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Markus Lanz I Missbrauchsskandal in der Kirche: "Antworten sind peinlich"


"Lanz"-Talk über Papst Benedikt
"Diese Antworten sind einfach peinlich"

Von Charlotte Zink

Aktualisiert am 03.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Papst Benedikt XVI (Archiv): Die Rolle des emeritierten Papstes im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche war Thema bei "Markus Lanz".Vergrößern des Bildes
Papst Benedikt XVI (Archiv): Die Rolle des emeritierten Papstes im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche war Thema bei "Markus Lanz". (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Hat der emeritierte Papst Benedikt Missbrauch vertuscht? Die Journalistin Christiane Florin erklärte bei "Lanz", wieso sie das für wahrscheinlich hält. Theologe Manfred Lütz ließ das so nicht stehen.

Bei Markus Lanz im Studio wurde es am Mittwochabend auch mal laut. Thema der Diskussionsrunde war der Missbrauchsskandal, der derzeit die katholische Kirche erschüttert. Vor allem die Rolle des emeritierten Papstes Benedikt XVI. diskutierte Lanz mit seinen Gästen.

Die Gäste:

  • Christiane Florin, "Deutschlandfunk"-Journalistin
  • Manfred Lütz, Psychiater und Theologe
  • Cem Özdemir, Bundeslandwirtschaftsminister
  • Anne Kunze, "Zeit"-Journalistin

Zur Erinnerung: Gutachter werfen Joseph Ratzinger Fehlverhalten im Umgang mit Tätern in seiner Zeit als Münchner Erzbischof vor. Der wies das zurück und rechtfertigte sich jüngst in einer langen Verteidigungsschrift. In einem wesentlichen Punkt musste Benedikt später aber eine Falschaussage einräumen.

Unabhängig davon, ob Ratzinger Kenntnis über Missbrauchsvorwürfe gegen Priester hatte, oder nicht: Dass er als Erzbischof für das, was in seinem Bistum passierte, verantwortlich war, darüber waren sich Lütz und Florin am Mittwochabend einig. Auseinander gingen die Meinungen jedoch bei der Frage, ob Benedikt zur Vertuschung von Missbrauch beigetragen hat.

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In der Reaktion Ratzingers auf diesen Vorwurf erkannte Florin ein altes Muster wieder, wie sie bei "Lanz" erklärte. Bereits in der Vergangenheit habe Ratzinger bei Kritik Verantwortung einfach von sich gewiesen. Ganz nach dem Motto: "Ich war’s nicht!"

Dass Ratzinger als Erzbischof nicht gewusst habe, dass ein Priester, gegen den Missbrauchsvorwürfe erhoben worden waren, in München untergebracht werden sollte, hielt sie für "unwahrscheinlich".

"Warum tritt er nicht mal einen Schritt zurück und sagt: Ich bin verantwortlich, ich war Erzbischof?", fragte Florin. Benedikt habe bisher auch nicht öffentlich sein Bedauern darüber ausgesprochen, dass sein Verhalten weitere Kinder in Gefahr gebracht habe.

Ein "Verantwortungsverdunstungs-Betrieb"

Der aktuell in den Mittelpunkt gerückte Missbrauchsfall sei nicht der einzige in der katholischen Kirche, bei dem die Oberhäupter Verantwortung von sich wiesen, so Florin. Ihr Fazit: "Die Kirche ist ein Verantwortungsverdunstungs-Betrieb!"

Dass Ratzinger gelogen haben soll im Hinblick auf sein Nichtwissen im aktuellen Missbrauchsskandal, wollte Lütz so nicht stehen lassen. "Bevor man ihm Lüge vorwirft, muss man ihm das beweisen", so der Theologe. Handfeste Beweise dafür, dass Ratzinger von Missbrauchsvorwürfen gewusst hat, habe er in den Gutachten aber nicht gefunden, so Lütz.

"Ich habe ihn immer als ehrlichen Menschen erlebt", sagte der Psychiater, der Ratzinger auch persönlich kennt. Gleichzeitig befand er jedoch auch, dass Ratzingers Stellungnahme "katastrophale Sprache" enthalte. "Diese Antworten sind einfach peinlich", so Lütz. "Das muss er jetzt erklären." Eine Chance, sich nochmal zu äußern, solle Ratzinger jedoch fairerweise auch bekommen.

"Können wir nicht mal fair sein?"

Als Reaktion auf Florins Kritik an dem Verhalten Benedikts verwies Lütz auf den Einsatz gegen Missbrauch, den er in Rom auch gegen Widerstände gezeigt habe. So habe Ratzinger sich beispielsweise dafür starkgemacht, Bischöfe dabei zu unterstützen, Priester, denen Missbrauch vorgeworfen wird, zu entlassen.

Florin ließ das so nicht stehen. Sie verwies darauf, dass Benedikt den Opfern des Missbrauchs damit konkret nicht geholfen habe. Für direkte Hilfe für Betroffene, wie beispielsweise eine Entschädigung, habe er sich nicht eingesetzt.

Laut wurde es, als die Sprache auf den katholischen Priester und Missbrauchstäter Marcial Maciel kam. Ratzinger habe trotz der Missbrauchsvorwürfe lediglich verfügt, dass sich der Gründer der Legionäre Christi "in die Stille des Gebets" zurückziehen solle, so Florin. "Können wir nicht mal fair sein?", unterbrach sie Lütz lautstark. Ratzinger habe den "perversen Vebrecher" Maciel sofort in die Wüste geschickt, so die Darstellung des Theologen.

Wird Fleisch teurer?

Hitzig wurde es am Mittwochabend auch noch bei einem ganz anderen Thema. Und zwar als Markus Lanz Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir entlocken wollte, ob die Fleischpreise steigen werden. Bessere Landwirtschaft gehe nur, wenn das Preisschild stimme, so der Grüne. "Fleisch wird teurer?", hakte Lanz hartnäckig nach. "Mit mir gibt’s keine Ramschpreise", so Özdemir.

Für Lanz klang das nach Preiserhöhung. Seine Sorge, dass sich dann womöglich nicht mehr jeder Fleisch leisten könne, wies Özdemir jedoch von sich. "Das stimmt doch nicht", so der Grüne. Ein System mit Fokus auf Billigpreisen sei unter anderem schlecht für den Klimawandel und auf lange Sicht das teuerste.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 2. Februar 2022
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