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Preisschock beim Rohöl: Donald Trumps Öl-Boom droht ein jähes Ende


Preisschock in Amerika
Trumps Öl-Boom droht ein jähes Ende

Von Fabian Reinbold, Washington

21.04.2020Lesedauer: 3 Min.
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Ölpumpe im texanischen Permbecken: Preissturz für die Geschichtsbücher.Vergrößern des Bildes
Ölpumpe im texanischen Permbecken: Preissturz für die Geschichtsbücher. (Quelle: Angus Mordant/reuters)

Unter Donald Trump wurden die USA zum größten Ölproduzenten der Welt. Ein historischer Preisschock beim Rohöl wird jetzt zur großen Gefahr für die US-Wirtschaft – eine Rettungsaktion schlug fehl.

Donald Trump hatte gehofft, ihm sei ein großer Wurf gelungen. Am Osterwochenende brachte der US-Präsident die zerstrittenen Ölexport-Nationen rund um Saudi-Arabien und Russland zusammen. Man einigte sich darauf, die Produktion so weit herunterzufahren, dass die Rohöl-Preise sich stabilisieren.

Trump versprach, sein "großer Deal" werde Hunderttausende Jobs in der US-Energiebranche retten. Das "Wall Street Journal" attestierte Trump einen dringend nötigen außenpolitischen Erfolg und pries die "Kunst des Öl-Deals".

Eine gute Woche später sieht die Realität allerdings düsterer aus. Am Montag sorgte ein atemberaubender, noch nie zuvor eingetretener Kursverfall weltweit für Staunen. Der Preis US-Rohöl fiel und fiel, bis er zeitweise weit ins Negative kippte. Minus 37 Dollar pro Barrel.

Die Speicher drohen überzulaufen

Heißt: Wer Rohöl aus den USA kaufen wollte, bekam dafür zwischenzeitlich auch noch Geld. Das Problem: Trumps Amerika sitzt auf so viel Öl herum, dass die Speicher überzulaufen drohen.

Die aberwitzige Entwicklung nahm nur ein bestimmtes Geschäft – die Optionen auf die US-Sorte WTI im Monat Mai – aber es wird als Symbol verstanden, welche Verwerfungen der globalen Öl-Industrie und der Weltwirtschaft noch drohen können.

Trumps Einigung vom Osterwochenende, wonach die Ölproduzenten ihre Förderung um 10 Prozent drosseln, greift viel zu kurz. Analysten sehen vielmehr einen Nachfrageeinbruch von 25 bis 30 Prozent. Die Nordseesorte Brent, die weltweit als Standard gilt, fiel zeitweise von mehr als 60 Dollar im Laufe des Jahres auf 27 Dollar pro Barrel (159 Liter). Ein Preiskampf zwischen Riad und Moskau ließ noch mehr Öl auf die Märkte fließen.

Der Fracking-Boom, teuer erkauft

Doch die Fabriken sind dicht, die Nachfrage nach Benzin und Kerosin ist im Keller, weil weniger Auto gefahren wird und Flüge gestrichen sind. Dieser Einbruch betrifft alle Produzenten, doch die USA in besonders starkem Maße.

Die USA haben sich erst in den vergangenen Jahren wieder vom Ölimporteur zum Exporteur gewandelt und sind mittlerweile weltgrößter Ölproduzent vor Saudi-Arabien. Möglich gemacht hat es die Fracking-Technologie, mit der Erdgas und Erdöl auf Schiefergestein herausgepresst werden. Fracking hat die US-Wirtschaft in den langen Boomjahren kräftig befeuert und Trump hat die Entwicklung noch verstärkt, indem er große Gebiete, auch in Naturschutzgebieten, dafür freigab.

Das Problem: Die Förderkosten mit Fracking in den USA sind so hoch, dass sich das ganze Geschäft nur bei einem hohen Ölpreis überhaupt rechnet. Saudi-Arabien oder Russland können Öl viel günstiger fördern. Selbst bei Preisen für anderes Rohöl in Höhe von rund 25 Dollar pro Barrel rechnet sich das Unterfangen für viele US-amerikanische Produzenten nicht mehr. Doch gefördert wird weiterhin, denn so schnell sind Ölquellen, die sprudeln, nicht abzuklemmen.

Trump beschwichtigt, aber die Zeit drängt

Der US-Wirtschaft droht nun immenser Schaden. An der US-Energiebranche hängen zehn Millionen Jobs. Schon jetzt plagt die US-Wirtschaft ein heftigerer Einbruch als in manch anderem Land – 22 Millionen neue Arbeitslose gab es in einem Monat. In Bundesstaaten wie Texas oder North Dakota drohen heftige wirtschaftliche Verwerfungen.

Interessieren Sie sich für US-Politik? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Das kann Trump, der ohnehin um die Stabilisierung der Wirtschaft ringt, gar nicht gebrauchen. Deshalb versuchte er, den Schockmoment vom Montag positiv zu verkaufen. "Es ist eine tolle Zeit, Öl zu kaufen", sagte er im Weißen Haus.

Er will deshalb große Mengen an amerikanischem Rohöl in die strategischen Reserven des Landes leiten, die im Rahmen der Ölkrise 1973 geschaffen wurden. Er kündigte eine Aufstockung um bis zu 75 Millionen Fässern an – was allerdings der Kongress beschließen muss und ein monatelanger Prozess wäre.

Doch die Zeit drängt: Ein zentrales Rohöl-Vertriebslager der Industrie in Cushing im Bundesstaat Oklahoma ist schon jetzt zu drei Viertel gefüllt – im Mai soll die Obergrenze erreicht sein.

Trump stellte zwar der Nation eine Stabilisierung des Ölpreises bei 25 bis 28 Dollar pro Barrel in Aussicht. Doch selbst dann wären viele US-Ölfirmen nicht mehr konkurrenzfähig: Ihre Gewinnschwelle erreichen manche Fracking-Unternehmungen erst ab einem Preis von 45 Dollar.

Der erschütterten US-Wirtschaft und dem wahlkämpfenden Präsidenten droht eine Welle an Pleiten und Entlassungen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Wall Street Journal: U.S. Oil Costs Less Than Zero After a Sharp Monday Selloff
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
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