Deutschland will keinen Bundeswehr-Kampfeinsatz in Sahelzone
N'Djamena/Paris/Berlin (dpa) - Deutschland wird sich weiterhin nicht an dem Kampfeinsatz gegen islamistische Terroristen in der Sahelzone beteiligen.
Die Bundeswehr nehme bereits an einer EU-Ausbildungsmission und einer UN-Mission in Mali teil, sagte BundesauĂenminister Heiko Maas am Dienstag nach einem Videotreffen mit Kollegen aus den G5-Sahelstaaten und weiteren Staats- und Regierungschefs. "Das ist eine erhebliche Kraftanstrengung, das ist ein gefĂ€hrlicher Einsatz." Frankreichs PrĂ€sident Emmanuel Macron hingegen hielt an dem französischen MilitĂ€reinsatz fest und sagte, "in den kommenden Monaten werden wir unsere PrĂ€senz nicht verĂ€ndern". Er rief die europĂ€ischen Partner zum Kampf gegen den islamistischen Terror im Sahelgebiet auf.
In der Sahelzone - die sich sĂŒdlich der Sahara vom Atlantischen Ozean bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche Terrorgruppen aktiv. Einen GroĂteil des Anti-Terror-Kampfs hat bislang die ehemalige Kolonialmacht Frankreich mit ihrer Einheit "Barkhane" gestemmt, die bis zu 5100 Soldaten im Einsatz hat. Seit Beginn vor gut sieben Jahren starben 57 französische Soldaten. Im vergangenen Jahr wurde dann eine europĂ€ischen Eingreiftruppe "Takuba" gegrĂŒndet, an der nimmt Deutschland allerdings nicht teil.
Macron lobte die beteiligten Staaten. "Die europÀische Truppe Takuba ist mittlerweile an Ort und Stelle, die Zahl der Partner steigt", bilanzierte er via Twitter. "Die Sahel-Koalition ist heute stÀrker."
Druck auf Deutschland, sich an diesem Einsatz zu beteiligen, ĂŒbt die französische Seite allerdings nicht aus. Die Bundeswehr bildet derzeit mit rund 100 Soldaten malische StreitkrĂ€fte aus und beteiligt sich mit fast 1000 Soldaten an der UN-Mission Minusma, die zur Stabilisierung Malis beitragen soll. Nur in Afghanistan sind noch mehr deutsche Soldaten stationiert.
Die Terrorgruppen im Sahelgebiet sind extrem schwer zu bekĂ€mpfen. In den wĂŒstenhaften Weiten, in denen staatliche Strukturen wenig greifen, können die Gruppen einfach agieren. Wegen der groĂen Armut, dem schnellen Bevölkerungswachstum und dem mangelnden Zugang zu Bildung und Gesundheit finden sie dort fruchtbaren Boden fĂŒr die Rekrutierung von AnhĂ€ngern. Die G5-Staaten - Mali, Tschad, Niger, Mauretanien und Burkina Faso - mit ihren insgesamt rund 84 Millionen Einwohnern sind mit die Ă€rmsten der Welt. Angriffe islamistischer Gruppen in der Sahelzone sind laut dem Africa Center for Strategic Studies seit 2017 um fast das siebenfache gestiegen.
Neben dem französischen Einsatz und der Takuba-Truppe grĂŒndeten auch die G5-LĂ€nder vor einigen Jahren eine gemeinsame Eingreiftruppe. Allerdings hat diese Finanzierungsschwierigkeiten, wie Malis VizeauĂenminister Boubacar Gouro Diall jĂŒngst sagte. Macron setze sich dafĂŒr ein, dass die Truppe ausreichend finanziert werde, nötig seien 40 Millionen Euro im Jahr. Es werde auch ĂŒber ein Mandat der UN fĂŒr diese Truppe gesprochen, sagte er. Dies forderte auch Tschads PrĂ€sident Idriss DĂ©by. "Die Mobilisierung der G5-Sahelstaaten muss von der gesamten internationalen Gemeinschaft unterstĂŒtzt und gestĂ€rkt werden."
Die Staats- und Regierungschefs der G5-LĂ€nder trafen sich am Montag und Dienstag in Tschads Hauptstadt N'Djamena, um ĂŒber den Terror in der Sahelzone zu beraten. Tschads PrĂ€sident DĂ©by kĂŒndigte an, weitere 1200 Soldaten als Teil der G5-Truppe in das Grenzgebiet von Burkina Faso, Mali und dem Niger zu entsenden. "Im Kampf gegen den Terrorismus wird unsere MilitĂ€rstrategie wirksamer, wenn die gemeinsame G5-Truppe und die StreitkrĂ€fte der Sahel-LĂ€nder an StĂ€rke gewinnen", sagte er.
Die Konferenz baute auf einen Gipfel im französischen Pau vor einem Jahr auf. Um mehr Partner in den Kampf gegen den Terror miteinzubeziehen, wurde bei dem Gipfel eine "Koalition fĂŒr das Sahelgebiet" beschlossen, der neben den Sahel-Staaten auch Frankreich, die Afrikanische Union und Europa angehören.