Ist dort Gastdozent Harvard-Absolvent Lauterbach kritisiert US-Umgang mit Uni

Die US-Regierung entzieht der Elite-Universität Harvard die Genehmigung für die Aufnahme internationaler Studierender. Das löst nicht nur bei einem prominenten Absolventen der Uni Kopfschütteln aus.
Ex-Gesundheitsminister und Harvard-Gastdozent Karl Lauterbach hat Pläne der US-Regierung zur Abweisung internationaler Studierender an der Elite-Universität kritisiert. Die Angriffe der Regierung von US-Präsident Donald Trump seien "forschungspolitischer Suizid", sagte der SPD-Politiker, der seit dieser Woche auch den Forschungsausschuss des Bundestages leitet, der "Rheinischen Post".
"Wenn ausgerechnet die wichtigsten und leistungsstärksten Universitäten absichtlich geschwächt werden, legt man die Axt an bei einem der bedeutendsten Pfeiler für die amerikanische Wirtschaft", fügte er hinzu. Unzählige Unternehmen in den USA profitierten von dem Wissen, das Harvard-Absolventen mitbrächten. "Viele ausländische Harvard-Absolventen bleiben ja in den USA nach dem Studium", sagte Lauterbach.
"Abschreckendes Signal"
Der ehemalige Gesundheitsminister ist nach eigenen Angaben Absolvent und Gastdozent der Harvard School of Public Health. Er hoffe sehr, dass sich die Entscheidung Trumps noch abwenden lasse, sagte Lauterbach. "Aber selbst wenn das möglich ist, geht von der Attacke auf die freie Lehre und Forschung ein abschreckendes Signal aus."
Das US-Heimatschutzministerium hatte im Streit mit der Universität mitgeteilt, dass diese künftig im Rahmen eines speziellen Bundesprogramms keine neuen Studierenden aus dem Ausland mehr aufnehmen dürfe. Bereits eingeschriebene Ausländer müssten an andere Hochschulen wechseln – sonst verlören sie ihren Aufenthaltsstatus in den USA. Die Maßnahme ist Teil eines anhaltenden Konflikts zwischen der Trump-Regierung und Hochschulen, denen sie eine linksliberale Ausrichtung vorwirft.
Diskussion über Nachwuchs-Anwerbung in Deutschland
Auch Bundesforschungsministerin Dorothee Bär reagierte besorgt auf die Entscheidung der US-Regierung. Die CSU-Politikerin bezeichnete die Situation als "hochdramatisch". Deshalb müsse man "jetzt in Deutschland, aber auch gesamt in Europa das Thema Wissenschaftsfreiheit in den Mittelpunkt stellen (...), weil es eben nicht garantiert ist, dass das überall der Fall ist", sagte sie dem Radiosender BR2.
Grünen-Chefin Franziska Brantner kritisierte die Entscheidung der Regierung von US-Präsident Donald Trump ebenfalls. "Es wird dunkel in den USA. Sehr dunkel", schrieb sie auf Instagram. Deshalb wachse die Verantwortung für freie Wissenschaft und Lehre in Deutschland.
Der CDU-Forschungs- und Digitalpolitiker Thomas Jarzombek – inzwischen Staatssekretär im neuen Bundesdigitalministerium – warb vor diesem Hintergrund um Wissenschaftsnachwuchs aus dem Ausland. Gerade im Bereich Künstliche Intelligenz und Digitalisierung böten deutsche Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen Top-Bedingungen, sagte er. "Wir wollen jetzt kämpfen um die internationalen Talente, die nach anderen Standorten suchen als etwa in den USA."
Die für das Thema zuständige stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Misbah Khan, forderte von der Bundesregierung ein "ambitioniertes Anwerbeprogramm für internationale Studierende". "Deutschland hat jetzt die Aufgabe, mit seinen starken und freien Hochschulen den Wegfall der USA als Bildungsstandort zu kompensieren", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters