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Handelsstreit mit China: Trump steht das Wasser bis zum Hals


Konflikt mit China
Trump steht das Wasser bis zum Hals


09.06.2025 - 10:03 UhrLesedauer: 5 Min.
Donald Trump und Xi Jinping: Der Konflikt zwischen den USA und China spitzt sich immer mehr zu.Vergrößern des Bildes
Donald Trump und Xi Jinping: Der Konflikt zwischen den USA und China spitzt sich immer mehr zu. (Quelle: IMAGO/ZUMA Press | Getty Images/CGinspiration, Maksym Kapliuk (Collage t-online)/imago-images-bilder)
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Donald Trumps Wirtschaftspolitik stellt die USA vor große Probleme. Auch deshalb versucht der US-Präsident, im Handelskonflikt mit China auf Peking zuzugehen. Doch Xi Jinping weiß die US-Schwäche für sich zu nutzen.

Als er am Donnerstag beim Besuch von Kanzler Friedrich Merz im Weißen Haus über das Telefonat mit Xi Jinping spricht, kommt US-Präsident Donald Trump ins Schwärmen. Es sei ein "sehr gutes" Gespräch gewesen, mit "sehr guten" Ergebnissen für beide Länder.

Nun wird es am Montag in London weitere Zollverhandlungen mit Peking geben. Für Peking wird unter anderem Vize-Ministerpräsident He Lifeng teilnehmen. Die USA schicken Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick und den Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Er werde bald zudem mit seiner Frau Melania nach China reisen, Xi Jinping werde mit seiner "First Lady" in die Vereinigten Staaten kommen, erklärte Trump.

Es ist vor allem der US-Präsident, der – nach dem heftigen Streit zwischen Washington und Peking – Amerika und China auf dem Weg der Annäherung sieht. Anders blickt jedoch die chinesische Führung auf das Gespräch.

Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua setzte am Donnerstag den Ton aus chinesischer Sicht. Trump habe um das Gespräch gebeten und Xi sei dem gern nachgekommen, hieß es. Peking möchte mit dieser Lesart vor allem Stärke demonstrieren: Amerika ist demnach der Bittsteller und China die vernünftige Supermacht. Als solche sei Xi Jinping nicht auf einen Kompromiss angewiesen, aber er würde eine Einigung auch nicht blockieren, sollten die Vereinigten Staaten umdenken.

Die endgültigen Folgen von Trumps Zollpolitik lassen sich noch nicht in Zahlen messen. Zumindest der direkte Handel zwischen beiden Nationen ist deutlich eingebrochen. Im Mai gingen die chinesischen Exporte in die USA in US-Dollar berechnet demnach um 34,5 Prozent zurück, während die Importe um 18,1 Prozent verglichen mit Mai 2024 verloren.

Natürlich könnte der Handelskonflikt die Volksrepublik ebenso schwer treffen wie die USA. Doch Xi Jinping gibt Trump Kontra und hält diesen Kurs ruhig und störrisch. Da Trump sich mit seiner Wirtschaftspolitik zunehmend ins eigene Fleisch schneidet und die USA ökonomisch mittlerweile in Bedrängnis geraten, nutzt Peking diese Schwäche aus. Denn für China geht es in dem Streit um mehr als nur ökonomische Fragen. Für Peking ist es ein Kräftemessen der Supermächte und eine Machtdemonstration gegenüber Trump.

Handelsstreit zwischen USA und China eskaliert

Der Handelskonflikt der beiden größten Volkswirtschaften hält die Weltwirtschaft in Atem. Trump fährt seit seinem Amtsantritt einen harten handelspolitischen Kurs gegenüber China – und auch die Verhandlungen scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein.

Trump hat den seit Jahren schwelenden Konflikt beider Staaten noch einmal deutlich verschärft – auch wenn er regelmäßig betont, ein gutes Verhältnis zu Xi zu haben. Zwischenzeitlich hatte der Republikaner Strafzölle auf Einfuhren aus China in die USA in mehreren Schritten auf schwindelerregende 145 Prozent erhöht, worauf Peking wiederum mit Gegenzöllen reagierte.

Zwar hatten beide Seiten Mitte Mai eine Pause in der Eskalationsspirale eingelegt und sich zumindest vorübergehend auf eine gegenseitige Senkung von Strafzöllen geeinigt. Zuletzt war der Ton jedoch wieder rauer geworden – und die zugrundeliegenden Meinungsverschiedenheiten sind keineswegs gelöst.

Im US-Senat wird zudem ein neues Sanktionspaket gegen Russland vorbereitet, das sich laut dem republikanischen Senator Lindsey Graham gezielt gegen Länder richtet, die weiterhin russisches Öl, Gas und andere Energieprodukte abnehmen. China wäre demnach von den geplanten Strafmaßnahmen besonders betroffen.

Zudem kritisieren die Amerikaner, dass China wichtige Mineralien und Seltene Erden nicht exportiere. Trump erklärte nach dem Gespräch, es werde keine Probleme mit den Seltenen Erden mehr geben. Er nannte dazu keine weiteren Details. China dominiert den Weltmarkt für Seltene Erden, die für die Herstellung vieler Produkte in der Hightech-Industrie sehr wichtig sind.

USA stehen vor wirtschaftlichen Turbulenzen

Xi Jinping wollte der US-Regierung mit seinem Widerstand demonstrieren, dass Peking durchaus am längeren Hebel sitzen kann. Zwar sind die USA noch immer die dominierende Supermacht, ökonomisch wie militärisch. Doch für die chinesische Staatsführung ist es viel einfacher, kritische Phasen zu überstehen.

Denn Trump muss mit Blick auf seine Wirtschaftspolitik den Widerstand seiner Bevölkerung und der Finanzmärkte fürchten. Xi Jinping hingegen kann in der chinesischen Diktatur nicht demokratisch abgewählt werden, ein Großteil der Bevölkerung hat selbst Armut erlebt und ist deshalb widerstandsfähiger als viele Amerikaner. Zwar wird auch der politische Erfolg von Xi an seiner Wirtschaftspolitik festgemacht, und das ist seine innenpolitische Machtbasis. Aber in der Volksrepublik gibt es keinen Rechtsrahmen, über den sich der chinesische Präsident nicht hinwegsetzen könnte.

Somit liegt eines auf der Hand: Selbst wenn die USA weniger Schaden in dem Handelskonflikt nehmen, könnte Xi trotzdem als Sieger aus diesem Kräftemessen hervorgehen. Sollte Trump die US-Wirtschaft an die Wand fahren, könnte sich das spätestens bei den Midterm-Wahlen 2026 rächen. Denn würden die Demokraten Mehrheiten im Kongress und im Senat gewinnen, wäre die Macht des US-Präsidenten für den Rest seiner Amtszeit deutlich eingeschränkt.

Das dürfte Trump langsam dämmern. Mit seinen Zöllen und seinem Haushaltsgesetz – "Big Beautiful Bill" – stellt er die US-Wirtschaft außerdem vor unkalkulierbare Risiken. Der US-Präsident will Steuern senken, nimmt eine höhere Staatsverschuldung und eine steigende Inflation in Kauf. Mit einer Abwertung des US-Dollars will er die USA reindustrialisieren.

Wirtschaftsexperten sind empört. "Was Trump macht, ist eine Operation am offenen Herzen der Weltwirtschaft, eine Bastelanleitung für den Totalcrash", sagte etwa der Frankfurter Ökonom Martin Lück dem "Spiegel".

Xi Jinping spielt auf Zeit

Um diese Politik umsetzen zu können, ist die US-Regierung jedoch auf Handelsdeals und bestenfalls auf Freihandel angewiesen. Denn nur so können US-Unternehmen ihre Exporte in einem größeren Umfang steigern. Deswegen verhandeln die USA mit der Europäischen Union, deshalb sucht auch Trump das Gespräch mit China.

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Trump erklärte auf seiner Plattform Truth Social, das Telefonat mit Xi habe rund anderthalb Stunden gedauert und sich um "Feinheiten" der im Mai abgeschlossenen Handelsvereinbarung gedreht. Es habe "sehr positive Ergebnisse" gegeben. Ranghohe Vertreter der USA und Chinas. Nun kommt es in London zu weiteren Gesprächen.

Xi schlug einen zurückhaltenderen Ton an, wie aus einer Mitteilung der Chinesen hervorging. Deutlich machte er demnach Trump darauf aufmerksam, sich an gegenseitige Absprachen zu halten. Xi erklärte, die Chinesen seien dafür bekannt, ihre Zusagen konsequent einzuhalten. Da im Mai in Genf ein Konsens erzielt worden sei, müssten sich beide Seiten daran halten. Die chinesische Seite habe die Vereinbarung ernsthaft und gewissenhaft umgesetzt, erklärte Xi demnach. Die US-Seite solle die erzielten Fortschritte objektiv bewerten und ihre negativen Maßnahmen gegen China zurücknehmen, forderte Peking.

Die Zurückhaltung Chinas kann vor allem damit erklärt werden, dass Xi sich über die Turbulenzen im Klaren ist, vor denen Trump ökonomisch steht. Er kann es sich leisten, den US-Präsidenten zappeln zu lassen und auf Zeit zu spielen. Denn das verbessert nicht nur die Verhandlungsposition Chinas, sondern ist für Xi eben auch eine Machtdemonstration. Ein Signal an die internationale Gemeinschaft, dass sich Peking von Washington nicht einschüchtern lässt.

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