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Iran-Angriffe: Angereichertes Uran verschwunden – 408 Kilogramm


408 Kilogramm nicht auffindbar
Nach US-Angriff: Wo ist das angereicherte iranische Uran?

Von t-online, jcz

Aktualisiert am 25.06.2025 - 17:28 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Satellitenbild der Atomanlage Fordo nach dem US-Angriff.Vergrößern des Bildes
Ein Satellitenbild der Atomanlage Fordo nach dem US-Angriff: Experten rätseln, wo das dort gelagerte Uran ist. (Quelle: Uncredited/dpa)
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Immer mehr Zweifel werden laut, ob die Angriffe der vergangenen Woche die iranischen Atomanlagen tatsächlich zerstört haben. Vor allem, da von einer wichtigen Komponente jede Spur fehlt.

Es war das erklärte Ziel der US-amerikanischen Angriffe auf den Iran, die Infrastruktur seines Atomprogramms zu zerstören. Und glaubt man dem US-Präsidenten, wurde dieses Ziel auch erreicht. Die angegriffenen Atomanlagen seien durch die Angriffe "komplett und total ausgelöscht" worden, so Donald Trump. Doch langsam werden Zweifel an dieser Darstellung laut.

So veröffentlichten mehrere US-amerikanische Medien einen Geheimdienstbericht, wonach die Schäden an den Anlagen Fordo, Natans und Isfahan nur oberflächlich seien. Von den 408 Kilogramm angereichertem Uran fehlt zudem nach den Angriffen jede Spur. Doch genau dieses ist essenziell für den Bau von Atomwaffen. Zwar verfügt der Iran nur über Uran, welches auf 60 Prozent angereichert ist, doch laut Experten ist es ohne größeren Aufwand möglich, dieses Material auf die für Kernwaffen notwendigen 90 Prozent anzureichern.

Nur wenige Fahrzeuge für Transport nötig

Beobachter gehen davon aus, dass der Iran genau dieses Material vor den Angriffen auf die Anlagen in Sicherheit gebracht hat. So erklärte der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, schon kurz nach dem Angriff der USA: "Iran hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass es dieses Material geschützt hat."

Satellitenbilder aus den vergangenen Wochen zeigen ein erhöhtes Verkehrsaufkommen rund um die unterirdische Anlage in Fordo. Da die Behälter, in denen das Material transportiert wird, relativ kompakt sind, wären nicht einmal besonders viele Fahrzeuge für den Transport nötig.

Kompliziert wäre der Transport der für die Anreicherung notwendigen Zentrifugen, da diese hochempfindlich sind. Doch auch das wäre im Rahmen der Möglichkeiten im Iran. Über den momentanen Aufenthaltsort des Materials gibt es verschiedene Vermutungen.

Nach Einschätzung von Ali Vaez, Iran-Direktor der Denkfabrik International Crisis Group, könnte sich das Material in einem "stark befestigten Tunnel in Natans" befinden, wie er dem "Spiegel" erklärte. Die betreffende Anlage in der Provinz Isfahan liege zwar näher an der Erdoberfläche als die unterirdische Einrichtung in Fordo, verfüge jedoch über tief gelegene Bauteile, die aus verstärktem Beton bestehen.

Grossi hingegen erklärte in einem Interview mit Fox News, dass seine Behörde "keinerlei Informationen darüber hat, wo sich das Material befindet". Er fügte an: "Wir sind die IAEA, daher spekulieren wir hier nicht." Er äußerte die Hoffnung, dass die IAEA bald wieder zu Kontrollen ins Land gelassen werde, denn: "Meine Verpflichtung ist es, über jedes Gramm Uran Buch zu führen, das im Iran und in jedem anderen Land existiert." Mittlerweile hat der Iran aber angekündigt, vorerst nicht mehr mit der Atomenergiebehörde zusammenzuarbeiten. Lesen Sie hier mehr dazu.

"Lagerhaus würde ausreichen"

Auch der Atomwaffenexperte Pavel Podvig vom UN-Institut für Abrüstungsforschung in Genf hält grundsätzlich verschiedene Optionen für denkbar. "Selbst ein einfaches Lagerhaus würde funktionieren, wenngleich eine geschützte Anlage etwa in einem Bergmassiv besser wäre", sagte er dem "Spiegel". In der Umgebung von Natans sei zuletzt eine neue unterirdische Anlage errichtet worden, die noch tiefer liegen soll als Fordo.

US-Außenminister Marco Rubio bezweifelt, dass es dem Iran gelungen sei, das Uran unbemerkt abzutransportieren: "Sobald ein Lastwagen irgendwohin fährt, werden die Israelis ihn gesehen, ins Visier genommen und ausgeschaltet haben." Doch aufgrund der schieren Größe des Iran, der ungefähr viermal so groß ist wie Deutschland, ist es fast unmöglich, das Land flächendeckend zu observieren. "Deshalb war Diplomatie ein so viel besseres Werkzeug, um das Atomprogramm zu zerlegen, als Bomben", so Ali Vaez im Gespräch mit dem "Spiegel".

Netanjahu macht Anspielungen

Die "Financial Times" zitiert einen anonymen iranischen Insider mit den Worten: "Es wäre sehr naiv gewesen, unser angereichertes Uran in diesen Anlagen zu behalten. Das angereicherte Uran ist aktuell unberührt."

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hingegen erklärte hingegen auf einer Pressekonferenz, sein Geheimdienst habe "interessante Erkenntnisse" zum Aufenthaltsort des Urans und fügte an: "Sie werden es mir nachsehen, dass ich diese nicht mit Ihnen teile."

Iran will nicht mehr mit IAEA zusammenarbeiten

Richard Nephew, ein ehemaliger US-Beamter, der für die US-Präsidenten Barack Obama und Joe Biden arbeitete, gibt zu bedenken: "Sollten sie ein Set-up für die Uranumwandlung besitzen (…) und in der Lage gewesen sein, vor dem Angriff in Fordo eine Anreicherung auf 90 Prozent vorzunehmen – sie hatten schließlich acht oder neun Tage Zeit dafür –, reicht das möglicherweise für 90-Prozent-Uran, das zwei Bomben entspricht."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

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