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Warten auf den Angriff Russlands: Die Kriegsangst in der Ukraine wächst


Konflikt zwischen Ukraine und Russland
Die Kriegsangst wächst

Von afp
27.11.2018Lesedauer: 3 Min.
Berdyansk: Ein Soldat der ukrainischen Nationalgarde steht an einem Checkpoint: Im Land wächst die Angst vor einem bewaffneten Konflikt mit Russland.Vergrößern des BildesBerdyansk: Ein Soldat der ukrainischen Nationalgarde steht an einem Checkpoint: Im Land wächst die Angst vor einem bewaffneten Konflikt mit Russland. (Quelle: ap-bilder)
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Im Streit zwischen Moskau und Kiew zeichnet sich keine Entspannung ab. Die Ukraine will nun das Kriegsrecht in Kraft setzen. Im Land bereiten sich Soldaten und Bevölkerung auf den Ernstfall vor.

Der ukrainische Soldat hat den Blick fest auf das Asowsche Meer gerichtet. Der dichte Nebel macht ihm Sorge. Denn durch die milchigen Schleier lässt sich "der Feind" schlechter beobachten, wie er sagt. Der Feind, das ist Russland. Die Einheit des 26-Jährigen - von seinen Kameraden Kit ("Wal" auf ukrainisch) genannt - befindet sich in höchster Alarmbereitschaft. Ihr Standort liegt mitten inmitten einer Region, in der seit Sonntag akut die Kriegsangst wächst - bei den Soldaten ebenso wie bei den Zivilisten.

Konfrontation auf See

Kit hält einen russischen Angriff über das Asowsche Meer für möglich. "Wir sind in Kampfbereitschaft und warten auf neue Order", sagt er - das Gesicht hinter einer khakifarbenen Sturmhaube versteckt. "Beim ersten Befehl werden wir eine Offensive zurückschlagen oder unsere Stellungen verteidigen. Die Küstenwachen sind die ersten im Meer. Wenn ihre Verteidigungslinien zerstört werden, sind wir als nächstes dran", fügt er hinzu.

Begonnen hat die Eskalation am Sonntag, als drei kleine Schiffe der ukrainischen Marine versuchten, die Meerenge von Kertsch zwischen dem Schwarzen und dem Asowschen Meer zu passieren. Diese liegt zwischen dem russischen Festland und der Halbinsel Krim. Der Weg zum ukrainischen Hafen Mariupol führt allein über diese Meerenge - ein strategisches Nadelöhr, das die Ukraine verletzbar macht.

Russland hatte die Krim 2014 nach einem Referendum in sein Staatsgebiet eingegliedert. Kiew beansprucht die Krim weiterhin als Bestandteil der Ukraine. Die russische Küstenwache stoppte die beiden Patrouillenboote und den sie begleitenden Schlepper per Waffengewalt und nahm die Besatzung fest. Als Reaktion darauf verhängte das ukrainische Parlament am Montagabend ein 30-tägiges Kriegsrecht in Teilen des Landes.

Frontlinie bei Mariupol

Während Kit überzeugt ist, dass die drei Schiffe friedlich zum ukrainischen Hafen Mariupol am Asowschen Meer unterwegs waren, spricht Moskau von einer "Provokation". Die ukrainischen Schiffe hätten nicht abgedreht, obwohl ihnen die russische Seite die Genehmigung für die Passage verweigert habe.

Sollte sich der Konflikt weiter zuspitzen, geriete Mariupol selbst an die Frontlinie. 2014 besetzten prorussische Rebellen vorübergehend die Industriestadt im Südosten der Ukraine, bevor ukrainische Truppen sie zurückeroberten. Anfang 2015 gab es bei Kriegshandlungen 31 Tote und mehr als hundert Verletzte.

Auch im Dorf Tscherwone, einige Kilometer entfernt von Mariupol, macht sich Kriegsangst breit. Rund 60 Menschen heben hier Gräben aus, um die Stadt vor einem russischen Angriff zu schützen, wie sie sagen. Die Freiwilligen kommen vom Zentrum Piligrim für bedürftige Kinder, und Kinder sind ebenfalls dabei zu schaufeln und die Verteidigungsanlagen zu verstärken.

"Einige hundert Meter von hier befinden sich unsere Kinder, unsere Familien, das Aufnahmezentrum für Flüchtlinge", sagt der Piligrim-Gründer Gennadi Mochenko, ein Pastor der Pfingstkirche. Der 50-Jährige trägt Flecktarnuniform, auf seiner Brust baumelt ein Metallkreuz.

"Ich bin bereit"

Der Pastor gibt sich kampfeslustig: "Wenn die Russen vom Meer aus angreifen, werden diese Gräben innerhalb weniger Minuten zur Frontlinie", sagt er. "Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, aber ich bin zum Kampf bereit."

Einer der ehemaligen Schüler des Piligrim-Zentrums, der 22-jährige Bogdan Petlizki, will ebenfalls für Mariupol und die Ukraine kämpfen. "Ich bin bereit. Ich werde meinen Beruf als Feuerwehrmann aufgeben und der ukrainischen Armee beitreten", sagt er feierlich.


Doch es gibt in Mariupol auch andere Meinungen. Der 52 Jahre alte Arbeiter Mykola, der auf einem Sportplatz am Ufer des Asowschen Meeres trainiert, sagt: "Selbst wenn russische Fallschirmjäger hier landen, heißt das nicht, dass das schlecht sein muss. Wir sind alle Brüder. Ich denke nicht, dass etwas Schlimmes passieren wird."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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