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Lockerungen trotz steigender Zahlen: "Wir können nicht mehr"

  • Sonja Eichert
Von Sonja Eichert

Aktualisiert am 16.04.2021Lesedauer: 4 Min.
Zürich am Karfreitag: Ab Montag sollen die Corona-Maßnahmen in der Schweiz weiter gelockert werden.
Zürich am Karfreitag: Ab Montag sollen die Corona-Maßnahmen in der Schweiz weiter gelockert werden. (Quelle: Manuel Geisser/imago-images-bilder)
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Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen, die Bundesregierung will die Notbremse. Unsere Nachbarn gehen einen anderen Weg – obwohl die Infektionslage dort nicht besser aussieht.

Während die Bundesregierung auf härtere Corona-Maßnahmen drängt und die Notbremse ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 in der nächsten Woche zur beschlossenen Sache werden soll, schlägt eines unserer Nachbarländer den gegenteiligen Weg ein: In der Schweiz werden ab Montag die Beschränkungen gelockert – obwohl die Zahlen steigen. "Wir gehen ein Risiko ein, es ist aber vertretbar", fasste der zuständige Bundesrat Alain Berset die Entscheidung am Mittwoch zusammen. Das sehen längst nicht alle so – doch die Prioritäten der Schweizer Regierung sind klar.

2.226 neue Corona-Fälle meldete am Donnerstag das Schweizer Bundesamt für Gesundheit, welches die Infektionen in der Schweiz und in Liechtenstein zählt. Die 14-Tage-Inzidenz, die in der Schweiz üblicherweise betrachtet wird, liegt damit bei 303. Im Vergleich der neu gemeldeten Corona-Infektionen in Relation zur Bevölkerungszahl zeigt sich jedoch: Die Fallzahlen entwickeln sich in Deutschland und der Schweiz sehr ähnlich.

(Quelle: Our World in Data)
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Dennoch wird in der Schweiz nun landesweit umgesetzt, was in Deutschland in örtlichen Modellversuchen kritisch beäugt wird. Die Außengastronomie darf mit Maskenpflicht wieder öffnen, Kulturveranstaltungen werden mit bis zu 50 Gästen oder einem Drittel der Zuschauerkapazität in Innenräumen und bis zu 100 Gästen draußen wieder möglich. Auch Fitnessstudios, Zoos und botanische Gärten dürfen wieder öffnen.

Regierung erfüllt ihre eigenen Kriterien nicht

Die Lockerungen kommen, obwohl die von der Regierung dafür im März beschlossenen Kriterien zum Infektionsgeschehen nicht erfüllt sind: Die Inzidenz und der R-Wert sind zu hoch, zu viele Infizierte mussten ins Krankenhaus, zu viele sind an Covid-19 gestorben. Lediglich die Intensivbelegung mit Corona-Patienten liegt unter dem festgelegten Richtwert. 71 Prozent der Intensivbetten sind derzeit belegt, 24 Prozent mit Covid-Patienten. Zum Vergleich: In Deutschland meldet das Divi-Intensivregister 87 Prozent belegte Intensivbetten, 19 Prozent davon mit Covid-Patienten.

"Die Kriterien sind nicht erfüllt, aber wir sind nicht weit davon", rechtfertigte Gesundheitsminister Berset den Schritt. "Die Zahlen steigen zwar, aber nicht sehr stark." Der Großteil der Schweizer halte sich an die Regeln, da könne man ein gewisses Risiko in Kauf nehmen. Man müsse jedoch weiterhin sehr vorsichtig sein, die Situation sei nach wie vor fragil. Aber: "Es ist uns allen klar, dass wir heute nach dreizehn, vierzehn Monaten in dieser Situation wirklich an der Grenze sind. Wir können nicht mehr."

Bundesrat Alain Berset: Er ist bereit, das Risiko der Lockerungen einzugehen (Archivbild).
Bundesrat Alain Berset: Er ist bereit, das Risiko der Lockerungen einzugehen (Archivbild). (Quelle: Denis Balibouse/Reuters-bilder)

Schweizerische Volkspartei feiert Öffnungen als Erfolg

Diesem Druck aus Bevölkerung und Wirtschaft gibt die Schweizer Regierung, der Bundesrat, nun nach. Dabei sollen sich die Bundesräte untereinander jedoch alles andere als einig gewesen sein, schreibt die "Aargauer Zeitung". Berset, der den Sozialdemokraten angehört, habe noch eine Woche länger warten wollen, sei aber überstimmt worden. Finanzminister Ueli Maurer von der Schweizerischen Volkspartei hingegen drückt aufs Tempo: Bis Mai will er alle Bereiche des öffentlichen Lebens wieder öffnen. Seine Partei feierte den Beschluss daher als großen Erfolg: Man habe sich gegen die liberale Koalitionspartei FDP durchgesetzt.

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Kritik kommt von der größten Oppositionspartei. Der Präsident der Schweizer Grünen, Balthasar Glättli, twitterte, die Lockerungen seien unverantwortlich. Der Bundesrat setze die bereits erzielten Erfolge aufs Spiel.

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Lockerungen bei niedrigeren Zahlen verschoben

Für Verwunderung sorgt derweil der Zeitpunkt der Öffnungen: Eigentlich waren diese bereits für Mitte März geplant gewesen. Damals hieß es jedoch, die epidemiologische Lage lasse keine Lockerungen zu. Die 14-Tage-Inzidenz lag bei 217 – und damit deutlich niedriger als heute. Da es nun jedoch einen Monat später im Jahr sei, könnten mehr Aktivitäten draußen stattfinden, erklärte Berset bei der Pressekonferenz am Mittwoch.

Zudem seien inzwischen mehr Tests und Impfungen verfügbar. "Ende dieses Monats werden alle vulnerablen Personen eine erste Impfdosis erhalten haben, einen Monat später sind sie voll geschützt, sofern sie das wollen. Diese Situation erlaubt uns, Lockerungen vorzunehmen trotz steigender Fallzahlen", so der Bundesrat in einem Interview mit dem SRF. Es sind zwar erst etwa acht Prozent der Schweizer vollständig geimpft, in den nächsten Monaten werden aber größere Impfstofflieferungen erwartet.

Berset appelliert jedoch an die Schweizer, den Beschluss nicht falsch zu verstehen: "Wenn dieser Schritt als Signal interpretiert wird, alles lockerer anzugehen, dann wird es eine Katastrophe geben."

Virologin: Lockerungen nicht nachzuvollziehen

Die Katastrophe prognostiziert auch die deutsche Virologin Isabella Eckerle, die an der Universität Genf forscht. Die Lockerungen würden unnötig Kranke und Tote zur Folge haben, zunehmend auch in jüngeren Altersgruppen.

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Kanton Uri muss bei Inzidenz von 950 verschärfen

Dass ihre Sorge berechtigt ist, zeigt sich im Kanton Uri: Dort beträgt die 14-Tage-Inzidenz 950 – mit Abstand der Spitzenreiter des Landes. "Über die Gründe herrscht nur beschränkt Klarheit", sagt Gesundheitsdirektor Christian Arnold. Viele Ansteckungen kämen aus dem familiären und beruflichen Bereich, es gebe zwei Ausbrüche in Heimen. Es gebe jedoch auch "vermehrt Fälle in den Schulen". Dabei seien alle Altersklassen betroffen.

Der Kanton hat daher am Montag beschlossen, die Maßnahmen nun doch zu verschärfen. In den Oberstufen der Schulen werden Corona-Tests zur Pflicht, in den unteren Klassenstufen sollen bei Verdacht auf einen Ausbruch Massentests durchgeführt werden. Die zwei noch offenen Skigebiete werden geschlossen. Zudem wird die Kontaktverfolgung verschärft: Bisher mussten infizierte Personen ihre Kontakte der vergangenen 48 Stunden melden, nun sind es 72 Stunden.

Eine solche Entwicklung hofft man in der Gesamtschweiz vermeiden zu können. Dennoch existiert auch hier eine Art Notbremse: Bei den im März beschlossenen Richtwerten sind auch die Kriterien für Verschärfungen festgelegt. Diese sollen jedoch mit dem Fortschreiten der Impfungen schrittweise erhöht werden. Und: Wenn sie denn erreicht werden, müsste sich der Schweizer Bundesrat auch an seine selbst auferlegten Regeln halten – anders als nun bei den Lockerungen.

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