamter hat am Strand von Rantum auf Sylt einen Berner Sennenhund erschossen. Zuvor hatte das Tier sein Herrchen verletzt. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, tötete der Beamte den Hund mit drei Schüssen, weil er sich bedroht fühlte. Der verletzte Besitzer wurde zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht.
Wie genau es zur Eskalation am Hundestrand kam, ist unterdessen nicht ganz klar. Die Schilderung der Polizei unterscheidet sich deutlich von derjenigen der Hundebesitzerin.
Die Version der Frau: Biss passierte beim Spiel
Ihr zufolge waren Herrchen und Frauchen am Sonntagnachmittag gemeinsam mit dem Hund namens Kalle am Rantumer Hundestrand unterwegs. Das Paar aus Niedersachsen habe den Hund hinter einem Spielzeug herrennen lassen, sagte sie der "Sylter Rundschau".
Irgendwann habe der Hund das Spielzeug nicht mehr hergeben wollen. Ihr Mann habe es dem Hund aber weggenommen, um es erneut zu werfen. Daraufhin habe der Hund nach dem Spielzeug geschnappt und dabei den Daumen des Mannes erwischt. Das Tier habe dem Mann die Spitze des Daumens abgebissen.
"Dadurch ist die Situation eskaliert"
Deshalb habe das Paar den Notarzt gerufen. Dieser habe darauf bestanden, die Polizei zu rufen. Sie sei dann mit dem Hund weggegangen, damit ihr Mann in Ruhe versorgt werden konnte. Als die Polizisten kamen, habe ein Beamter ihr zugerufen, sie solle weg von dem Hund gehen. Der Hund habe daraufhin sein Frauchen schützen wollen und sei auf den Polizisten zugelaufen – im nächsten Moment fielen die Schüsse.
"Ich kann nicht verstehen, warum der Polizist gerufen hat", zitiert die "Sylter Rundschau" die Urlauberin. "Dadurch ist die Situation eskaliert. Kalle war mein Ein und Alles."
Version der Polizei: Hund wollte "in Richtung Oberkörper beißen"
Die Version der Polizei unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von derjenigen der Frau – schon die Attacke auf den Hundebesitzer schildern die Beamten anders. Ihnen zufolge soll der Berner Sennenhund versucht haben, "seinem Halter in Richtung Oberkörper zu beißen". Als der Mann sich mit der Hand schützen wollte, habe der Hund die Daumenspitze abgebissen.
Die Frau habe dann die Polizei gerufen, weil weder sie noch ihr Mann das Tier bändigen konnten. Der Polizist habe letztlich geschossen, weil keine "anderen geeigneten Mittel zur Beseitigung der Gefahr" zur Verfügung gestanden hätten. Die Beamten hätten sich selbst, den verletzten Hundebesitzer sowie andere Strandbesucher schützen müssen.
- shz.de: "Hund auf Sylt erschossen: Was geschah wirklich? Das sagen Halterin und Polizei"
- mopo.de: "Hund erschossen – was Polizei und Halterin sagen"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa