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US-Wahl: Trump-Verbündeter Ted Cruz kämpft in Texas um sein Amt


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Vom Trump-Gegner zum ergebenen Loyalisten
Trump beleidigte seine Frau – dann küsste Ted Cruz ihm den Ring


03.11.2024Lesedauer: 4 Min.
Ted Cruz: Er sitzt seit mehr als einem Jahrzehnt für Texas im Senat.Vergrößern des Bildes
Ted Cruz: Er sitzt seit mehr als einem Jahrzehnt für Texas im Senat. (Quelle: Sergio Flores)

Eigentlich sollte ein Sieg der Republikaner im Senatswahlkampf in Texas nur Formsache sein. Doch alles deutet auf ein enges Rennen hin. Das liegt auch daran, dass Senator Ted Cruz äußerst unbeliebt ist.

Fast jeder zweite Texaner besitzt eine Schusswaffe, drei von vier sind Christen. Texas ist einer der konservativsten Staaten der USA. Entsprechend deutlich liegt Donald Trump in Umfragen für die US-Präsidentschaftswahl hier vor Kamala Harris.

Einer, der davon nicht zu profitieren scheint, ist Texas' republikanischer Senator Ted Cruz. Der Republikaner kämpft um seinen Sitz in Washington. In einigen Umfragen liegt er gleichauf mit seinem demokratischen Widersacher Collin Allred, in anderen nur knapp vor ihm – und das, obwohl Cruz seit einem Jahrzehnt eine feste Größe in der US-Politik und in seiner Partei ist. Doch seinen Beliebtheitswerten hilft das aktuell nicht: Selbst Politiker seiner eigenen Partei drücken immer wieder öffentlich ihren persönlichen Hass auf Cruz aus.

Der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses John Boehner nannte Cruz einen "leibhaftigen Luzifer" und "den fürchterlichsten Hurensohn, den ich je getroffen habe". Der New Yorker Republikaner Peter King erklärte, er würde lieber eine Giftkapsel schlucken, als Cruz zu unterstützen. Auch Senator Lindsey Graham aus South Carolina führte aus: "Wenn Sie Ted Cruz mitten im Senat töten und die anderen Senatoren entscheiden lassen, ob das ein Verbrechen war, wird es niemanden geben, der Sie verurteilt." Und selbst George W. Bush, für den Cruz einst als Berater tätig war, fasste all das in einem Satz zusammen: "Ich mag diesen Kerl einfach nicht."

Cruz attackiert immer wieder Parteifreunde

Cruz hat es sich in seiner politischen Karriere selbst mit zahlreichen Parteikollegen verscherzt und sich in einem Konflikt mit Donald Trump eine blutige Nase geholt. Das könnte dem republikanischen Senator nun zum Verhängnis werden – oder ihn gerade noch retten.

Rafael Edward Cruz wurde als Sohn einer US-Amerikanerin und eines Exilkubaners am 22. Dezember 1970 in Kanada geboren. Er studierte Jura in Harvard, später war er immer wieder politisch aktiv – unter anderem im Jahr 2000 als Berater der Bush-Kampagne. Dort lernte Cruz auch seine Frau Heidi kennen, die er nur ein Jahr später heiratete. Die beiden haben heute zwei Töchter.

Später trat Cruz selbst für ein politisches Amt an: 2012 wurde er als erster Latino zum Senator seines Heimatstaates Texas gewählt. In den darauffolgenden vier Jahren in Washington verscherzte es sich Cruz aber mit vielen seiner Kollegen. Das soll laut Insidern vor allem an seiner Persönlichkeit liegen: Ein roter Faden der US-Berichterstattung über Cruz ist, dass andere Politiker ihn aus dem Stand nicht leiden können.

Doch den Hass auf Ted Cruz lediglich zwischenmenschlichen Problemen zuzuschreiben, wäre falsch. Cruz gehörte früh der "Tea Party" an, einer ultrarechten Bewegung innerhalb der Republikaner, die als eine Art Vorgänger von Trumps "Make America Great Again" verstanden werden kann. Um sich selbst vor Wählern besser dastehen zu lassen, schreckte Cruz auch vor öffentlichen Attacken auf Parteifreunde nicht zurück. Immer wieder stellte er die Führung seiner eigenen Partei wahlweise als inkompetent, rückgratlos oder verlogen dar.

In seiner Autobiografie schreibt Cruz, er sei in beiden Parteien verhasst, "weil ich die Ursünde begangen habe: die Wahrheit zu sagen". Entsprechend pathetisch hat Cruz seine Autobiografie auch untertitelt: "Zeit für die Wahrheit"

Trump ging auf Cruz' Familie los

Cruz' Strategie, die auf Konfrontation setzt, fand ihren Ursprung in einer Umfrage aus seinem Senatswahlkampf 2012. Die Selbstbeschreibung "Ted Cruz versteht, dass beide Parteien uns enttäuscht haben" habe unter Republikanern Zustimmungswerte von mehr als 80 Prozent erhalten. "Sie wurde das Zentrum meiner Politik", schreibt Cruz.

2016, als Cruz sich um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei bewarb, versuchte er, dieses Prinzip anzuwenden – zunächst mit Erfolg. Cruz zeigte sich gewohnt konfrontativ, auch gegenüber Donald Trump.

Der griff seinerseits auch Cruz an – und dessen Familie. Er deutete unter anderem an, Cruz' Vater sei an der Ermordung John F. Kennedys beteiligt gewesen, und drohte, "die Wahrheit" über Ted und Heidi Cruz' Ehe zu erzählen. Kurz darauf teilte Trump ein Foto von Heidi Cruz und seiner eigenen Ehefrau Melania Trump und deutete an, dass Melania die attraktivere Frau sei.

"Donald, du bist ein winselnder Feigling"

Cruz reagierte auf diese Provokationen mit einer Wutrede vor laufender Kamera. "Leg dich nicht mit meinen Kindern oder meiner Frau an. Donald, du bist ein winselnder Feigling. Lass verdammt noch mal Heidi in Ruhe!" Wenige Wochen später besiegte Trump Cruz endgültig bei den republikanischen Vorwahlen.

Der machtbewusste Cruz gestand seine Niederlage ein und stellte sich im Wahlkampf hinter Trump. Plötzlich erklärte der Texaner, ein "stolzer" Unterstützer Trumps zu sein, was politische Beobachter aufgrund ihrer Konflikte im republikanischen Vorwahlkampf durchaus überraschte. Trump dankt es ihm seitdem, indem er immer wieder öffentlich als Unterstützer Cruz' auftritt – unter anderem unterstützt er den Texaner in seinem Kampf um den Senatssitz in diesem Jahr.

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Um Cruz ist es seit 2016 etwas ruhiger geworden. Und doch provoziert der Texaner immer wieder kleinere oder größere Skandale. Beispielhaft dafür ist Cruz' Urlaubsreise nach Cancún Anfang 2021 – während Texas von einem katastrophalen Wintersturm heimgesucht wurde.

Cruz' Widersacher gilt als Teamplayer

Reportern am Flughafen in Cancún erklärte Cruz im T-Shirt, dass die Zustände in Texas "inakzeptabel" seien. Zur gleichen Zeit gab es Berichte über Texaner, die umgefallene Bäume nach Hause schleppten, um sich und ihre Familien vor dem Erfrierungstod zu bewahren. Cruz brach den Trip ab. Er erklärte später, er sei der Bitte seiner Familie nach einem Urlaub gefolgt und habe nur ein guter Vater sein wollen.

In diesem Jahr steht Cruz das erste Mal seit 2012 ein enges Rennen um seinen Sitz im Senat bevor. Cruz' Widersacher Colin Allred vertritt seit Januar 2019 den 32. Wahlbezirk von Texas im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten. Der ehemalige Football-Profi gewann seinen Wahlkampf damals gegen den republikanischen Amtsinhaber Pete Sessions, für den auch Cruz die Werbetrommel gerührt hatte.

Der 41-Jährige gilt im Gegensatz zu Cruz als jemand, der mit Politikern beider Parteien arbeitet – auch seiner eigenen: Das "Common Ground Committee", eine Organisation, die sich für überparteiliche Kooperation einsetzt, bezeichnet Allred als den texanischen Abgeordneten, der am ehesten die Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg sucht. Umfragen sehen ein enges Rennen voraus – in dem Cruz gerade die Unterstützung des in Texas beliebten Trump ans Ziel bringen könnte.

Verwendete Quellen
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