Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kriegseintritt der USA Seine Worte klingen ziemlich hohl

Schneller als erwartet schickt der US-Präsident B-2-Bomber, um die iranischen Nuklearanlagen zu sprengen. Benjamin Netanjahu bekommt die Hilfe, die er braucht. Das Regime in Teheran ist geschockt und wackelt.
Wie geht es weiter? Natürlich hängt jetzt viel davon ab, wie der Iran auf das Eingreifen der USA in den Krieg antwortet. Eine Option bestünde darin, die Straße von Hormus zu sperren. Ist die Durchfahrt für Öl- und Gastanker blockiert, können sie nicht hinaus in die Welt fahren. Eine andere Möglichkeit der Eskalation sind Angriffe auf die 40.000 US-Soldaten, die in Bahrain und Katar, Irak und Kuwait stationiert sind.
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Oder Drohnen greifen weiterhin israelische Städte an, genauso wie Israel iranische Städte angreift, während die USA wieder abwarten, was passiert. Wie lange soll das gehen? Zwei bis drei Wochen veranschlagt das israelische Militär. Mag stimmen oder auch nicht, niemand kann das heute schon wissen.

Zur Person
Gerhard Spörl interessiert sich seit jeher für weltpolitische Ereignisse und Veränderungen, die natürlich auch Deutschlands Rolle im internationalen Gefüge berühren. Er arbeitete in leitenden Positionen in der "Zeit" und im "Spiegel", war zwischendurch Korrespondent in den USA und schreibt heute Bücher, am liebsten über historische Themen.
In der Ferne gibt es zwei beunruhigte Beobachter mit eigenen Interessen. Der eine ist China. Dem Riesenreich liegt viel daran, dass die Straße von Hormus frei bleibt, denn es bezieht 80 Prozent der am Golf geförderten Energie. Kein Wunder, dass die Kommentare aus Peking moderat ausfallen.
Wiederholung von 1967?
Der zweite Beobachter ist Russland. Wladimir Putin hat erst im Januar einen ausführlichen Vertrag über eine "strategische Partnerschaft" mit dem Iran geschlossen. Beide Seiten feierten ihn als Beweis großer Freundschaft. Das Abkommen sieht keine Beistandsverpflichtung im Kriegsfall vor – gut für Russland, schlecht für Iran.
Die Folgen wirken sich teils positiv, teils negativ auf Russland aus. Wladimir Putin dürfte mit Wohlgefallen den Ölpreis steigen sehen, der seine Kriegskasse füllt. Allerdings liegt darin nur ein schwacher Trost, denn nach dem Zerfall des Assad-Regimes in Syrien könnte Russland auch Einfluss im Iran verlieren.
Israel träumt davon, den großen Krieg von 1967 zu wiederholen. Damals besiegte das kleine Land in nur sechs Tagen die Armeen von Jordanien, Ägypten und Syrien. In diese ruhmreiche Tradition, die zur erheblichen Vergrößerung des Staatsgebietes führte, möchte sich Benjamin Netanjahu einreihen.
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Die Daten verraten viel, aber nicht alles
Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied. Damals wurde der Krieg in der Luft und auf dem Boden geführt. Das ist jetzt anders. An einen Bodenkrieg gegen Iran scheinen weder der israelische Premier noch der amerikanische Präsident zu denken. Obwohl – bei Donald Trump ist jede Prognose fahrlässig.
Luftkriege haben einen entscheidenden Nachteil: Israel und die USA wissen nur ungenau, welchen Schaden sie wirklich anrichten. Am frühen Sonntagmorgen flogen sieben B-2-Bomber los. Ihre Last bestand aus bunkerbrechenden Waffen vom Typ GBU-57. Sie sind dazu geeignet, die tief in den Bergfelsen gebaute Uran-Anlage in Fordo, 150 Kilometer südlich von Teheran, zu durchdringen und zu zerstören. Weitere Ziele waren die Kernanlagen in Natans und Isfahan.
Ist damit der Bau der Bombe unmöglich gemacht? Tritt radioaktive Strahlung aus, wovor Experten warnen? Die Daten der Satelliten, die auf diese drei Städte gerichtet sind, verraten viel, aber nicht alles.
Iran vernachlässigte eigene Sicherheit
Netanjahu und Trump wollen ein für alle Mal das nukleare Projekt des Iran militärisch beenden, sagen sie. Aber Ewigkeit als Kategorie gibt es in der Geschichte nicht. Sollte die Theokratie in Iran überleben, kann sie irgendwann an das Jetzt anknüpfen, denn das Wissen, wie Bomben gebaut werden, geht ja nicht verloren.
Deshalb setzt der Erfolg des Krieges voraus, dass dieses Regime zusammenbricht und Nachfolger auf den Bau der Bombe verzichten. Nicht zufällig klingen die Drohungen aus dem Munde des Mullah-Regimes ziemlich hohl – die Antwort auf den B-2-Angriff werde fürchterlich ausfallen, die USA würden schon sehen, was sie davon haben, Israel zu unterstützen.
Der Iran investierte in Hisbollah, Hamas und Houthi als Stellvertreter zur Vernichtung Israels. Aber den Schutz der eigenen Bevölkerung für den Kriegsfall vernachlässigte das Regime, wie man jetzt sieht. Weder gibt es in den Städten genug Bunker, in denen die Menschen vor Luftangriffen einigermaßen sicher wären, noch ist die Luftabwehr auf modernem Stand.
Was hat Trump davon?
Die Theokratie hat falsche Prioritäten gesetzt. Sie hat nicht damit gerechnet, dass Israel angreift, geschweige denn, dass die USA intervenieren. Ajatollah Ali Chamenei und seine Nomenklatura haben mit ihren Fehleinschätzungen gehörig an Legitimation eingebüßt. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand.
Ein anderer Aspekt ist mindestens genauso wichtig. Warum schwenkte Trump um? Was hat er davon?
Es ist nicht zu übersehen, dass dieser Präsident Krisen zum Ausbau seiner Macht nutzt. Die Unruhen in Kalifornien und Texas nutzte er dazu, die Nationalgarde zu schicken. Er erklärte den Notstand, um die „Invasion“ aus illegalen Einwanderern zu stoppen. Er nährt sich von Chaos und vergrößert seinen Zugriff, wo er kann. Die Instanzen der Gerichtsbarkeit fallen ihm nicht in den Arm, sondern erteilen ihm Freibriefe, damit er Universitäten die Subventionen streichen und ausländische Studenten von amerikanischen Universitäten fernhalten kann.
Auf dem Weg zum Autokraten
Trump, der Autokraten wie Putin bewundert, arbeitet gezielt daraufhin, selbst einer zu werden. Ziemlich weit ist er schon gekommen. FBI und CIA, das Justizministerium und das Außenministerium sind mit Gefolgsleuten besetzt und können ihm nicht gefährlich werden. Und der Krieg kann seine Selbstherrlichkeit noch steigern. Wer sollte ihn dann noch aufhalten? Wer könnte es?
Wie wir Trump kennen, hat er einen Deal für sich im Sinn, wenn er an Netanyahus Seite tritt. Gut möglich, dass er am Ende daraus wieder Nutzen ziehen kann. Allerdings hängt das davon ab, wie der Iran reagiert und was daraus folgt.