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Boris Johnsons Brexit-Chefberater: Wer ist eigentlich Dominic Cummings?


Der wahre Mr. Brexit

Von afp, rok

Aktualisiert am 12.08.2019Lesedauer: 3 Min.
Dominic Cummings: Der 47-JΓ€hrige ist das Brexit-Superhirn hinter den Kulissen.
Dominic Cummings: Der 47-JΓ€hrige ist das Brexit-Superhirn hinter den Kulissen. (Quelle: Simon Dawson/Reuters-bilder)
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Boris Johnson ist das Gesicht des Brexits, sein Chefberater Dominic Cummings das Superhirn dahinter. Wer ist der Mann, der schon das Ausstiegsreferendum 2016 entscheidend beeinflusste?

Ein Bismarck-Bewunderer ist der Chefberater von Premierminister Boris Johnson: Dominic Cummings, Architekt der Brexit-Kampagne im Jahr 2016 und selbst in den Reihen der Konservativen umstrittener Politstratege, wurde noch vor Johnsons Amtsantritt in dessen Team berufen. Beobachter sehen bereits in den ersten Entscheidungen des neuen Premiers die Handschrift des unorthodoxen 47-JΓ€hrigen.

Seit Jahren gehen die Meinungen ΓΌber Cummings in der Londoner Politszene auseinander. Ex-Premierminister David Cameron bezeichnete ihn als "Karriere-Psychopathen". Mit seiner beinharten Rhetorik machte sich der Absolvent der Elite-UniversitΓ€t Oxford viele Feinde.

"ZerstΓΆrer der ZerstΓΆrers"

Auch deshalb wurde Cummings wiederholt mit Steve Bannon verglichen, dem ehemaligen ultrarechten Chefstrategen von US-PrΓ€sident Donald Trump. Wie dieser ist Cummings ein Kenner militΓ€rischer Theorien und Strategien. Und wie bei Bannon wurde die Berufung Cummings in den innersten Zirkel der Macht als riskanter Schachzug bewertet.

Dominic Cummings: Der 47-JΓ€hrige ist das Brexit-Superhirn hinter den Kulissen.
Dominic Cummings: Der 47-JΓ€hrige ist das Brexit-Superhirn hinter den Kulissen. (Quelle: Simon Dawson/Reuters-bilder)

"Dominic Cummings ist der ZerstΓΆrer des ZerstΓΆrers – ein zielstrebiger Stratege und ideologischer BilderstΓΌrmer", sagt Tim Bale, Politik-Professor an der Londoner Queen Mary University. Bale ist Verfasser eines Buchs ΓΌber die Tories aus dem Jahr 2011, in dem Cummings bereits eine gewisse Rolle zufΓ€llt.

Das Superhirn hinter den Kulissen

In der Austrittskampagne, die zum Sieg der Brexit-AnhΓ€nger bei der Volksabstimmung im Juni 2016 fΓΌhrte, setzte Cummings auf die Breitenwirkung der Onlinenetzwerke. Wenn Johnson das AushΓ€ngeschild der Kampagne war, dann war Cummings das Superhirn hinter den Kulissen. Dies wurde auch in dem TV-Thriller "Brexit: The Uncivil War" Anfang des Jahres deutlich, in dem Cummings von dem Filmstar Benedict Cumberbatch verkΓΆrpert wurde.

Die Opposition ΓΌbte scharfe Kritik an der Ernennung Cummings. Sie wirft ihm Verachtung des Parlaments vor, weil sich Cummings im MΓ€rz weigerte, vor einem Untersuchungsausschuss zu Falschinformationen wΓ€hrend der Brexit-Kampagne auszusagen.

Wo kommt Cummings her?

Seine politischen Ansichten verbreitet der 47-JΓ€hrige bevorzugt auf seinem Blog im Internet. Dort erklΓ€rte er etwa die innenpolitische Krise im Zusammenhang mit dem Brexit zu einem seltenen historischen Ereignis, das er nutzen will: "Solche Krisen sind auch die Wellen, auf denen man surfen kann, um normalerweise unverΓ€nderliche Dinge zu verΓ€ndern."

Geboren wurde Cummings im nordenglischen Durham. Sein Vater arbeitete als Projektmanager einer Γ–lplattform, seine Mutter war SonderpΓ€dagogin. Vor der Aufnahme in Oxford besuchte er eine ΓΆrtliche Privatschule.

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Russland hatte es dem jungen Cummings angetan. Er stΓΌrzte sich in die LektΓΌre des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski und besuchte das Land mehrmals nach seinem Studienabschluss. In den 90er-Jahren beteiligte er sich am Aufbau einer neuen Fluggesellschaft in Russland. Das Projekt scheiterte.

Verwirre den Gegner, indem du das Erwartete unterlΓ€sst

Im Jahr 2002 wurde Cummings Strategiechef der Tories. Das Amt gab er jedoch nach nur acht Monaten wieder auf. Der damalige Parteichef Iain Duncan Smith sei "inkompetent", sagte er. Cummings wurde Sonderberater des konservativen Bildungsministers Michael Gove, spΓ€ter ein fΓΌhrender AnhΓ€nger des britischen EU-Austritts. Er machte sich einen Namen, indem er eine "Wir-gegen-die"-MentalitΓ€t des Ministeriums gegenΓΌber dem Rest der Regierung forcierte.

Mit seiner Ernennung zu Johnsons Chefberater erhΓ€lt Cummings nun Gelegenheit, seinen historischen Vorbildern zumindest ein StΓΌck weit nachzueifern. Neben dem ersten deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck bewundert Cummings auch den Kampfpiloten und MilitΓ€rstrategen John Boyd. Dessen Strategie: Verwirre den Gegner, indem du das Erwartete unterlΓ€sst.


Mâglicherweise schlug sich diese Politik der stÀndigen Überraschungen bereits in Johnsons ersten Amtshandlungen nieder. Zuerst tauschte er nahezu das komplette britische Kabinett aus, dann unterließ er die erwartete Reise nach Brüssel zu neuen Brexit-Verhandlungen. Es liege vielmehr an Brüssel, den ersten Schritt zu machen, argumentiert der neue Premier.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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