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US-Wahl: Umfrage-Krimi in Swing States – Harris und Trump kämpfen um Stimmen


Umfragen zeigen Wahlkrimi
Nur eine Sache scheint klar


29.10.2024Lesedauer: 4 Min.
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Donald Trump (l) und Kamala Harris: Sie kämpfen erbittert um die Swing States.Vergrößern des Bildes
Donald Trump (l.) und Kamala Harris: Sie kämpfen erbittert um die Swing States. (Quelle: AP Photo/Alex Brandon/dpa & Matt Rourke/AP/dpa)

Die US-Wahl wird wohl in sieben Staaten entschieden. Gerade dort deuten die Umfragen auf einen sehr engen Wahlausgang hin.

Es ist die mutmaßlich entscheidendste Präsidentschaftswahl der jüngeren US-Geschichte – und wenn man den Umfragen glauben mag, die engste. Alle relevanten Swing States sind laut Umfragen der "New York Times" innerhalb der Fehlertoleranz, also in dem Bereich, in dem solche Umfragen keine zuverlässige Tendenz vorhersagen können. Zwischen Unentschieden und Erdrutschsieg ist alles möglich.

Und doch geben sich beide Wahlkampfteams siegessicher – besonders Donald Trump, dessen überbordendes Selbstvertrauen schon immer Teil seiner Persönlichkeit und auch seines Erfolgs war. So gehen die Wahlkampfteams in die letzten Tage vor der Wahl.

Trumps Rezept: Maximales Selbstbewusstsein

Dass er nicht vorhat, daran etwas zu ändern, zeigt Trump auch nach dem Rassismus-Eklat im Madison Square Garden in New York: Nachdem einer seiner Vorredner Puerto Rico eine schwimmende Müllinsel genannt und rassistische Witze über sexuelle Vorlieben von Latinos gerissen hatte, war die Empörung besonders unter Amerikanern mit Wurzeln in Puerto Rico groß.

Die Insel gehört zwar zu den USA, genießt aber nicht dieselben Privilegien wie andere Staaten. Beispielsweise hat sie keine Repräsentation im Kongress, ihre Einwohner können nicht für einen US-Präsidentschaftskandidaten stimmen. Puerto Ricaner sind allerdings Amerikaner – die, die außerhalb Puerto Ricos in den USA leben, können also abstimmen. Für Trump könnte das noch zum Problem werden, denn besonders im hart umkämpften Swing State Pennsylvania leben Hunderttausende wahlberechtigte Puerto Ricaner.

Dutzende Republikaner distanzierten sich von den rassistischen Aussagen. Das Trump-Team versuchte sich an Schadensbegrenzung, erklärte, die Aussagen des Comedians seien ihnen vorher nicht bekannt gewesen. Berichte aus den USA legen allerdings nahe, dass das eine Lüge war: Team Trump soll die Rede zuvor abgenommen haben und unter anderem eine sexistische Beleidigung gegen Kamala Harris haben streichen lassen.

Und Trump? Der hat bisher noch nicht einmal anerkannt, dass die Rede auf seiner Wahlveranstaltung tatsächlich gehalten wurde. Sein Vizekandidat J. D. Vance erklärte, "vielleicht" sei sie rassistisch gewesen, vielleicht auch nicht – er habe sie jedenfalls nicht gehört.

Es ist die jahrzehntelang erprobte Methode Trump: Alles ist großartig, das Beste der Welt sogar. Probleme in den eigenen Reihen gibt es nicht, und wenn doch, dann sind sie nicht seine Schuld. Eine Entschuldigung oder gar Erklärung? Gibt es nicht. Stattdessen feierte Trump die Veranstaltung in New York als "historisch". Die republikanische Kongressabgeordnete Maria Salazar erfand mal eben 50.000 Besucher. Diese Zahl ist belegbar falsch, und doch nur ein weiterer Teil der maximal selbstbewussten Trump-Strategie: Der Madison Square Garden fasst nur 19.500 Menschen.

Trumps Team versucht nun, die Methode des Bosses auch auf die bevorstehende Wahl anzuwenden – einige von ihnen gehen in Hintergrundgesprächen mit der "New York Times" sogar von Siegen in allen sieben umkämpften Staaten aus.

Team Harris: Das Hoffen auf die "Blaue Mauer"

Dermaßen siegessicher gibt man sich bei den Demokraten nicht. Und doch: Die Stimmung in Harris' Team ist wieder optimistischer, nachdem die Vizepräsidentin in den vergangenen Tagen und Wochen ihre leichten Verluste in den Umfragen wieder aufholen konnte. Die Belege für die verbesserte Stimmung, so berichtet die "New York Times" unter Berufung auf Insider, sind nicht von der historischen Qualität, die Trumps Team verkündet, sondern präziser.

So setzt man im Team Harris auf die Stärke der Vizepräsidentin bei Wählerinnen, die besonders durch die Sorge um Abtreibungsrechte an die Wahlurne gebracht werden sollen. Von Trump ausgewählte Richter am Obersten Gerichtshof der USA hatten das landesweite Recht auf Abtreibungen im Jahr 2022 gekippt. Harris dagegen hat immer wieder erklärt, die Regierung habe kein Recht, einer Frau zu sagen, was sie mit ihrem Körper anzufangen habe.

Außerdem hofft man bei den Demokraten auf schwarze Wähler und jene mit lateinamerikanischen Wurzeln – nach Trumps Wahlkampfveranstaltung in New York besonders auf Puerto Ricaner.

Die sollen Harris besonders in den einst sicher demokratischen "Blue Wall"-Staaten ins Ziel tragen, der "Blauen Mauer" im Norden der USA: Michigan, Wisconsin und Pennsylvania. Umfragen, die die Kampagne intern nutzt, zeigen Harris hier knapp vor Trump. Unsicher, aber optimistisch sind die Insider bezüglich Georgia und Nevada, weniger siegessicher dagegen in Arizona und North Carolina.

Das sagen aktuelle Umfragen

Ein Blick auf die aktuellen Umfragen der "New York Times" zeigt: Beide haben Grund zur Hoffnung, aber auch zur Sorge. Tatsächlich lässt sich aus den Umfragen genau eine sichere Vorhersage treffen: In den für den Wahlausgang relevanten Staaten wird der Ausgang wohl extrem eng.

Was kann das für den Gesamtausgang der Wahl bedeuten? Tatsächlich so gut wie alles. Die "New York Times" sieht in ihren Umfragen Harris in Michigan um weniger als einen Punkt vorn, Trump in North Carolina (weniger als einen Punkt), Georgia (einen Punkt) und Arizona (zwei Punkte). Völlig ausgeglichen ist die Lage in Wisconsin, Nevada und Pennsylvania. Einen oder mehrere dieser drei Staaten müssten die Kandidaten gewinnen, um auf die mindestens 270 Wahlmänner zu kommen, die sie brauchen.

Und doch könnte diese enge Wahl in einem eindeutigen Sieg für eine der beiden Parteien enden. Sollten die Umfragen Harris nur leicht unterschätzen, würde sie auf einen eindeutigen Sieg zusteuern. Sollten ihr von den sieben umkämpften Staaten nur vier (Michigan, Wisconsin, Nevada und Pennsylvania) zufallen, wäre sie bereits im Ziel – käme dann noch beispielsweise North Carolina dazu, könnte Harris Trump mit 292 zu 246 Wahlmännern schlagen.

Doch diese Rechnung funktioniert auch für den Republikaner: Auch ihm reichen vier der umkämpften Staaten zum Sieg – nach aktuellem Stand wären das am ehesten Arizona, Georgia, North Carolina und Pennsylvania. Würde Trump, wie von einigen Sprechern seiner Kampagne erwartet, alle sieben Swing States gewinnen, stände er bei einem deutlichen Sieg von 312 zu 226.

In welche Richtung das Pendel in diesem Jahr ausschlägt, ist völlig unklar. Auch in der Vergangenheit lagen die Umfrageinstitute falsch – beispielsweise, als sie 2016 Hillary Clinton massiv über- und Trump unterschätzten. Ein Beispiel: Aktuell liegt Trump in North Carolina sehr knapp vorn. 2016 lagen die Institute hier um sechs Punkte daneben. Sollte sich dieser Fehler wiederholen, könnte Trump den Staat mit einem Vorsprung von mehr als sechs Prozentpunkten gewinnen – oder Harris mehr als fünf Punkte vor Trump liegen.

Verwendete Quellen
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