Staatsaffäre in der Slowakei Entführung eines Vietnamesen löst politische Krise aus

Die slowakischen Behörden stehen unter Verdacht in die mutmaßliche Entführung eines Vietnamesen aus Berlin verwickelt zu sein. Der Fall schlägt in der Slowakei hohe Wellen.
Der Verdacht einer Verwicklung slowakischer Behörden in die mutmaßliche Entführung eines vietnamesischen Geschäftsmannes aus Berlin hat in Bratislava eine politische Krise ausgelöst. Innenministerin Denisa Sakova teilte mit, sie habe den Chef des staatlichen Personenschutzes für die Dauer der Ermittlungen "vom Dienst freigestellt".
Der parteilose Staatspräsident Andrej Kiska forderte hingegen die Entlassung der Ministerin. Sie habe sein Vertrauen verloren, erklärte Kiska nach einem Gespräch mit dem sozialdemokratischen Regierungschef Peter Pellegrini. Noch für denselben Tag bat Generalstaatsanwalt Jaromir Ciznar den Präsidenten, Regierungschef und Parlamentspräsidenten zu einem Krisentreffen.
Vorwurf der Mitwisserschaft
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und die slowakische Tageszeitung "Dennik N" hatten vergangene Woche slowakischen Behörden bis hin zum damaligen Innenminister Robert Kalinak Mitwisserschaft bei der mutmaßlichen Entführung im Juli 2017 des früheren Vorstandschefs eines staatlichen Baukonzerns, Trinh Xuan Thanh, vorgeworfen. Kalinak dementierte den Verdacht mehrmals über Facebook. Zwar habe er einer vietnamesischen Delegation das slowakische Regierungsflugzeug zur Ausreise aus dem Schengen-Raum zur Verfügung gestellt. Er könne aber ausschließen, dass dabei das mutmaßliche Entführungsopfer mit an Bord gebracht wurde.
- Wegen Entführung eines Vietnamesen: Slowakeis Ex-Innenminister droht Strafverfahren
Das kommunistische in Vietnam geht seit einiger Zeit verschärft gegen vermeintliche Korruption vor. Trinh wurde in Vietnam wegen Korruption und Misswirtschaft in zwei Prozessen zu jeweils lebenslanger Haft verurteilt. Der Fall belastet auch die deutsch-vietnamesischen Beziehungen.
- dpa