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Trump, Chinas Wirtschaftsboom, Deutschland-Politik: Gute Fragen aus dem Nichts


Gute Fragen aus dem Nichts

Eine Kolumne von Gerhard Spörl

Aktualisiert am 07.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Meinung
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US-Präsident Donald Trump: Was wird seine Reaktion, wenn er das Impeachment übersteht? (Quelle: Montage: t-online.de/imago-images-bilder)
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In großer Runde mit Freunden entstehen oft die besten Gespräche: Zum Beispiel darüber, wie es Deutschland geht. Oder warum die kommenden Jahrzehnte China gehören werden.

Jeder von uns kennt solche Abende, an denen sich ungewöhnliche Gespräche entfalten, weil einer die richtige Frage stellt, auf die alle nach kurzem Zögern offen antworten. So war das früher, als wir jung waren, in Wohngemeinschaften lebten oder in Studentenbuden zusammenhockten und den Lambrusco von Aldi kreisen ließen. Als wir auf dem Sprung zur Karriere waren, in unseren Dreißigern, legten wir unsere Gespräche strategischer an, weil wir – Männer! – keine Schwäche zeigen wollten: wäre nicht gut angekommen, weder bei den Freunden noch bei den Frauen, die wir im Auge hatten, jedenfalls glaubten wir das fest.

Das Alter hat auch Vorteile. Alter macht manchmal sogar souverän. Vielleicht haben wir auch nichts mehr zu verlieren oder wir denken: Eh egal, was die anderen von uns denken. Also reden wir frei von der Leber weg, wenn eine überraschende Frage die Runde beschäftigt. Ist schön. Kann man was lernen. Gibt ein gutes Echo. Wirkt nach. Am nächsten Morgen beim Rasieren oder beim Frühstück. Wie ein toller Film oder ein wundervolles Konzert, das in uns nachschwingt.

Am Wochenende waren wir zuerst bei Freunden eingeladen und hatten dann Freunde bei uns zu Hause: Journalisten, Diplomaten, Historiker, Anwälte, Kulturmenschen, Ärzte. Schweizer, Franzosen, Deutsche. Bunte Mischung.

Die damalige CDU-Chefin Angela Merkel und Altkanzler Helmut Kohl trinken auf einem Sommerfest Wein: Deutschland hatte auch vor der Wiedervereinigung kein Ziel, sagte ein anderer, schon gar nicht die Wiedervereinigung.
Die damalige CDU-Chefin Angela Merkel und Altkanzler Helmut Kohl trinken auf einem Sommerfest Wein: Deutschland hatte auch vor der Wiedervereinigung kein Ziel, sagte ein anderer, schon gar nicht die Wiedervereinigung. (Quelle: dpa-bilder)

Deutschland geht es prächtig – aber traut sich nichts

Die gute Frage aus dem Nichts zielte auf das Alter: Welcher runde Geburtstag war wichtig und wie alt fühlen wir uns eigentlich, die wir zwischen 50 und 70 sind? Und ab wann waren wir erwachsen oder glaubten es jedenfalls zu sein?

Jeder hatte seine eigene Antwort darauf und gab sie auch. Für mich war der 40. Geburtstag eine Katastrophe, weil mir an diesem Tag klar wurde, dass ich mich scheiden lassen würde und darum bangte, ob mir meine beiden Söhne zugesprochen würden. Höllentage, die sich hinzogen, mehr als ein Jahr lang, bis das neue Leben mit meinen Kindern begann. Wunderbare Zeit.

Kurz vor meinem 50. Geburtstag wurde ich noch einmal Vater, diesmal trat eine Tochter in mein Leben. Was für ein Glück, was für ein tiefer Spaß. Kinder bringen uns dazu, wieder Kinder zu sein und zugleich erwachsen zu werden, ob wir wollen oder nicht. Ist so. Und ist richtig so. Erstaunliche Dialektik. Beim Nachtisch kam das große Ganze dran, China und Amerika und Deutschland. Befund Deutschland: Ist prächtig dran – noch, traut sich aber wenig zu.

Der 9. November 1989: Singend und schunkelnd freuen sich junge Menschen über den Fall der Berliner Mauer.
Der 9. November 1989: Singend und schunkelnd freuen sich junge Menschen über den Fall der Berliner Mauer. (Quelle: dpa-bilder)

Deutschland hat seit der Wiedervereinigung kein Ziel mehr, trudelt anspruchslos dahin, sagte ein Gast. Deutschland hatte auch vor der Wiedervereinigung kein Ziel, sagte ein anderer, schon gar nicht die Wiedervereinigung. Aber seither ist Deutschland größer und will eigentlich eine gehobene Rolle in der Welt einnehmen, jedenfalls hat es so getan, denkt nur an den Bundespräsidenten Gauck, ohne die Konsequenzen daraus zu ziehen, sagte ein Dritter.

Niemand kann Trump das Wasser reichen

Amerika und Impeachment sind momentan eines. Keiner von uns glaubt daran, dass es so weit kommen wird – weil die Republikaner, auf die es ankommt, nicht mitmachen werden, und weil es keine Mehrheit unter den Wählern dafür gibt, noch nicht. Also wird Trump wiedergewählt und der Wahnsinn nimmt weiterhin seinen Lauf, da die Demokraten keinen Kandidaten finden, der Trump das Wasser reichen kann.

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Könnt ihr euch noch an Clintons Verhalten nach dem Impeachment erinnern, fragte einer? Am 12. Februar 1999 kam er mit einem blauen Auge davon: eine Rüge, doch zur Amtsenthebung kam es nicht. Etwas mehr als einen Monat später, am 24. März, begann der Kosovokrieg mit den Nato-Bombenangriffen auf Belgrad. Bin gespannt, was sich Trump einfallen lässt, fuhr er fort. Ja was?

Illusionslosigkeit macht keinen Spaß, aber Selbstbetrug noch viel weniger.

Am interessantesten wird es bei China

Am interessantesten wird es an solchen Abenden immer dann, wenn das Gespräch auf China kommt. Der Aufstieg ist nicht aufzuhalten, jetzt bauen sie sogar eine Marine auf, obwohl sie zuletzt vor Jahrhunderten und auch nur ganz kurz eine Seemacht waren, sagte einer aus der Runde. Gehört aber zu einer Weltmacht: vorgestern zu Portugal und Spanien, gestern zu Großbritannien und heute zu Amerika. Wahrscheinlich lesen die Chinesen jetzt, was Alfred Thayer Mahan geschrieben hat. Das war der Theoretiker der Seemacht USA am Ende des 19. Jahrhunderts.

Massenproteste in Hongkong: Wie lange wird Peking die Demokratie-Demonstranten noch gewähren lassen?
Massenproteste in Hongkong: Wie lange wird Peking die Demokratie-Demonstranten noch gewähren lassen? (Quelle: imago-images-bilder)

Der Aufstieg Chinas wird nie und nimmer so geradlinig vonstatten gehen, wie ihr denkt, sagt ein anderer. Hongkong ist das Menetekel, mit dem die Kommunistische Partei nicht umgehen kann, auch wenn sie irgendwann dort zuschlagen wird, schon allein deswegen, weil nicht sein kann, was nicht sein darf: eine widerspenstige Demokratie vor der Haustür.

Aber das Beispiel einer monatelangen Revolte in Hongkong, wenn sie denn abgewürgt wird, bleibt ebenso im Gedächtnis haften wie die Demokratiebewegung auf dem Tiananmenplatz mitten in Peking, gegen die sie damals im Jahr 1989 noch Panzer schickten, als die Sowjetunion schon längst darauf verzichtete, wieder Panzer nach Ost-Berlin zu schicken und der Geschichte ihren Lauf ließ.

Was hat die chinesische KP aus dem Niedergang der Sowjetunion gelernt? Unliebsamen Anfängen wehren, mit allen Mitteln, auch mit Konzentrationslagern für die Uiguren. Kann das auf Dauer gut gehen? Eben.


Warum solche Gespräche bei gutem Essen und Trinken aufkommen? Weil Menschen einerseits gerne über sich selber reden und andererseits bange Gedanken haben, in welcher Welt ihre Kinder und Enkel eines Tages leben müssen, wenn es uns nicht mehr gibt.

Ist menschlich. Ist normal.

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