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Ministerin Klöckner löst mit Nestlé-Video Shitstorm aus: "Schleichwerbung!"


"Lobbyismus" und "Schleichwerbung"
Nestlé-Video mit Klöckner löst Shitstorm aus

Von t-online, sth

Aktualisiert am 06.06.2019Lesedauer: 3 Min.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner: In einem Video auf Twitter präsentiert sie sich mit dem umstrittenen Konzern Nestlé. (Archivfoto)Vergrößern des BildesBundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner: In einem Video auf Twitter präsentiert sie sich mit dem umstrittenen Konzern Nestlé. (Archivfoto) (Quelle: snapshot/imago-images-bilder)
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In einem Twitter-Video lobt Ernährungsministerin Julia Klöckner den Lebensmittelriesen Nestlé. Etliche Nutzer kritisieren das als Werbung. Das Ministerium sieht das anders.

In einem umstrittenen Video lobt Bundesernährungsministerin Julia Klöckner den Lebensmittelkonzern Nestlé. Etliche Twitter-Nutzer kommentierten das mit den Worten "Schleichwerbung" oder "Lobbyismus". Worum es geht, erklärt t-online.de.

Dahinter steckt eine freiwillige Vereinbarung, die das Ministerium im Dezember mit einigen großen Lebensmittelkonzernen getroffen hat. Ministerin Klöckner will damit erreichen, dass Fertigprodukte gesünder werden. Die Abmachung soll große Konzerne dazu bewegen, weniger Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten einzusetzen.

In dem Video steht Klöckner neben dem Nestlé-Vorstandsvorsitzenden Marc-Aurel Boersch. Sie lobt den Konzern: "Ich freue mich, dass wir Unterstützung haben für unsere Innovations- und Reduktionsstrategie. Weniger Zucker, weniger Salz und weniger Fett in den Produkten, die die Bürger gerne mögen."

Wenig Verständnis für so viel Lob

Doch einige Twitter-User haben für so viel Lob wenig Verständnis. Seit Jahren steht der Konzern Nestlé in der Kritik. Umweltorganisationen sehen in ihm einen Umweltsünder, auch Verbraucherschützer kritisierten ihn schon öfter – zum Beispiel für ungesunde Babynahrung.

Nestlé vertreibt mehr als 2.000 Marken. In 190 Ländern ist der Konzern vertreten. Auch wer hier in Deutschland einkaufen geht, kommt an Nestlé-Produkten kaum vorbei. Die lobenden Worte der Ministerin erscheinen da vielen als unangebracht.

Einige Twitter-User, darunter der YouTuber Rezo, kritisierten das Ministerium aber vor allem für die Art der Darstellung. Sowas sollte als Werbung gekennzeichnet werden, schrieb der Cartoonist Ralph Ruthe. Auch Rezo schrieb: "Fun Fact: Hätte ich exakt diesen Tweet mit genau so einem Video gepostet, hätte ich es als #Werbung kennzeichnen müssen."

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So reagiert das Ministerium auf die Kritik

Julia Klöckner verteidigte hingegen ihr Vorgehen und bezeichnete die Kritiker als "Hatespeaker". Das Ministerium äußerte zwar Verständnis für die Kritik, steht aber weiter zu dem Treffen mit dem Nestlé-Chef: "Politik heißt, im Gespräch zu bleiben", hieß es in einem weiteren Tweet.

Eine Ministeriumssprecherin schrieb t-online.de: Zucker, Fette und Salze in Fertigprodukten zu reduzieren, könne nur gelingen, wenn auch die Ernährungswirtschaft ihren Beitrag dazu leistet. "Umso erfreulicher ist es, wenn ein weltweit agierender Lebensmittelkonzern als Positivbeispiel Teil der Strategie und deren Umsetzung ist", hieß es.

So wurde beispielsweise bereits vereinbart, den Zuckergehalt in Frühstückscerealien um 20 Prozent, den in Erfrischungsgetränken um 15 Prozent und den in Kinderjoghurts um 10 Prozent zu senken. Laut dem Twitter-Beitrag des Ministeriums heißt es: "Sie haben 10% der Inhalte reduziert; weitere 5% sollen folgen."

"Erfolg hängt vom Willen der Industrie ab"

Im Januar ist die Initiative des Bundesernährungsministeriums für weniger Salz, Fette und Zucker in Fertiglebensmitteln gestartet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wartet gespannt auf Ergebnisse, gerade bei Zucker. Sie kennt keinen Fall, in dem freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie wirkten, wenn die Regierung keine Druckmittel einsetzte, wie Ernährungsspezialist Francesco Branca im Dezember in Genf sagt.

"Eine Änderung der Rezepturen ist möglich, aber der Erfolg hängt vom Willen der Industrie ab und davon, mit welchem Nachdruck die Regierung die Veränderungen veranlasst", sagte Branca. "Wir empfehlen eine Steuer auf Zucker als kosteneffektive Lösung, um den Zuckerverbrauch runterzubringen. Studien zeigen: Wenn der Preis rauf geht, geht der Verbrauch runter."


Anders als 50 Länder, die Steuern auf Zucker eingeführt haben, etwa Mexiko und Großbritannien, lehnt die Bundesregierung dies ab. Zwar beeinflussten solche Steuern das Kauf- und Konsumverhalten. Ob das anhaltend wirke, sei aber noch unklar, so das Ministerium. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch warf Julia Klöckner einen "Kuschelkurs mit der Lebensmittelwirtschaft" vor.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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