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FDP-Politiker bei Markus Lanz: "Ich hätte dafür zurücktreten müssen"


Teutrine bei Lanz
"Sarah hat eine zweite Chance verdient"

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 12.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Sarah-Lee Heinrich beim Bundeskongress der Grünen Jugend (Archivbild): Die junge Politikerin hat sich für Rassismus-Äußerungen entschuldigt.Vergrößern des Bildes
Sarah-Lee Heinrich beim Bundeskongress der Grünen Jugend (Archivbild): Die junge Politikerin hat sich für Rassismus-Äußerungen entschuldigt. (Quelle: Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Grüne Sarah-Lee Heinrich hat wegen alter Äußerungen Morddrohungen bekommen. Bei "Lanz" entschuldigt sie sich. Ihr FDP-Kollege meint zwar: "Ich hätte dafür zurücktreten müssen" – zollt ihr aber Respekt.

Die Gäste

  • Sarah-Lee Heinrich, Bundessprecherin der Grünen Jugend
  • Jens Teutrine, Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen
  • Yasmine M‘Barek, "Zeit Online"-Redakteurin
  • Vincent Stamer, Institut für Weltwirtschaft

Es ging gleich voll zur Sache. "Ich werde mir irgendwann einen Besen nehmen und alle weißen Menschen aus Afrika rauskehren", zitierte Markus Lanz am Donnerstagabend einen Twitter-Post von Sarah-Lee Heinrich. Die heutige Bundessprecherin der Grünen Jugend war damals 15 Jahre alt.

Unmittelbar nach ihrer Wahl im Oktober 2021 zirkulierte diese eigentlich gelöschte Kurznachricht nebst vielen weiteren Posts plötzlich wieder auf Twitter. Heinrich redete bei Lanz nicht groß drum herum: "Das ist natürlich falsch, total polemisch, nicht in Ordnung." Die grüne Nachwuchspolitikerin ging sogar so weit zu sagen: Elke Heidenreich hat irgendwie recht.

Die Literaturkritikerin hatte sich bei "Lanz" am 12. Oktober über einen Auftritt Heinrichs erregt. Die war im November 2019 in einer Talkrunde zur Frage "Ist Friday's for Future zu weiß?" zu Gast gewesen. Heinrich attestierte Deutschland eine "eklig weiße Mehrheitsgesellschaft". Verständlich, verteidigte nachträglich Jürgen Trittin seine junge Parteifreundin, die wegen ihrer alten Äußerungen Morddrohungen erhalten und sich vorübergehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.

Heinrich: "So rede ich auch gar nicht mehr über Rassismus"

"Sie muss erst mal lernen, richtig zu formulieren", meinte hingegen Heidenreich. Da hatte sie irgendwie sogar recht, befand Heinrich nun. "Ehrlich gesagt habe ich keine richtige Sprache dafür gefunden. Es ist mir sehr schwierig gefallen, mich zum Thema 'Rassismus' zu äußern." Diese Formulierung sei "nicht richtig" gewesen, stellte die Studentin nun klar. "Ich verstehe, dass der Satz verletzend ist. So rede ich auch gar nicht mehr über Rassismus."

Weniger Verständnis für Heidenreichs Urteil brachte der Liberale in der Gesprächsrunde bei "Markus Lanz" auf. Jeder, der Heinrich kenne oder in Interviews erlebe, könne sehen, wie reflektiert und engagiert sie sei, sagte Jens Teutrine, als Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen quasi Amtskollege der grünen Nachwuchshoffnung. Er meinte zwar: "Ich hätte für solche Äußerungen zurücktreten müssen". Aber Heinrich habe sich entschuldigt und das müsse man akzeptieren.

Früher hätten Leute dumme Sachen auf dem Schulhof gesagt, heute würden solche Sprüche im Internet überleben. Teutrine plädierte für eine neue politische Fehlerkultur statt "Cancel Culture": "Sarah hat eine zweite Chance verdient."

An Fehlern wachsen können

War das etwa ein Vorgeschmack auf das neue Ampel-Klima? "Das ist vielleicht gerade die realpolitische Fusion des Traumes der guten Debattenkultur. Wenn das so weitergeführt wird, bin ich total dabei", sagte "Zeit Online"-Journalistin Yasmine M‘Barek. "Dann wird irgendwann sogar noch Boris Palmer begnadigt", scherzte der Gastgeber. M'Barek fand wie Heinrich und Teutrine, dass Politiker nicht sofort abgeschrieben werden sollten und an Fehlern wachsen können.

Das Motto "Fehler machen auch Führungsfiguren stark" müsse dann aber ebenfalls für CSU-Chef Markus Söder und dessen Spruch vom "Asyltourismus" gelten. Söder hatte nach harscher Kritik an seiner Wortwahl versichert, den Begriff nicht mehr verwenden zu wollen. Sollte Söder mal wieder etwas Falsches sagen, dürfe auf Twitter nicht wieder sofort die "Asyltourismus"-Axt hervorgeholt werden, wenn man es mit der neuen Fehlerkultur ernst meine, forderte die Journalistin.

Grüne + FDP = sexy?

Der Ökonom Vincent Stamer war mit 29 Jahren der älteste Gast der Runde. Er unterstrich, welche große Hoffnungen die junge Generation in eine neue politische Ära setzt. "Als junger Ökonom finde ich es sehr sexy, mit der Lenkung marktwirtschaftlicher Kräfte ein sehr ambitioniertes grünes Projekt zu erreichen", sagte der Experte vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel und zielte damit unter anderem auf CO₂-Zertifikate ab. Sollte es gelingen, dass beide Parteien sich in den Ergebnissen wiederfinden, könnten echte Resultate erzielt werden.

"Die inhaltlichen Unterschiede sind enorm", bremste zwar Teutrine, der für die FDP in den Koalitionsverhandlungen sitzt. Doch genau das könnte die Ampel seiner Ansicht nach vollbringen: gegensätzliche Positionen vereinen und darüber eine gemeinsame Linie entwickeln, in der sich auch viele junge Menschen wiederfinden.

"Unsere Generation ist vielfältig, die ist nicht nur Fridays for Future", betonte Teutrine. Heinrich pflichtete ihm dabei und wandte sich gegen die Einschätzung des Grünen-Mitglieds Cansin Köktürk, die es bei Lanz einen "Skandal" genannt hatte, dass so viele Erstwähler ihre Stimme der FDP gegeben hatten. Auch hier wählte Heinrich klare Worte: "Ich fand die Aussage daneben. Natürlich ist das daneben."

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